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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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ich dir, was du tun musst: Erstens wirst du niemandem von diesem Vorfall erzählen. Zweitens lässt du dich nicht in der näheren Umgebung von Tal Verrar blicken. Hast du verstanden?«
    »Ich hatte nicht vor, dorthin zu gehen, Herr.«
    »Schön. Hier.« Locke griff in seinen linken Stiefel und zog eine sehr schmale Geldbörse heraus. Er warf sie neben Trav, wo sie mit leisem Klirren auf den durchnässten Boden klatschte. »Da drin müssten zehn Volani sein. Eine ordentliche Menge Silber. Damit kannst du … Moment mal, bist du dir auch ganz sicher, dass unser Kutscher noch am Leben ist?«
    »Oh, bei den Göttern, ja doch! Wirklich und wahrhaftig, Meister Leocanto, Herr … nachdem ich ihm eins über die Rübe gezogen hatte, hat er noch gestöhnt und geatmet.
    Ganz bestimmt.«
    »Umso besser für dich. Du darfst das Silber in der Börse behalten. Wenn Jerome und ich von hier weg sind, kannst du zurückkommen und dir nehmen, was wir zurückgelassen haben. Meine Weste und ein paar von diesen Seilen bleiben auf jeden Fall hier. Und nun hör mir gut zu: Heute habe ich dein Leben verschont, obwohl ich dich im Handumdrehen hätte töten können. Gibst du mir recht?«
    »Ja, ja, Sie hätten mich kaltmachen können, wenn Sie nur gewollt hätten, und ich bin Ihnen ja so …«
    »Halt die Klappe. Eines Tages, Trav von Vo Sarmara, halte ich mich vielleicht wieder in dieser Gegend auf, und es könnte sein, dass ich dann etwas brauche. Informationen.
    Einen ortskundigen Führer. Einen Leibwächter. Möge der Dreizehnte mir beistehen, wenn ich gezwungen sein sollte, mich an dich u wenden, aber wenn jemand an dich herantritt und dir den tarnen Leocanto Kosta ins Ohr flüstert, dann tust du, was ’diese Leute von dir verlangen, hast du gehört?«
    »Ja!«
    »Schwörst du darauf einen heiligen Eid vor den Göttern?«
    »Mit meinen Lippen und meinem Herzen, so wahr mir die Götter helfen. Wenn ich fehle, will ich tot umfallen und auf er Waage der Herrin des Langen Schweigens für zu leicht befunden werden.«
    »Das genügt mir. Vergiss niemals, was ich dir gesagt habe. Und jetzt verpiss dich irgendwohin, solange es nur nicht die Richtung ist, in der unsere Kutsche steht.«
    Eine Weile lang sahen Jean und Locke dem davonhastenden Kerl hinterher, bis die von einem Mantel eingehüllte Gestalt in den wogenden grauen Regenschleiern verschwand.
    »Nun ja«, meinte Jean, »ich finde, für heute haben wir genug trainiert, oder?«
    »Ich gebe dir hundertprozentig recht. Verglichen mit dem hier, wird der tatsächliche Job im Sündenturm ein Spaziergang durch den Rosengarten. Was hältst du davon, wenn wir uns nur die beiden Reserverollen Seil schnappen und dann zur Kutsche zurücklaufen? Soll Trav sich doch den Rest des Nachmittags damit vergnügen, hier oben zu hocken und Knoten zu lösen.«
    »Gute Idee.« Jean holte die Bösen Schwestern vom Rand des Abgrunds und inspizierte sie, und ehe er sie in seinen Rocktaschen verwahrte, tätschelte er voller Besitzerstolz ihre Klingen. »Meine Schätzchen! Dieses Arschloch hat euch ein bisschen stumpf gemacht, aber ich krieg euch im Nu wieder scharf.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll«, zweifelte Locke. »Um ein Haar hätte uns so ein halbgescheites Landei mit deinen ach so scharfen Äxten den Garaus gemacht. Weißt du was, ich glaube, seit Vel Virazzo war dies das erste Mal, dass jemand allen Ernstes versucht hat, uns umzubringen.«
    »Hmm, du scheinst recht zu haben. Wie lange ist das jetzt her – achtzehn Monate?« Jean schlang sich eine nasse Taurolle über die Schulter und reichte Locke das andere Seil. Zusammen drehten sie sich um und stapften durch den Wald zur Kutsche zurück. »Ist doch gut zu wissen, dass manche Dinge sich nie ändern, oder?«
     

Kapitel Sechs
    Schuldausgleich
1
     
     
    »Wer immer diese Attentäter dort postiert hat, muss gewusst haben, dass wir auf diesem Weg zur Savrola zurückgehen«, erklärte Locke.
    »Nur verrät uns das nicht viel – wir waren schon oft im Hafen. Jeder X-beliebige kann uns dort gesehen haben, um sich dann da auf die Lauer zu legen.« Jean schlürfte seinen Kaffee und strich mit einer-Hand andächtig über den ramponierten Ledereinband des kleinen Buches, das er sich als Lektüre zum Frühstück mitgebracht hatte. »Vielleicht hat man mehrere Nächte lang auf uns gewartet. Dazu bedarf es keines speziellen Wissens und keiner besonderen Vorbereitungen.«
    Zur siebenten Morgenstunde am Tag des Thrones ging es in der Goldenen

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