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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Klause‹ einnehmen. Gewöhnen Sie es sich in den nächsten Tagen an, mit der Sonne aufzustehen. Am Tag des Throns werden Sie dort frühstücken. Warten Sie darauf, dass Merrain Sie abholt. Sie wird Sie mit ihrer üblichen Diskretion an Ihr Ziel bringen, und dann fängt für Sie der Unterricht an. Das Training nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, machen Sie also keine großen Pläne.«
    »Verdammt noch mal!«, meuterte Jean. »Warum dürfen ir unsere Sache mit Requin nicht vorher zu Ende bringen? Es dauert höchstens noch ein paar Wochen. Danach können wir uns voll und ganz Ihren Anforderungen widmen, ohne abgelenkt zu werden.«
    »Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, erst auf Sie zurückzugreifen, nachdem Sie Ihr privates Problem gelöst haben. Doch dann besann ich mich anders. Ihre eigenen Angelegenheiten müssen zurückstehen. Sie sollen etwas haben, worauf Sie sich freuen können, wenn Sie meine Mission vollendet haben. Außerdem kann ich nicht wochenlang warten. In einem Monat müssen Sie in See stechen. Allerspätestens in sechs Wochen.« »In nur einem Monat wollen Sie aus uns unbedarften Landratten professionelle Piraten machen?«, staunte Jean. »Mögen die Götter uns beistehen!« »Es wird ein sehr anstrengender Monat werden«, pflichtete Stragos ihm bei. Locke stöhnte.
    »Fühlen Sie sich den Strapazen gewachsen? Oder soll ich Ihnen einfach Ihr Gegengift verweigern und Sie in eine Gefängniszelle stecken, wo Sie dann die Folgen Ihrer Entscheidung an sich selbst beobachten können?«
    »Sorgen Sie nur dafür, dass das verdammte Gegenmittel jedes Mal griffbereit ist, wenn wir zurückkommen«, knurrte Locke. »Und denken Sie ernsthaft darüber nach, wie viel Geld uns wohl glücklich machen würde, nachdem wir diese leidige Geschichte zu einem hoffentlich günstigen Abschluss gebracht haben. Nur damit wir uns richtig verstehen – mit Almosen geben wir uns nicht zufrieden. So billig ist Glück nun auch nicht zu kaufen.«
    »Ihre Entlohnung wird in direktem Verhältnis zu Ihrem Erfolg stehen, Lamora. Das Gleiche gilt für Ihr Überleben – wenn der Plan keine Früchte trägt, sind Sie beide erledigt. Erst wenn die rote Flagge wieder in den Gewässern vor meiner Stadt gesehen wird und die Priori zu mir gekrochen kommen und mich um Hilfe bitten, dürfen Sie sich Gedanken über eine Belohnung machen. Und keinen Augenblick früher. Kapiert?« Er lügt, gab Locke Jean durch Handzeichen zu verstehen; das Signal war überflüssig, doch er wusste, dass Jean sich über ein bisschen Dreistigkeit freuen würde. »Ganz wie Sie wünschen«, erwiderte Locke scheinheilig. »Nun, sofern die Götter uns gewogen sind, segeln wir los und stochern in jedem Hornissennest herum, das im GeisterwindArchipel noch zu finden ist. Etwas anderes bleibt uns ja gar nicht übrig, oder?«
    »Mir scheint, Sie haben endlich Vernunft angenommen«, stellte Stragos zufrieden fest. »Weißt du was, Locke«, mischte sich Jean in entspanntem Plauderton ein, »da draußen muss es doch Diebe geben, die sich nur mit ganz gewöhnlichen, unkomplizierten Straftaten durchs Leben schlagen. Wir sollten demnächst versuchen, ein paar dieser Glückspilze ausfindig zu machen und sie bitten, uns ihr Geheimnis zu verraten. Was würde ich nicht darum geben, als Fassadenkletterer oder Straßenräuber eine ruhige Kugel zu schieben …«
    »Ihr Patentrezept für ein leichtes Leben liegt vielleicht schlicht und ergreifend darin, sich von Arschlöchern wie diesem hier fernzuhalten«, kommentierte Locke und deutete mit einer lässigen Handbewegung auf den Archonten.

4
     
     
    Ein Trupp von Allsehenden Augen wartete neben dem Bootshaus, als der Kahn seine Rundfahrt auf dem künstlichen Fluss beendet hatte.
    »Hier, das ist für Sie«, wandte sich Stragos an Locke und Jean, nachdem einer der Soldaten ihm den Riemen abgenommen hatte. Er zog zwei Glasfläschchen aus seinen Taschen und hielt sie den beiden Camorri-Dieben entgegen. »Die erste Dosis des Gegenmittels. Das Gift hat Zeit gehabt, sich in Ihrem Körper auszubreiten. Ich möchte mir während der nächsten Wochen keine Sorgen um Sie machen.«
    Locke und Jean würgten das Mittel runter. »Schmeckt wie Kreide«, meinte Locke und wischte sich den Mund ab.
    »Wenn es nur so billig wäre«, versetzte der Archont. »Und nun geben Sie mir die Fläschchen zurück. Auch die Verschlüsse.«
    Locke seufzte. »Ich hatte gehofft, Sie würden es vergessen.«
    Während die Allsehenden Augen die beiden Diebe zum Mon

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