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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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hier in der Back. Das ist so ziemlich der schlimmste Platz auf dem gesamten Schiff. Wenn Drecksarbeit anfällt, übernehmt ihr sie. Wenn Decken oder Kleidungsstücke knapp werden, geht ihr leer aus. Ihr seid die letzten, denen Essen und Trinken ausgeteilt wird.«
    »Jedes Mitglied meiner Mannschaft darf euch Befehle erteilen«, ergänzte Drakasha, als Ezri eine Pause einlegte. Locke gewann den Eindruck, dass dies eine gut inszenierte Routineübung war. »Und ihr habt zu gehorchen. Offizielle Strafen gibt es hier nicht. Wer aufmuckt oder die Arbeit vernachlässigt, wird einfach grün und blau geprügelt. Sollte einer so frech werden, dass ich mich seiner annehmen muss, werfe ich ihn eigenhändig über Bord. Glaubt ihr, ich mache Witze? Dann fragt jemanden, der schon eine Weile unter mir dient.«
    »Wie lange müssen wir in der Schrubberwache bleiben?«, fragte ein jüngerer Mann, der ziemlich weit hinten saß.
    »Bis ihr euch bewährt habt«, erwiderte Drakasha. »In wenigen Minuten lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf Port Prodigal. Wenn wir dort eintreffen, steht es jedem von euch frei, von Bord zu gehen. Ihr werdet nicht verkauft; das hier ist kein Sklavenschiff. Aber außer Verpflegung erhaltet ihr keinen Lohn. Wer abhauen will, verlässt das Schiff mit leeren Taschen, und in Prodigal ergeht es einem Sklaven möglicherweise besser als jemandem ohne Geld. Ein Sklave hat vielleicht einen Besitzer, der pfleglich mit seinem Eigentum umgeht und dafür sorgt, dass er nicht einfach krepiert.
    Wenn wir unterwegs einem anderen Schiff begegnen«, fuhr sie fort, »beschließe ich eventuell, dass wir es aufbringen. Und wenn wir dann die rote Flagge hissen, bedeutet das eure große Chance. Ihr führt den Angriff; ihr entert die Prise als Erste. Wenn sich das Schiff mit Feuer, Pfeilen, Klingennetzen oder sonst was zur Wehr setzt, kriegt ihr es als Erste zu spüren und werdet als Erste bluten. Falls ihr überlebt, ist das für euch eine großartige Sache. Dann gehört ihr zur Mannschaft. Wer nicht mitmachen will, den setzen wir in Port Prodigal an Land. Eine Schrubberwache dulde ich nur so lange an Bord, wie es unbedingt sein muss.« Sie nickte Ezri zu.
    »Fürs Erste«, erklärte Delmastro, »bleibt ihr in der Back und auf dem Vordeck und geht nicht weiter als bis zum Großmast. Ohne explizite Aufforderung klettert ihr nicht nach unten und fasst kein Werkzeug an. Wer eine Waffe in seinen Besitz bringt oder versucht, jemandem von der Crew eine wegzunehmen, ist auf der Stelle tot, das garantiere ich. In diesem Punkt kennen wir keinen Pardon.
    Wer mit einem aus der Mannschaft anbandeln will oder gefragt wird, ob er Lust auf eine geile Nummer hat, kann machen, was er will, vorausgesetzt, er hat gerade Freiwache und treibt es nicht oben an Deck. Bei uns geht es ziemlich zwanglos zu, aber Freiwilligkeit ist alles; sowie jemand versucht, Druck auszuüben, wäre es für ihn das Beste, er stirbt bei dem Versuch. Denn alles, was mit Nötigung zu tun hat, ist bei uns tabu. Auch in diesem Punkt sind wir sehr empfindlich.«
    Zamira ergriff wieder das Wort und zeigte auf Locke und Jean. »Ravelle und Valora kommen zu euch.« Einige der Männer nörgelten, und Zamira legte ihre Hände auf die Säbelgriffe. »Benehmt euch, verdammt noch mal! Ihr habt die zwei in einem Boot ausgesetzt und beschlossen, Iono solle über sie richten. Eine Stunde später kreuzte ich auf. Damit ist dieser Fall erledigt. Jeder, der glaubt, er könne dem Herrn der Gierigen Wasser ins Handwerk pfuschen, kann gleich über die Reling springen und sich mit ihm persönlich anlegen.«
    »Sie gehören der Schrubberwache an wie jeder von euch«, bemerkte Ezri.
    Trotzdem wirkten die Männer nicht gerade begeistert, und Zamira räusperte sich abermals. »Dies ist ein Schiff, auf dem alle den gleichen Anteil bekommen.«
    Damit hatte sie sich die Aufmerksamkeit aller gesichert.
    »Der Quartiermeister der Orchidee heißt Gwillem. Er schätzt den Wert der Prise.
    Dreißig Prozent gehen an das Schiff, damit wir nicht mit verrottenden Segeln und morschen Tauen dahindümpeln. Der Rest wird zu gleichen Teilen an die Mannschaft verteilt, ein Anteil pro Kopf.
    Von dem, was wir aus eurem alten Schiff rausgeholt haben, kriegt ihr keinen Centira.
    Und dabei bleibt es. Aber wenn ihr die Gelegenheit bekommt, auf dem Weg nach Port Prodigal ein Schiff zu entern, und ihr zur Mannschaft gehört, wenn wir die Kurier an den Schiffsabwracker verscherbeln, erhaltet ihr einen Anteil von dem

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