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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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vermutete. »… in dieser Richtung.«
    »Und das wagt sie?«
    »Sie benutzt eine obskure Methode, die sie ›Tarnung‹ nennt, Stragos.«
    »Dann gehören Sie jetzt … ihrer Crew an?«
    »Ja. Die Männer von der Kurier bekamen die Chance, ihre Absichten zu beweisen, indem sie die nächste Prise enterten, die Zamira aufbrachte. Die Kurier werden Sie nie wiedersehen, denn sie wurde an einen … äh … Schiffsmaklerbaron verkauft. Aber wenigstens befinden wir uns jetzt in einer geeigneten Position, um Ihnen das zu verschaffen, was Sie wünschen.«
    »Tatsächlich?« Schlagartig veränderte sich Stragos’ Gesichtsausdruck; Verärgerung wurde abgelöst von purer Gier. »Wie … erfrischend, endlich einmal eine gute Nachricht aus Ihrem Munde zu hören, anstatt Beschimpfungen und Beschwerden.«
    »Beschimpfungen und Beschwerden sind meine Spezialität. Hören Sie – Drakasha ist bereit, den Zirkus zu veranstalten, den Sie haben wollen. Wenn wir heute Nacht unser Gegengift bekommen, werden Sie am Ende der Woche hören, dass in jeder erdenklichen Himmelsrichtung Piratenüberfälle stattgefunden haben. Es wird sein, als würde man einen Hai in ein öffentliches Bad werfen.«
    »Was genau meinten Sie, als Sie sagten: ›Drakasha ist bereit‹?«
    Ein Motiv für Drakashas Handlungsweise zu finden war ein Kinderspiel; Locke wäre im Schlaf eines eingefallen. »Ich sagte ihr die Wahrheit«, erwiderte er. »Der Rest ergab sich wie von selbst. Wenn unsere Aufgabe erledigt ist, schicken Sie natürlich Ihre Marine gen Süden, wo sie jeden Piraten vom Geisterwind-Archipel in mundgerechte Stücke schneiden. Mit Ausnahme der einen Piratin, die das ganze Theater angezettelt hat und sich danach ein paar Monate lang in anderen Gewässern herumtreibt. Und nachdem Sie Ihren herrlichen Kleinkrieg gewonnen haben, segelt sie in ihre Heimat zurück und stellt fest, dass ihre früheren Konkurrenten auf dem Grund des Ozeans liegen. Leider!«
    »Ich verstehe«, entgegnete Stragos. »Obwohl es mir lieber gewesen wäre, sie hätte nichts von meinen eigentlichen Absichten erfahren …«
    »Wenn es im Geisterwind-Archipel Überlebende gibt«, wandte Locke ein, »dann kann sie denen wohl kaum ihre Rolle in diesem Spiel verraten, oder? Und sollte überhaupt keiner übrig bleiben … dann hat sie niemanden mehr, bei dem sie etwas ausplaudern könnte.«
    »Sie haben recht«, murmelte Stragos.
    »Wie dem auch sei«, mischte sich Jean ein, »wenn wir zwei nicht bald zurückkehren, segelt die Orchidee davon, und Sie verlieren die Chance, Zamira für Ihre Zwecke einzuspannen.«
    »Dann hätte ich für nichts und wieder nichts die Kurier verloren, meinen Ruf ruiniert und eure Gesellschaft ertragen. Jawohl, Tannen, ich bin mir sehr wohl über sämtliche Aspekte eures Plans im Klaren, den ihr bestimmt für äußerst raffiniert haltet.«
    »Bekommen wir dann das Gegengift?«
    »Das endgültige Heilmittel habt ihr euch noch nicht verdient. Aber ich gewähre euch einen Aufschub.«
    Stragos gab einem der Allsehenden Augen einen Wink; der Soldat verbeugte sich und verließ den Raum. Kurz darauf kam er zurück und hielt zwei Personen die Tür auf.
    Die erste, die eintrat, war Stragos’ persönlicher Alchemist, der ein silbernes Tablett mit Haube trug. Die zweite war Merrain.
    »Unsere beiden lodernden Feuer sind also tatsächlich wie der da«, stellte sie fest. Sie trug eine langärmelige Robe, die farblich zu den meergrünen Streifen auf Stragos’ Cape passte, und ihre schmale Taille wurde durch eine eng anliegende Schärpe aus Goldbrokat betont. Ein Kranz aus roten und blauen Rosenblüten war in ihr Haar eingeflochten.
    »Kosta und de Ferra haben sich einen weiteren Schluck Leben verdient, meine Liebe.«
    Stragos streckte einen Arm aus, und sie ging zu ihm und hakte auf eine saloppe, freundschaftliche Art bei ihm ein. Die Geste erinnerte eher an eine Gesellschafterin als an eine Geliebte.
    »Ach, und wie?«
    »Das erzähle ich dir, wenn wir in die Gärten zurückgehen.«
    »Feiern Sie dort die Festa Iono, Stragos? Sie wirken auf mich nicht wie jemand, der sich gern amüsiert«, versetzte Locke.
    »Ich tue es für meine Offiziere«, erklärte Stragos. »Wenn ich ein Fest für sie gebe, verbreiten die Priori das Gerücht, ich sei verschwenderisch. Tue ich nichts, wirft man mir Hartherzigkeit und Strenge vor. Nichtsdestoweniger sehen sich meine Offiziere in der Öffentlichkeit manchen Anfeindungen von Neidern ausgesetzt. Allein um sie davor zu bewahren, stelle ich

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