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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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jemand, der was zu verbergen hat, segelt ohne Flagge.«
    »Aye. Und Piraten.« Jabril grinste.
    Käpt’n Drakasha donnerte über ihre Köpfe hinweg: »Del! Lass eines der Rauchfässer an die Steuerbordreling bringen. Stellt es vor der Treppe zum Achterdeck auf.«
    »Sie wollen, dass der Rauch von der Luvreling kommt, Käpt’n?«
    »Eine dichte schwarze Wolke quer über das Achterdeck«, bestätigte Drakasha. »Wenn sie sich mit Signalflaggen verständigen wollen, brauchen wir einen Vorwand, um nicht zu antworten. Außerdem will ich nicht, dass sie sehen, wie geschickt Mum das Ruder handhabt.«
    Der schlaksige Segelmeister, der ein paar Fuß hinter Drakasha am Ruder stand, räusperte sich lautstark und grinste. Drakasha lächelte, dann schien sie eine neue Idee zu haben. Sie wandte sich an einen Matrosen zu ihrer Linken und befahl: »Hol drei Signalflaggen aus der Flaggenkiste, und lass sie am Heck hissen. Gelb über Gelb über Gelb.«
    »Alle Seelen in Gefahr«, murmelte Jean. »Das ist eine Aufforderung, näher zu kommen und sich die Sache anzuschauen – helft uns, helft uns!«
    »Ich dachte, es sei bloß ein Notsignal«, bemerkte Locke.
    »Du hättest das Handbuch gründlicher studieren sollen. Drei gelbe Flaggen bedeuten, wir stecken in solchen Schwierigkeiten, dass wir jedem, der Wert darauf legt, ganz legal das Bergerecht für alles einräumen, was wir nicht am Körper tragen. Wer das Schiff birgt, darf es behalten.«
    Delmastro und ihre Crew hatten inzwischen ein Rauchfass an die Heckreling gerückt und es angezündet. Graue Rauchschwaden schlängelten sich hoch und über das Achterdeck, wo sie sich mit der schwarzen Qualmwolke vermischten, die von der Leeseite aufstieg. Am Heckspiegel hissten zwei Matrosen drei gelbe flatternde Wimpel.
    »Zusätzliche Ausgucks in die Masttoppen und an die Reling, um Mumchance zur Hand zu gehen«, brüllte Drakasha.
    »Bogenschützen einer nach dem anderen aufentern. In den Toppen die Waffen runterhalten; versteckt euch, wenn möglich, und haltet euch bedeckt, bis ich das Zeichen gebe.«
    »Käpt’n!« Der Ausguck im Großmast meldete sich wieder. »Sie hat gewendet, um unseren Kurs zu kreuzen, und setzt mehr Tuch!«
    »Wie warmherzig sie doch immer werden, sobald sie das Signal sehen«, spottete Drakasha. »Utgar!«
    Ein ziemlich junger Vadraner, mit schwarzem, geflochtenem Bart und einem glatt rasierten Schädel, der von der Sonne rot verbrannt war, erschien neben Leutnant Delmastro.
    »Versteck Paolo und Cosetta im Orlopdeck«, befahl Zamira. »Gleich wird es Streit geben.«
    »Aye«, antwortete er und flitzte die Treppe zum Achterdeck hinauf.
    »Und was euch angeht«, sagte Drakasha und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Schrubberwache zu, »Enterbeile und Säbel liegen am Fockmast bereit. Sucht euch die Waffe aus, mit der ihr am besten umgehen könnt, und dann helft ihr, die Boote zu Wasser zu lassen.«
    »Käpt’n Drakasha!«
    »Was gibt’s, Ravelle?«
    Locke räusperte sich und sandte ein Stoßgebet zum Namenlosen Dreizehnten; er hoffte, er würde jetzt keinen Fehler machen. Jetzt war die Zeit für eine grandiose Geste gekommen; wenn er nichts unternahm, um Ravelle ein bisschen von seinem Prestige zurückzugeben, würde er gemeinsam mit den anderen als gemeines Crewmitglied enden, das ständig für seine Patzer würde büßen müssen. Er musste sich Respekt verschaffen, denn nur dann konnte er damit rechnen, überhaupt noch einen Teil seiner Mission zu erfüllen. Doch das hieß, dass er in diesem Augenblick vielleicht die größte Torheit seines Lebens begehen musste. »Es ist meine Schuld, dass diese Männer um ein Haar mit der Kurier untergegangen wären. Sie waren meine Besatzung, und ich hätte besser auf sie achtgeben müssen. Ich hätte gern die Chance, wenigstens einen Teil meiner Versäumnisse wiedergutzumachen. Ich möchte … den ersten Platz im führenden Boot einnehmen.«
    »Du verlangst von mir, dass ich dich mit dem Kommando über den Angriff betraue?« »Ich will nicht das Kommando«, stellte Locke richtig. »Ich will nur der Erste sein, der das fremde Schiff entert. Falls es zum Kampf kommt, sollte ich der Erste sein, der sein Blut vergießt. Vielleicht wird dadurch der Mann verschont, der nach mir an Bord springt.«
    »Ich schließe mich an«, sagte Jean und legte in einer fast beschützenden Geste seine Hand auf Lockes Schulter. »Wohin er auch geht, ich gehe mit.« Mögen die Götter dich segnen, Jean, dachte Locke.
    »Wenn ihr den Ehrgeiz

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