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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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hätte, ich habe nicht nur einen Teil meiner Besatzung, sondern auch Freunde verloren. Zurzeit sind wir so geschwächt, dass wir nicht mal ein Fischerboot aufbringen können, also liegt nun alles bei euch.«
    »Wir haben etwas versprochen«, bestätigte Locke. »Nämlich, dass wir uns um Stragos kümmern. Richtig. Bringen Sie uns hin, und … ich lasse mir etwas einfallen.«
    »Das ist gar nicht nötig«, wandte Jean ein. »Lasst mich einfach an Land gehen.« Er blickte auf seine Füße. »Und dann segelt ihr gleich wieder ab.«
    »Nein«, widersprach Locke, »ich bleibe auf gar keinen Fall hier, während du …«
    »Um das zu tun, was mir vorschwebt, genügt ein einziger Mann.«
    »Du hast doch gerade eine Totengabe versprochen …«
    »Die kriegt sie auch. Und wenn ich es bin.«
    »Wird Stragos denn nicht misstrauisch, wenn nur einer von uns auftaucht?«
    »Ich sage ihm, du seist tot. Ich erzähle ihm, wir hätten auf See gekämpft; das ist noch nicht mal gelogen. Dann wird er mich empfangen.«
    »Ich lasse dich aber nicht allein gehen.«
    »Und ich nehme dich nicht mit. Was willst du dagegen machen – mich verprügeln, bis ich nachgebe?«
    »Haltet den Mund, ihr zwei«, mischte sich Zamira ein. »Götter! Jerome, noch heute früh hat dein Freund hier versucht mich dazu zu überreden, ihn genau das tun zu lassen, was du jetzt vorhast.«
    »Was?« Jean funkelte Locke empört an und knirschte mit den Zähnen. »Du elender kleiner Wicht, wie konntest du mich so hintergehen …«
    »Was? Du bist wütend, weil ich dir zuvorgekommen bin? Wo ist denn bitte schön der Unterschied zwischen mir und dir, du aufgeblasener Wichtigtuer? Ich werde …«
    »Was?«, brüllte Jean.
    »Ich werde mich auf dich stürzen, du schlägst mich grün und blau, und hinterher fühlst du dich ganz schrecklich! Was hältst du davon, häh?«
    »Ich fühle mich jetzt schon ganz schrecklich«, gab Jean zu. »Götter, warum lässt du mir nicht einfach freie Hand? Kannst du nicht so großherzig sein? So bleibt wenigstens einer von uns am Leben! Du kannst versuchen, einen anderen Alchemisten oder Giftmischer zu finden. Du hättest eine bessere Chance davonzukommen als ich.«
    »Quatsch!«, spuckte Locke aus. »So läuft das nicht, und wenn du es wirklich anders haben wolltest, hättest du mich in Camorr verbluten lassen sollen. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich damals angefleht, mich allein zu lassen.«
    »Sicher, aber …«
    »Bei dir ist das etwas anderes, nicht wahr?« »Ich …«
    »Meine Herren«, warf ’Zamira ein, »oder was auch immer ihr seid. Abgesehen von allem anderen habe ich heute Nachmittag Basryn in dem kleinen Boot ausgesetzt, damit der Dreckskerl auf offener See krepieren konnte anstatt auf meinem Schiff.
    Allein kannst du keines der anderen Boote nach Tal Verrar pullen, Jerome. Und ich bringe die Orchidee höchstens bis auf eine Bogenschussweite hinter die Wellenbrecher, näher gehe ich keinesfalls an die Stadt heran.«
    »Notfalls kann ich auch schwimmen …«
    »Lass dir durch deinen Groll nicht den Verstand vernebeln, Jerome.« Drakasha packte ihn bei den Schultern. »Bewahre einen kühlen Kopf. Nur dann kannst du vielleicht ein bisschen von dem wiedergutmachen, was mir und meiner Besatzung angetan wurde. Was meinem Ersten Maat angetan wurde.«
    »Verfluchte Scheiße!«, brummte Jean.
    »Wir ziehen das gemeinsam durch«, betonte Locke. »Du hast mich weder in Camorr noch in Vel Virazzo im Stich gelassen. Und jetzt revanchiere ich mich dafür.«
    Jean zog wütend die Brauen zusammen, stützte sich an der Reling ab und starrte aufs Wasser hinunter. »Es ist eine verdammte Schande«, meinte er schließlich. »All das viele Geld im Sündenturm. Das bleibt jetzt da. Von anderen Dingen ganz zu schweigen.«
    Locke grinste; er wusste, dass Jean mit diesem abrupten Themenwechsel lediglich sein Gesicht wahren wollte, weil er nachgegeben hatte.
    »Sündenturm?«, fragte Zamira.
    »Wir haben Ihnen nicht die ganze Geschichte erzählt, Zamira. Bitte verzeihen Sie uns.
    Manchmal wird alles so kompliziert, dass man sich die Mühe ersparen will, es aufzudröseln. Wir … äh … haben ein paar tausend Solari auf einem Konto im Sündenturm. Hölle, ich würde Ihnen meinen Anteil geben, wenn wir es nur in die Finger kriegen könnten, aber das dürfte jetzt wohl kaum noch der Fall sein.«
    »Leider haben wir in der Stadt niemand gefunden, der wenigstens einen Teil des Geldes für uns in Verwahrung hätte nehmen können«, erklärte

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