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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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trinken, weiter nichts.«
    »Es muss ja nicht unbedingt hier sein«, hakte der Kellner nach. »In einer anderen Kneipe würdet ihr euch bestimmt viel wohler fühlen.«
    »Keine Bange, wir machen euch keine Scherereien.«
    »Das kannst du wohl laut sagen«, versetzte ein vierschrötiger Mann in Marinetunika und Kniehosen. Seine Tischgenossen glucksten boshaft in sich hinein. »Macht, dass ihr hier rauskommt!«
    »Wir mögen keine Leute, die den Räten in den Arsch kriechen«, murmelte ein anderer Offizier. »Und sich schmieren lassen, damit sie andere anscheißen!«
    »Moment!«, bellte der Konstabler wieder und riss sich von einem Freund los, der ihn zur Tür zerren wollte. »Moment! Ich sagte, wir wollten nur etwas trinken. Verdammt noch mal, wir sind nicht auf Streit aus. Bleibt friedlich, Leute, wir gehen ja schon. Ich schmeiß ’ne Lokalrunde, vielleicht beruhigt ihr euch dann wieder!« Mit zitternden Händen schüttete er seine Geldkatze aus. Kupfer- und Silbermünzen fielen klimpernd auf den hölzernen Tresen. »Kellner, eine Runde gutes, dunkles Verrari-Bier für jeden, der mittrinkt, und den Rest kannst du behalten.«
    Der Kellner blickte von dem glücklosen Konstabler zu dem stämmigen Marineoffizier, der sich in den Wortwechsel eingemischt hatte. Jean vermutete, dass es sich um einen der ranghöchsten der anwesenden Offiziere handelte, und der Kellner wollte von ihm wissen, wie er sich verhalten sollte.
    »Wenn du was springen lässt, hat keiner was dagegen«, meinte der Offizier mit schiefem Grinsen. »Mit dir zusammen trinken wir nicht, aber für dein Geld werden wir uns gern was bestellen, sobald du und deine Spießgesellen zur Tür raus sind.«
    »Natürlich. Bleibt friedlich, Leute. Und nichts für ungut.« Der Mann sah aus, als wolle er noch weiterplappern, doch zwei seiner Kameraden packten ihn bei den Armen und bugsierten ihn nach draußen. Nachdem der letzte Konstabler in der Nacht verschwunden war, fingen sämtliche Gäste an zu lachen und zu applaudieren.
    »So bessert die Marine ihr Budget auf!«, schrie der stämmige Offizier. Seine Tischgenossen bogen sich vor Lachen, er schnappte sich sein Glas und hielt es in die Höhe. »Auf den Archonten! Mögen seine Feinde daheim und im Ausland verrotten!«
    »Auf den Archonten!«, brüllten die anderen Offiziere und Matrosen im Chor. Bald war die gute Stimmung wiederhergestellt; während der älteste Kellner das Geld des Konstabler s zählte, stellten seine Gehilfen neben einem angezapften Fass mit dunklem Bier Reihen von hölzernen Bechern auf. Jean runzelte die Stirn und rechnete rasch im Kopf aus, was eine Runde für ungefähr fünfzig Leute kostete; auch wenn es nur einfaches dunkles Bier war, hatte der Konstabler mindestens ein Viertel seines Monatslohns geopfert. Er kannte viele Männer, die sich lieber hätten verprügeln lassen, als sich von so viel schwer verdientem Geld zu trennen.
    »Der Schwachkopf muss ja total blau sein«, seufzte er und sah Locke an. »Willst du dich immer noch besaufen? Es reicht doch schon, wenn sich einer blamiert hat.«
    »Vielleicht werde ich nach dieser Flasche eintörnen«, überlegte Locke.
    »Eintörnen ist ein nautischer …«
    »Ich weiß«, stöhnte Locke. »Ich bringe mich später um.«
    Die beiden jüngeren Kellner gingen mit großen Tabletts herum und verteilten Holzbecher mit dunklem Bier. Zuerst bedienten sie die Offiziere, die zumeist gleichgültig blieben, danach die einfachen Matrosen, die begeistert Zugriffen. Ganz zum Schluss kam ein Kellner auf den Gedanken, die Ecke anzusteuern, in der Locke, Jean und die anderen Zivilisten hockten.
    »Ein Schluck von dem dunklen Zeug gefällig, die Herren?« Der Mann stellte zwei Becher vor Locke und Jean ab, und mit einer Geschicklichkeit, die eines Jongleurs würdig gewesen wäre, streute er Salz aus einem kleinen Glasfässchen hinein. »Ein Geschenk von einem Kerl, der mehr Geld hat als Verstand.« Als Anerkennung legte Jean eine Kupfermünze auf das Tablett, und der Kellner nickte dankbar, ehe er zum nächsten Tisch eilte. »Ein Schluck von dem dunklen Zeug gefällig, Madam?«
    »Wir sollten wirklich öfter hierherkommen«, meinte Locke, obwohl weder er noch Jean von dem Freibier kosteten. Locke schien sich an seinen Wein halten zu wollen, und Jean, der sich Gedanken darüber machte, womit Caldris sie am nächsten Tag quälen würde, blieb lieber nüchtern. Ein paar Minuten lang unterhielten sie sich leise, bis Locke schließlich auf seinen Becher mit Bier

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