Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
Vom Netzwerk:
Als in einem dicken Schwall Wasser durch das Leck strömte, brach helle Panik aus.
    Danach hagelte es Armbrustbolzen aus dem zweiten Boot. Streva, der unachtsam gewesen war, weil er die Vorgänge auf dem ersten Boot beobachtet hatte, bekam einen Bolzen zwischen die Rippen und fiel rücklings gegen Locke. Der schubste den unglücklichen jungen Mann zur Seite; er wusste, dass es nicht in seiner Macht lag, ihm zu helfen. Das Deck war bereits rot vor Blut. Im nächsten Moment fing Malakasti an zu röcheln, als ein Pfeil aus den Masttoppen der Tyrann ihren Rücken durchbohrte; sie kippte gegen die Heckreling, und ihr Schild fiel ins Wasser.
    Jabril stieß ihren Speer weg und zerrte Malakasti aufs Deck hinunter. Locke sah, dass der Pfeil einen ihrer Lungenflügel zerfetzt hatte, und jeder blubbernde Atemzug, um den sie noch rang, konnte ihr letzter sein. Jabril, dem das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand, versuchte, sie mit seinem Körper zu decken, bis Locke ihn anbrüllte: »Es kommen noch mehr Pfeile! Verlier jetzt nicht die Nerven, verflucht noch mal!« Was bin ich doch für ein verdammter Heuchler, dachte er mit wild klopfendem Herzen. In dem sinkenden Boot schickte sich ein anderer Matrose an, einen Enterhaken zu werfen. Abermals ließ Gwillem seine Schleuder sausen und zertrümmerte den Arm des Mannes, und Jean bombardierte das Boot mit dem nächsten Stein. Damit war das Spiel für die restlichen Insassen aus; während das Boot unterging und Leichen über den Duchten lagen, sprangen die Überlebenden ins Wasser. Später konnten sie vielleicht neuen Ärger bereiten, doch vorläufig waren sie außer Gefecht gesetzt. Das Gleiche galt für Lockes »Eingreiftruppe«. Das zweite feindliche Boot rauschte heran, hielt sich jedoch aus Angst vor den Steinwürfen in sicherer Entfernung. Es schwenkte um das Heck herum und schob sich an die Steuerbordseite, wie ein Hai, der seine verwundete Beute umkreist.

9
     
     
    Zamira zog ihren Säbel aus dem Körper der letzten valcona und brüllte ihren Leuten an der Backbordseite zu: »Neu formieren! Neu formieren! Schließt die verdammte Lücke da vorn!« Valcona! Rodanov war ein verflucht gerissener Halunke; diese blutrünstigen Bestien hatten mindestens fünf ihrer Leute getötet, und nur die Götter wussten, wie viele sie verletzt hatten. Er hatte damit gerechnet, dass sie versuchen würde, die Schiffe Breitseite-an-Bug zu bringen; und diese Ungeheuer hatten auf sie gewartet wie eine wohlplatzierte Falle.
    Und da stand er – unmöglich zu übersehen, fast doppelt so groß wie ein normaler Mann, in einem dunklen Rock und bewaffnet mit diesen verdammten Panzerhandschuhen. Die Keule in seinen Pranken musste mindestens zwanzig Pfund wiegen. Seine Leute schwirrten jubelnd um ihn herum und bedrängten durch die Bresche, die Rodanov irgendwie in seine Steuerbordreling geschlagen hatte, die vorderste Linie der Gegner.
    Entscheidend war jedoch, dass genau der Tumult ausgebrochen war, den sie mit ihrem Manöver bewirken wollte; Speere wurden in Gegner gerammt, Schilde hochgerissen, Leichen und kämpfende Matrosen wurden von den drängenden Massen zu beiden Seiten so eingeklemmt, dass sie nirgendwohin ausweichen konnten außer nach unten. Manche rutschten in die trügerische Lücke zwischen den beiden Schiffen, wo sie entweder ertranken oder zu Brei zermalmt wurden, wenn die Rümpfe wieder aneinanderschrammten. »Armbrüste!«, schrie sie. »Armbrüste!«
    Hinter den Speerträgern lagen fast sämtliche Armbrüste, über die das Schiff verfügte; die Waffen waren geladen und gespannt. Die hintere Kampflinie, die sich bereitgehalten hatte, schnappte sich die Armbrüste und feuerte eine unregelmäßige Salve auf die ersten Reihen der Enterer. Acht oder neun von Rodanovs Leuten stürzten getroffen zu Boden, doch er selbst schien unversehrt zu sein. Kurz darauf regnete es Armbrustbolzen von den Schützen der Tyrann; Rodanov hatte die gleiche Idee gehabt wie Drakasha. Schreiend und mit gefiederten Schäften in den Köpfen und Leibern, kippten Kämpfer aus Zamiras Reihen um, und sie konnte keinen einzigen der Gefallenen entbehren.
    Einige Gegner versuchten, an einer Stelle, an der weniger heftig gekämpft wurde, auf die Orchidee zu springen; ein paar schafften es, klammerten sich hartnäckig an ihre Reling und versuchten, drüberzuklettern. Sie löste eigenhändig das Problem, indem sie die Gesichter der Enterer aufschlitzte oder ihre Schädel mit den Knäufen ihrer Säbel einschlug. Drei,

Weitere Kostenlose Bücher