Sturm über Tatooine
aber meine Farm liegt fast genauso weit draußen, und ich möchte nichts tun, was die Sandleute in meine Nähe lockt. Ich werde ihnen kein Wasser geben – aber wie lange wird es dauern, bis sie auf meiner Farm auftauchen und ein Geschenk erwarten?«
»Dort – da ist einer von ihnen. Achte auf die Dünen im Nordwesten. Sie kommen meistens aus dieser Richtung. Sie müssen irgendwo im Nordwesten ihr Lager haben.«
»Und du lockst sie hierher .«.
Ich antwortete nicht. Wir hatten in den letzten Tagen immer wieder darüber gestritten. Ich hatte keine Lust, mich mit Eyvind zu streiten, wenn die Sandleute in unmittelbarer Nähe waren. Ich mußte Eyvind zugute halten, daß auch er sofort mit dem Streiten aufhörte. Im Canyon war es jetzt totenstill. Kein Windhauch rührte sich. Ich konnte die Sandleute nicht hören. Es war das erstemal, daß ich jemanden mitgenommen hatte, um zuzuschauen, wie die Sandleute mein Wassergeschenk abholten.
Ich stand auf und legte meine Hand auf Eyvinds Schulter. Ich glaubte nicht, daß die Sandleute mir etwas antun würden, und ich hoffte, daß sie jetzt und in Zukunft auch Eyvind verschonen würden, wenn sie ihn neben mir sahen. Ich hatte einige Entscheidungen getroffen und war fest entschlossen, sie in die Tat umzusetzen – aber mir war klar, daß meine Entscheidungen das Verhältnis zwischen den Rassen hier draußen grundlegend veränderten, und zwar hoffentlich zum Guten.
Plötzlich stand einer der Sandleute im Schatten des Kollektors, direkt neben dem Wasserschlauch. Ich hatte ihn nicht kommen sehen. Er war plötzlich da. Ich hob meinen Arm und ballte grüßend die Faust, aber er reagierte nicht.
»Vielleicht war das doch keine so gute Idee«, flüsterte Eyvind. »Soll ich gehen?«
»Noch nicht«, sagte ich und hielt den Arm mit der geballten Faust weiter hoch. »Koroghh gahgt takt«, rief ich.
Der Sandmann trat zurück, aus den Schatten ins Sonnenlicht, als wollte er fliehen.
»Koroghh gahgt takt!« rief ich wieder. Ich hoffte, daß ich die Worte richtig aussprach – daß Wimateeka den Gruß richtig verstanden und mir korrekt beigebracht hatte, daß ich die Sandleute nicht zum Kampf herausforderte oder ihre Mütter beleidigte.
Langsam hob der Sandmann seinen Arm und ballte die Faust. »Koroghh gahgt takt!« rief er zurück.
Ich hatte es also richtig gemacht, dachte ich. Es funktionierte.
Der Gruß drang nun auch von den Dünen im Osten – dann aus allen Richtungen und als Echo von den Canyonwänden, immer wieder derselbe Gruß: Koroghh gahgt takt.
Eyvind stand auf. »Sie sind überall!« sagte er.
Aber wir konnten nur einen einzigen von ihnen sehen. Er nahm den Wasserschlauch und verschwand hinter den Dünen.
Eyvind und ich stiegen in unsere Gleiter und brausten davon, und an diesem Tag sahen wir keine weiteren Sandleute mehr. Wir fuhren zu meinem Haus und redeten bis spät in die Nacht.
Ich warnte alle anderen Farmer vor den Initiationsriten der Sandleute, und wir waren uns einig, daß wir uns nicht nach Mos Eisley zurückziehen konnten. Wenn wir das taten, hatten wir keine Chance, auf Dauer hier draußen zu bleiben. Aber wenn wir blieben, brauchten wir Frieden, und die meisten Farmer waren der Ansicht, daß nur Blaster und vielleicht die imperialen Truppen diesen Frieden garantieren konnten. Ein paar hörten sich meine Idee mit den Karten und meine Vorstellung von guter Nachbarschaft an. Eyvind nicht.
Er erzählte mir nicht einmal von seinen Hochzeitsplänen.
15. Tag: Eyvind und Ariela
Ich fuhr mit meinem Gleiter zu Eyvinds Farm, um einen von seinen alten defekten Taukollektoren abzuholen, und er trat mit einem wunderschönen Mädchen aus dem Haus.
»Das ist Ariela, meine Verlobte«, sagte er. »Wir heiraten in fünf Wochen.«
Das war alles. Eyvind hatte keiner Seele davon erzählt, nicht einmal mir. Ich hatte nicht gewußt, daß es trotz unserer Freundschaft Geheimnisse zwischen uns gab.
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte ich zu Ariela. »Ich gratuliere euch beiden.«
»Sie sind der Farmer mit den großen Plänen für uns alle«, stellte sie fest.
Eyvind sah mich bedeutungsvoll an. »Verstehst du jetzt, warum ich nicht will, daß die Sandleute auf meiner Farm auftauchen?« fragte er.
Der Streit nahm kein Ende. Ich hatte Ariela gerade erst kennengelernt – ich hatte gerade erst von ihrer Hochzeit erfahren – und wir drei stritten uns bereits. »Seht mal«, sagte ich, »ich glaube nur, daß keiner von uns hier draußen überleben kann,
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