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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Handgelenk klimperten Reifen aus Jade und weißem Eisen, während sie Locke und Jean quer durch den Raum Zeichen gab, sie sollten sich zu ihr gesellen. Die beiden Freunde tauschten einen verwunderten Blick, dann zwängten sie sich durch das Gewühl und standen bald neben ihrem Tisch.
    »Wo haben Sie in den letzten Nächten gesteckt? Izmila fühlte sich unpässlich, aber ich bin dennoch gekommen, in der Hoffnung auf weitere Spiele.« »Wir bitten um Vergebung, Madam Durenna«, erwiderte Jean. »Geschäftliche Angelegenheiten hielten uns davon ab, hier zu erscheinen. Gelegentlich beraten wir auf freiberuflicher Basis ziemlich … äh … anspruchsvolle Kunden.« »Wir mussten sogar eine kleine Seereise unternehmen«, ergänzte Locke. »Es ging um Termingeschäfte mit Birnenwein«, legte Jean nach.
    »Frühere Geschäftspartner hatten uns empfohlen«, schloss Locke.
    »Termingeschäfte mit Birnenwein? Mit was für romantischen und heiklen Geschäften Sie beide sich doch befassen. Sind Sie in der Wahrnehmung von Termingeschäften genauso geschickt wie beim Schwips-Vabanque?«
    »Das liegt doch wohl auf der Hand«, bestätigte Jean. »Andernfalls könnten wir uns Spiele wie Schwips-Vabanque gar nicht leisten.«
    »Nun, hätten Sie vielleicht Lust auf eine Wette? Dieses Käfig-Duell. Was glauben Sie, welche Partei obsiegen wird?«
    Gerade stürzte sich die aus ihrer Zelle befreite Stilettwespe auf den jungen Mann, der sie mit einem flinken Schlag aus der Luft auf den Boden klatschte und mit dem Stiefel zertrat; die meisten Zuschauer jubelten, als ein geräuschvolles, schmatzendes Knacken ertönte.
    »Es scheint, als sei der Kampf bereits entschieden«, meinte Locke. »Oder geht die Schau noch weiter?«
    »Die Schau hat gerade erst begonnen, Meister Kosta. Das Nest besitzt einhundertundzwanzig Waben. Ein Mechanismus öffnet die Zellen, meistens nach dem Zufallsprinzip. Es kann sein, dass eine einzige Wespe freigelassen wird, aber auch die gleichzeitige Freisetzung von sechs Insekten ist möglich. Das ist doch ungeheuer spannend, finden Sie nicht auch? Der junge Bursche darf den Käfig erst verlassen, wenn einhundertundzwanzig Wespen tot auf dem Boden liegen, andernfalls …« Sie unterbrach sich, wölbte die Augenbrauen und sog kräftig an ihrer Pfeife. »Ich glaube, bis jetzt hat er acht getötet«, fuhr sie dann fort.
    »Aha«, sagte Locke. »Nun … wenn ich tippen muss, dann setze ich auf den Jungen. Ich bin ein Optimist.«
    »Das merke ich.« Sie ließ zwei lange Rauchschwaden aus der Nase strömen wie dünne graue Wasserfälle und lächelte. »Ich setze auf die Wespen. Wollen wir wetten?
    Zweihundert Solari von mir, einhundert von jedem von Ihnen.«
    »Ich bin ganz erpicht auf eine kleine Wette, aber zuerst sollten wir meinen Partner fragen – wie denkst du darüber, Jerome?«
    »Ihnen zuliebe öffnen wir gern unsere Geldbörsen, Madam.«
    »Was sind Sie beide doch für ein Quell charmanter Lügen.« Sie orderte einen von Requins Angestellten herbei, um die Wette offiziell abzuschließen und sich Spielmarken geben zu lassen. Der Mann teilte vier kurze Holzstäbchen an sie aus, in die je zehn Ringe eingekerbt waren. Dann schrieb er ihre Namen auf eine Tafel und ging eilig weiter; das Tempo, in dem die Wetten abgeschlossen wurden, steigerte sich zusehends.
    Im Käfig krabbelten zwei weitere mörderische Insekten aus ihren Gefängnissen und sausten auf den jungen Burschen zu.
    »Erwähnte ich schon«, sagte Durenna, als sie ihre beiden Stäbchen vor sich auf den kleinen Tisch legte, »dass der Tod einer Wespe die übrigen Tiere in einen Zustand der Raserei zu versetzen scheint? Je länger der Kampf dauert, umso reizbarer werden die überlebenden Insekten.«
    Die beiden Wespen, die soeben ihre Freiheit erlangt hatten, wirkten in der Tat sehr zornig; der Junge tanzte wie ein Besessener hin und her, um sie von seinem Rücken und den Seiten fernzuhalten. »Faszinierend«, kommentierte Jean, wedelte affektiert mit den Händen und baute dabei ein paar spezielle Gesten ein, während er den Hals reckte, um das Duell zu verfolgen. Jean hatte seine spärlichen Handzeichen zwar fantasievoll abgewandelt, aber schließlich las Locke die Botschaft heraus:
    Müssen wir wirklich hierbleiben und uns das Spektakel gemeinsam mit ihr ansehen?
    Gerade als er antworten wollte, spürte er einen vertrauten harten Druck auf seiner linken Schulter.
    »Meister Kosta«, flüsterte Selendri, noch ehe Locke sich richtig umdrehen konnte.
    »Jemand

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