Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
Vom Netzwerk:
saß auf einem von lediglich zwei Stühlen, die sich in dem karg ausgestatteten Raum befanden – und raschelte mit den Papieren, in denen er gelesen hatte. Sein glatzköpfiger Gehilfe nahm den anderen Stuhl ein. Er hielt mehrere Akten in der Hand und schwieg.
    »Sie hatten ein paar Scherereien im Innenhafen der Großen Galerie«, erklärte Merrain, die Tür schließend. »Mit zwei hoch motivierten Meuchelmördern.«
    »Ach, wirklich?« Stragos wirkte aufrichtig verärgert. »Und aus welchem Grund versuchte man Sie umzubringen?«
    »Ich wünschte, wir wüssten es«, entgegnete Locke. »Unsere Chance auf eine Befragung wurde durch einen Armbrustbolzen mitten in der Brust zunichte gemacht, als Merrain auftauchte.«
    »Die Frau war dabei, einen von ihnen mit einem vergifteten Messer anzugreifen, Protektor. Ich dachte mir, fürs Erste seien Sie daran interessiert, beide am Leben zu erhalten.«
    »Hmmm. Zwei Meuchelmörder. Waren Sie heute Nacht im Sündenturm?« »Ja«, antwortete Jean.
    »Nun, dann dürfte Requin nicht dahinterstecken. Er hätte Sie gleich im Turm aus dem Weg geräumt. Also hat dieser Angriff eine andere Ursache. Haben Sie mir vielleicht etwas verheimlicht, was ich wissen müsste, Kosta?«
    »Ich bitte Sie, Archont! Ich dachte, dass Ihre kleinen Freunde, die Soldmagier, und die Heerscharen von Spitzeln, von denen Sie uns ganz sicher beschatten lassen, Sie über unser Tun und Treiben bestens unterrichten. Und dann wollen Sie nicht wissen, wer uns Attentäter auf den Hals schickt? Ich hatte eher gehofft, von Ihnen darüber aufgeklärt zu werden.«
    »Das ist eine ernste Angelegenheit, Kosta. Ich habe vor, mich Ihrer zu bedienen; und es passt mir nicht, in die Vendetta irgendeines Unbekannten verwickelt zu werden. Haben Sie nicht einmal einen Verdacht, wer die Mörder auf Sie angesetzt haben könnte?«
    »Ehrlich, wir haben keinen blassen Schimmer.«
    »Sie haben die Leichen dieser Attentäter einfach im Hafen liegen lassen?« »Mittlerweile wird die Polizei sie eingesammelt haben«, meinte Merrain. »Natürlich, um sie in die Haldengrube zu werfen, doch zuerst lagern sie sie ein, zwei Tage lang im Totenhaus«, erklärte Stragos. »Jemand soll dorthin gehen und sie in Augenschein nehmen. Ich will eine Beschreibung der beiden, vielleicht haben sie ja Tätowierungen oder andere besondere Merkmale, die von Bedeutung sein könnten.« »Wird gemacht«, entgegnete Merrain.
    »Sagen Sie dem Offizier der Wache, er soll sich sofort darum kümmern. Sie wissen, wo Sie mich finden, wenn Sie irgendwelche Ergebnisse haben.« »Zu Befehl … Archont.« Merrain sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, doch dann drehte sie sich um, öffnete die Tür und verließ eilig den Raum.
    »Sie nannten mich Kosta«, begann Locke, nachdem die Tür abermals ins Schloss gefallen war. »Merrain kennt unsere richtigen Namen nicht, oder? Seltsam. Trauen Sie Ihren eigenen Leuten nicht, Stragos? Dabei wäre doch nichts leichter, als sie so an die Leine zu legen, wie Sie es mit uns getan haben.«
    »Ich wette«, legte Jean nach, »dass Sie keine Einladung Ihres Gebieters annehmen, nach dem Dienst noch einen Schluck mit ihm zu trinken, was, Glatzkopf?« Stragos’ Gehilfe funkelte Jean wütend an, verkniff sich aber eine Erwiderung.
    »So ist’s recht«, warf Stragos jovial ein. »Machen Sie sich ruhig über meinen persönlichen Alchemisten lustig, den Mann, der dafür gesorgt hat, dass ich Sie ›an die Leine legen konnte, und obendrein noch das Gegengift herstellt.«
    Der kahlköpfige Mann lächelte dünn. Locke und Jean räusperten sich und scharrten synchron mit den Füßen, eine Angewohnheit, die sie sich als Jungen zugelegt hatten.
    »Auf mich machen Sie einen intelligenten Eindruck«, säuselte Locke. »Und ich fand schon immer, dass ein unbehaarter Kopf irgendwie edel wirkt, eine praktische Sache in jedem Klima …«
    »Halten Sie den Mund, Lamora. Bekommen wir die Leute, die wir brauchen?« Stragos hielt seinem Assistenten die Papiere hin.
    »Ja, Archont. Es sind insgesamt vierundvierzig. Ich sorge dafür, dass sie bis morgen Abend verlegt werden.«
    »Gut. Lassen Sie uns die Phiolen da, und dann können Sie gehen.«
    Der Mann nickte und steckte die Papiere in eine Tasche. Er gab dem Archonten zwei kleine Glasfläschchen, dann entfernte er sich ohne ein weiteres Wort, die Tür respektvoll hinter sich zuziehend.
    »Nun, ihr zwei.« Stragos seufzte. »Ihr scheint ja mächtig Aufmerksamkeit zu erregen, nicht wahr? Und ihr habt

Weitere Kostenlose Bücher