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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Operationsbasis im Haus des Perelandro, das in Camorrs Tempelbezirk stand, ehe es abbrannte – ganz schön frech, sich in heiligen Gefilden einzunisten! Sie arbeiteten ohne die Erlaubnis von Capa Vencarlo Barsavi, der nicht länger unter den Lebenden weilt. Sie erleichterten einige der Dons von Camorr um Zehntausende Kronen. Sie beide sind verantwortlich für den Tod eines gewissen Luciano Anatolius, ein Bukanierkapitän, der einen Soldmagier anheuerte, um mit dessen Hilfe seine Pläne durchzusetzen. Was vielleicht das Wichtigste ist – Sie vereitelten diese Pläne und verstümmelten den Soldmagier. Es gelang Ihnen, den Mann auf engstem Raum zu überwältigen. Eine außerordentliche Leistung. Halbtot und völlig von Sinnen, wurde er von Ihnen nach Karthain zurückverfrachtet. Ohne Finger und ohne Zunge.«
    »Aber Leocanto und ich kommen aus Talisham und wir sind …« »Sie stammen beide aus Camorr. Jean Estevan Tannen, so lautet Ihr richtiger Name, und Locke Lamora – wobei Sie in Wirklichkeit anders heißen. Aus irgendeinem Grund wird dieser Umstand betont. Sie halten sich in meiner Stadt auf, weil Sie etwas gegen diesen Wicht Requin im Schilde führen … angeblich planen Sie, in seinen Tresor einzubrechen. Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Halten Sie es jetzt noch für nötig, mit dieser Scharade fortzufahren? Das Dossier enthält noch jede Menge Einzelheiten. Anscheinend hegen die Soldmagier einen gewissen Groll gegen Sie.« »Diese Arschlöcher«, murmelte Locke.
    »Wie ich sehe, haben Sie tatsächlich die Bekanntschaft mit Vertretern dieser Zunft gemacht«, kommentierte Stragos. »Gelegentlich hatte ich auch schon Soldmagier engagiert. Eine sensible Brut. Geben Sie zu, dass dieser Bericht Wahrheiten enthält?
    Kommen Sie, Requin ist nicht mein Freund. Er hat sich mit den Priori verbündet; er könnte genauso gut ein Mitglied dieses verfluchten Rates sein.«
    Locke und Jean tauschten einen Blick, und Jean zuckte mit den Schultern. »Also gut«, seufzte Locke. »Wie es scheint, haben Sie etwas gegen uns in der Hand, Archont.«
    »Um genau zu sein, stehen mir drei verschiedene Mittel zur Verfügung, mit denen ich Sie unter Druck setzen kann. Mir liegt dieser Bericht vor, in dem Ihre Aktivitäten ausführlich dokumentiert sind. Ich habe Sie hierher bringen lassen, an einen Ort, wo ich die absolute Befehlsgewalt ausübe. Und nun, zu meiner eigenen Sicherheit, habe ich Sie an die Leine genommen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Locke.
    »Vielleicht haben meine Allsehenden Augen mich doch nicht missverstanden. Vielleicht sollten Sie ein paar Stunden lang in der Schwitzkammer schmachten, damit Sie einen Durst entwickelten, der unbedingt gelöscht werden musste.« Er deutete auf Lockes und Jeans Gläser, die fast leer waren.
    »Sie haben was in den Birnenwein getan«, schlussfolgerte Jean.
    »Natürlich«, räumte Stragos ein. »Ein überaus raffiniertes Gift.«

4
     
     
    Eine Weile herrschte bis auf das leise Sirren der künstlichen Insektenflügel absolute Stille im Raum. Dann erhoben sich Locke und Jean gleichzeitig taumelnd von ihren Stühlen, doch Stragos zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Setzen Sie sich wieder hin.
    Es sei denn, Sie wollen nicht wissen, was genau hier gespielt wird.«
    »Sie haben aus derselben Flasche getrunken«, protestierte Locke, der stehen geblieben war.
    »Natürlich. Das Gift befand sich ja auch nicht in dem Wein. Es steckte in ihren Gläsern, die Böden waren damit präpariert. Farblos und geschmacklos. Eine einzigartige alchemische Substanz, extrem teuer. Sie sollten sich geschmeichelt fühlen. Ich habe Ihren persönlichen Wert erhöht, nicht wahr?«
    »Mit Giften kenne ich mich ein bisschen aus. Was genau ist es?«
    »Was für einen Sinn hätte es, wenn ich Ihnen mehr darüber erzähle? Sie könnten dann versuchen, sich von jemandem ein Gegengift herstellen zu lassen. So wie die Dinge jetzt stehen, bin ich die einzige Person, die Ihnen ein Heilmittel verschaffen kann.« Er lächelte, und jede Spur geheuchelter Jovialität wich aus seinen Zügen. Jetzt saß ein völlig anderer Stragos vor ihnen, der mit scharfer Stimme sprach. »Setzen Sie sich! Begreifen Sie endlich, dass Sie mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind! Bei allen Göttern, Sie sind nicht das, was mir vorschwebte, aber vielleicht geben Sie trotzdem ganz brauchbare Werkzeuge ab.«
    Besorgt nahmen Locke und Jean ihre Plätze wieder ein. Locke schleuderte seinen Pokal auf den Teppich, wo er bis vor

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