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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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können, ob wir sie überhaupt erleben?«
    »Sie hassen die Magier von Karthain«, stellte Stragos nüchtern fest. »Das ist richtig«, pflichtete Locke ihm bei.
    »Der letzte Kaiser des Theriner Throns hat versucht, sie mittels Magie zu besiegen; Zauber gegen Zauber. Er starb, weil er sich verkalkuliert hatte. Karthain kann niemals mit seinen eigenen Waffen geschlagen werden; die Soldmagier haben dafür gesorgt, dass es in unserer Welt keine Macht mehr geben kann, die dazu in der Lage ist, ihnen die Stirn zu bieten. Hiermit muss man sie in die Knie zwingen.« Er legte den Riemen ab und breitete die Arme aus. »Mit Maschinen. Handwerkskunst. Alchemie und Technik; den Früchten des Geistes.«
    »All das«, stellte Locke fest, »dieser ganze lächerliche Plan … ein erstarktes Tal Verrar, das über diesen Teil der Welt herrscht … soll das nur dazu dienen, Karthain eins auszuwischen? Ich gestehe, dass die Vorstellung mir zusagt, aber ich frage mich nach dem Motiv. Was haben die Magier Ihnen angetan, um Sie zu dieser Intrige zu verleiten?«
    »Ist einer von Ihnen vertraut mit der uralten Kunst, Illusionen zu erzeugen? Haben Sie vielleicht in Geschichtsbüchern darüber gelesen?« »Ein bisschen«, gestand Locke. »Aber nicht viel.«
    »Es gab einmal eine Zeit, da erfreuten sich die Vorstellungen von Illusionisten – keine echten Zauberer, sondern Leute, die mit raffinierten Tricks arbeiteten – großer Beliebtheit. Dieses ›Abrakadabra‹ war ein weit verbreitetes, lukratives Gewerbe. Einfache Leute bezahlten dafür, um sich an einer Straßenecke mit Zaubertricks unterhalten zu lassen; die Aristokratie des Theriner Throns lud diese Hexenmeister an ihre Höfe ein und bot gutes Geld dafür. Aber diese Kultur ist ausgestorben. Die Kunst der perfekten Täuschung, der Vorspiegelung einer Scheinwelt, existiert nicht mehr -bis auf billige Taschenspielertricks, die von Kartenhaien angewandt werden. Die Soldmagier strolchen wie Wölfe durch unsere Stadtstaaten, immer auf dem Sprung, um den leisesten Hinweis auf Konkurrenz im Keim zu ersticken. Kein vernünftiger Mensch würde jemals in der Öffentlichkeit behaupten, er sei der Magie mächtig. Schon vor Hunderten von Jahren erlosch diese Tradition, und die Angst war ihr Tod. Die Soldmagier verzerren unsere Welt allein durch ihre Existenz. Sie regieren uns in vielerlei Hinsicht, aber diese Dominanz hat nichts mit Politik zu tun; der Umstand, dass wir sie engagieren können, damit sie uns in bestimmten Dingen beistehen, ist unwichtig. Diese kleine Gilde lastet wie eine schwarze Wolke über allem, was wir planen, was wir uns erträumen. Die Furcht vor den Magiern vergiftet die Menschen bis ins Mark und lähmt ihre Ambitionen. Angst hindert sie daran, sich ein größeres Ziel vorzustellen … sie wagen gar nicht, daran zu denken, wieder ein Imperium wie den Theriner Thron anzustreben. Ich weiß, dass Sie das, was ich Ihnen angetan habe, für unverzeihlich halten. Doch ob Sie es glauben oder nicht, ich bewundere Sie, weil Sie sich gegen die Soldmagier zur Wehr gesetzt haben. Die haben Sie an mich ausgeliefert, weil sie glaubten, ich würde Sie bestrafen. Stattdessen fordere ich Sie auf, mir dabei zu helfen, Karthain einen schweren, einen vernichtenden Schlag zu versetzen.«
    »Das ist doch alles nur Theorie«, meinte Jean. »So wie Sie sich ausdrücken, klingt es, als gewährten Sie uns ein großes Privileg, wenn Sie uns gegen unseren Willen in Ihre Dienste pressen.«
    »Ich brauche keinen Vorwand, um die Soldmagier zu hassen«, betonte Locke. »Oder um sie zu bekämpfen. Ich habe ihnen sozusagen ins Gesicht gespuckt. Und Jean hat mich dabei unterstützt. Aber Sie müssen verrückt sein, wenn Sie glauben, dass Sie die Soldmagier so mir nichts, dir nichts von der Bildfläche fegen können. Niemals wird Karthain es zulassen, dass Sie irgendetwas erschaffen, das machtvoll genug ist, um den Magiern zu schaden.«
    »Ich erwarte ja gar nicht, dass ich es selbst noch erleben werde«, räumte Stragos ein.
    »Ich möchte nur die Saat säen. Sehen Sie sich doch die Welt an, die uns umgibt, Lamora. Achten Sie auf die Hinweise, die man uns hinterlassen hat. Alchemie wird überall hochgeschätzt, nicht wahr? Sie spendet Licht in unseren Räumen, man benutzt sie, um Salben herzustellen, die unsere Gebrechen lindern, sie konserviert unsere Lebensmittel … würzt unseren Birnenwein.« Er bedachte Locke und Jean mit einem selbstzufriedenen Lächeln. »Alchemie ist eine niedere Form der Magie,

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