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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Geldbörse zu geben. Vielleicht hilft Ihnen Ihre Dreistigkeit sogar dabei, die Aufgabe zu erfüllen, die ich für Sie im Sinn habe. Aber jetzt habe ich Sie in der Hand, und die Soldmagier haben mich gründlich darüber aufgeklärt, wie man Sie kleinkriegt.« »Ist nicht wahr! Und wie macht man mich mürbe?«
    »Noch eine einzige Drohung, und ich lasse Jean für den Rest der Nacht in die Schwitzkammer stecken. Sie warten draußen, angekettet, doch ansonsten in aller Bequemlichkeit, und dürfen sich ausmalen, wie es Ihrem Freund ergeht. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt, sollten Sie, Jean, auf den Gedanken kommen zu rebellieren.«
    Locke knirschte frustriert mit den Zähnen und senkte den Blick. Jean seufzte, streckte die Hand aus und tätschelte seinen Arm. Locke deutete ein Nicken an. »Gut.« Stragos lächelte kalt. »So wie ich Ihre Fähigkeiten schätze, achte und respektiere ich die Loyalität, mit der Sie beide füreinander eintreten. Nicht nur das, ich gedenke sogar, Ihre Freundschaft für meine Zwecke zu nutzen – im Guten wie im Bösen. Wenn ich Sie auffordere, zu mir zu kommen, dann werden Sie hier erscheinen und die Aufgabe annehmen, die ich Ihnen übertrage … Sollte ich mich jedoch weigern, Sie zu sehen, haben Sie Grund zur Sorge.«
    »Also gut«, erwiderte Locke. »Aber eines dürfen Sie nie vergessen.« »Was könnte das wohl sein?«
    »Dass ich Ihnen angeboten habe, die ganze Sache abzublasen. Dass ich bereit war, einfach zu gehen und Sie ungeschoren davonkommen zu lassen.«
    »Bei den Göttern, Sie haben ja wirklich eine hohe Meinung von sich, Meister Lamora.« »Ich weiß nur, wer ich bin und was ich kann. Und die Soldmagier wissen das auch, würde ich sagen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Karthain Sie fürchtet, Meister Lamora? Ich bitte Sie! Wenn dem so wäre, hätte man Sie längst umgebracht. Nein. Die Soldmagier haben keine Angst vor Ihnen – sie wollen Sie bestrafen. Und das haben sie ihrer Ansicht nach getan, indem sie Sie an mich auslieferten, damit ich nach Belieben mit Ihnen verfahren kann. Ich finde, Sie haben Grund genug, gegen Karthain einen Groll zu entwickeln.« »Das finde ich auch«, räumte Locke ein.
    »Ziehen Sie einen Moment lang in Erwägung«, fuhr Stragos fort, »dass ich möglicherweise gegen die Soldmagier die gleiche Abneigung hege wie Sie. Obwohl ich mich ihrer aus einer gewissen Notwendigkeit heraus bediene und gern ein Geschenk annehme, das sie mir offerieren … könnte es sehr gut sein, dass der Dienst, den Sie mir erweisen sollen, Karthain letzten Endes zum Schaden gereicht. Reizt Sie diese Vorstellung?«
    »Das Problem ist, dass man Ihnen einfach nicht glauben kann, Stragos«, erwiderte Locke mit finsterer Miene.
    »Ahhh. In diesem Punkt irren Sie sich, Lamora. Im Laufe der Zeit werden Sie schon merken, dass ich es meistens nicht nötig habe zu lügen. Wie dem auch sei, die Audienz ist vorbei. Denken Sie über Ihre Situation nach, und überstürzen Sie nichts. Sie dürfen den Mon Magisteria jetzt verlassen und kommen zurück, wenn ich Sie rufe.«
    »Einen Moment noch«, warf Locke ein. »Ich …«
    Der Archont stand auf, klemmte sich die Akte unter den Arm, drehte sich um und verschwand durch dieselbe Tür, durch die er eingetreten war. Gleich hinter ihm schwang sie zu, und man hörte das Klappern eines stählernen Verriegelungsmechanismus.
    »Zur Hölle mit ihm!«, fluchte Jean.
    »Es tut mir leid«, murmelte Locke. »Ich konnte gar nicht schnell genug nach Tal Verrar kommen – scheiß auf diese Stadt!«
    »Du kannst nichts dafür, dass die Dinge hier aus dem Ruder gelaufen sind. Wir waren beide scharf darauf, mit dieser Hure ins Bett zu hüpfen; und zu unserem Pech stellt sich jetzt heraus, dass sie einen Tripper hat.«
    Die Haupttür des Büros ging knarrend auf und gab den Blick frei auf ein Dutzend Allsehende Augen, die im Flur auf sie warteten.
    Ein paar Sekunden lang starrte Locke die Soldaten an, dann grinste er und räusperte sich. »Oh, wie schön. Euer Herr und Gebieter hat erklärt, dass wir über euch verfügen können. Ihr sollt uns jeden Wunsch erfüllen. Also – wir hätten gern ein Boot, acht Ruderer, eine warme Mahlzeit, fünfhundert Solari, sechs Frauen, die Ahnung haben, wie man einen Mann mit eine Massage verwöhnt und …«
    Eines musste Locke den Allsehenden Augen zugestehen, die ihn und Jean daraufhin packten und vom Mon Magisteria wegbrachten – sie gingen energisch, aber nicht unnötig grausam vor. Ihre Knüppel blieben

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