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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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welche Wunder der Theriner Thron noch hätte vollbringen können, wären ihm Jahrhunderte des Friedens vergönnt gewesen? Doch anstatt die Möglichkeit zu erhalten, den Weg in eine glänzende Zukunft zu bahnen, zersplitterte dieses große Reich in eine Vielzahl von einander bekämpfenden, sich belauernden Stadtstaaten. Doch die Zeit ist reif, dass sich aus all diesem Unglück doch noch etwas Positives ergibt, etwas bereitet sich darauf vor, aus dem einengenden Kokon der Kleingeistigkeit zu schlüpfen und stolz die Schwingen zu spreizen – und dieses Ereignis wird hier stattfinden. Die Alchemisten und Kunsthandwerker von Tal Verrar sind die besten der Welt, und die Gelehrten des Theriner Kollegiums befinden sich nur ein paar Tagesreisen entfernt … Tal Verrar muss die Wiege einer neuen, glanzvollen Epoche sein!« »Maxilan, mein Süßer.« Locke lupfte eine Augenbraue und schmunzelte. »Ich wusste, dass du von irgendetwas besessen bist, aber ich hatte ja keine Ahnung, wie heiß das Feuer in dir brennt. Komm, nimm mich, gleich hier, an Ort und Stelle! Jean hat sicher nichts dagegen; er wird den Blick abwenden wie ein Gentleman.«
    »Machen Sie sich ruhig über mich lustig, Lamora, aber hören Sie meine Worte. Sie sollen sie hören und verstehen, verdammt noch mal! Was Sie gerade gesehen haben«, erläuterte Stragos, »ist mit nichts zu vergleichen, was Sie kennen oder jemals kennenlernen werden. Sechzig Männer und Frauen waren nötig, um dieses Werk zu kreieren. Ständig halten sich Beobachter bereit, die auf jedes meiner Signale achten. Alchemisten kümmern sich um die Nebelmaschinen, versteckte Trupps von Arbeitern bedienen die Blasebalge und Ventilatoren, die den Wind erzeugen. Ein paar Dutzend Leute sind nur dazu abgestellt, um irgendwelche Fäden zu ziehen – die Zweige meiner künstlichen Bäume sind mit Metalldrähten verbunden, wie Marionetten, damit man sie schütteln kann. Es bedarf einer kleinen Armee von Spezialisten, um für drei Männer in einem Boot ein fünf Minuten dauerndes Spektakel zu produzieren. Und selbst das ist nur möglich, weil man auf jahrhundertealte Handwerkskunst zurückgreifen kann.
    Wie viel mehr könnten wir kreieren, wenn wir nur ausreichend Zeit hätten? Es wäre schon ein gewaltiger Fortschritt, wenn dreißig Leute dasselbe Ergebnis erzielen könnten. Oder zehn. Ganz zu schweigen von einer einzigen Person! Angenommen, es gelänge, bessere Maschinen zu bauen, die einen stärkeren Wind, einen heftigeren Regen, eine reißendere Strömung erzeugen. Vielleicht konstruiert man eines Tages Kontrollmechanismen, die so subtil und gleichzeitig so leistungsstark sind, dass man sie als Maschine gar nicht mehr wahrnimmt? Es ist denkbar, dass wir uns irgendwann einmal diese Mechanismen zunutze machen, um alle möglichen Veränderungen zu bewirken. Oder Dinge und Lebewesen zu steuern, sogar uns selbst … unsere Körper und unsere Seelen Wir hocken in den Ruinen einer Welt, die einst den Eidren gehörte, und lassen uns von den Magiern aus Karthain gängeln. Aber ganz gewöhnliche Männer und Frauen vermögen gleichfalls Großes zu leisten … wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wenn man uns – den normalen Sterblichen – ein paar Jahrhunderte Zeit gibt, und die Götter uns wohlgesinnt bleiben, dann bringen wir es fertig, sowohl die Errungenschaften der Eidren in den Schatten zu stellen als auch die Macht von Karthain zu brechen.« »Und damit diese ehrgeizigen Ziele erreicht werden«, warf Jean ein, »ist es erforderlich, dass Locke und ich übers Meer segeln und uns als Piraten ausgeben?« »Tal Verrar wird nie stark sein, solange sein Schicksal von Leuten abhängt, die Gold aus dieser Stadt herauspressen wie Milch aus einem Kuheuter, um dann beim ersten Anzeichen von Gefahr zu flüchten. Ich brauche mehr Macht, und um es rundheraus zu sagen, ich muss sie meinen Gegnern entweder mit Gewalt entreißen oder durch eine List ergattern. Doch dabei ist es wichtig, dass das Volk hinter mir steht. Wenn Sie mit Ihrer Mission Erfolg haben, wird eine Tür aufgestoßen, hinter der großartige Dinge nur darauf warten, von mir ergriffen zu werden.« Stragos gluckste vergnügt in sich hinein und spreizte die Finger. »Sie zwei sind doch Diebe. Ich biete Ihnen die Chance, der Historie ein Schnippchen zu schlagen und die Zukunft zu stehlen.« »Geld auf einem Konto und ein Dach über dem Kopf wären mir lieber«, versetzte Locke. »Was sollen wir mit der Zukunft anfangen, wenn wir gar nicht sicher sein

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