Sturm über Tatooine
erklärte Trevagg. »Kein Opfer ist mir zu groß, um dir meine Gefühle zu beweisen.« Die Tatsache, daß sie ihn nicht einmal bei einer Lüge ertappen konnte – daß sie für die Schwingungen seines Geistes nicht empfänglich war –, verdoppelte nur noch seine Verachtung für sie. So begehrenswert – so unschuldig – so dumm… Kein Wunder, daß ihr Volk keiner Jungfrau erlaubt, den Heimatplaneten zu verlassen. Sie hatte ihm auch das erzählt. Sie würden nie zurück nach Hause finden.
Zumindest nicht als Jungfrauen.
Währenddessen wanderten seine Jägersinne von einer finsteren Gestalt zur anderen und suchten nach einem Jäger.
Die beiden hochgewachsenen Frauen, die am Tresen ihre Drinks schlürften, kamen möglicherweise in Frage. Sie glitzerten vor Gefahr, ein feuerähnliches Leuchten, das von vielen Attentätern ausging. Aber die Farbe ihrer Auren war nicht ganz richtig. Der Rodianer an einem der anderen Kartentische, dessen kleine, ohrenähnliche Antennen nervös zuckten – ja. Er war eindeutig ein Killer, auch wenn Trevagg nicht ganz sicher war, ob er es mit Predne Balu aufnehmen konnte. Der Wolfsmann – ja; er wirkte stark und brutal genug, um sich mit einem Menschen anzulegen und zu siegen. Der braunhaarige Mann, der in einer anderen Nische leise mit einem riesigen Wookiee sprach – vielleicht. Er verbreitete zwar die entsprechenden Schwingungen, aber ihnen fehlte die Düsterkeit. Der dünne Mann, der an der Bar eine Hookah rauchte – absolut. Seine Aura war schwarz, furchterregend, doch von ihm ging eine Kälte aus, die Trevagg daran zweifeln ließ, ob er es überhaupt wagen konnte, sich an ihn zu wenden. Das war jemand, dachte er, der für viel Geld tötete… oder zum Vergnügen. Dazwischen gab es nichts.
Die anderen waren Einheimische: Der verkommene Dr. Evazan und sein abscheulicher aqualishanischer Freund waren Trevagg wohlbekannt, gefährlich, aber nicht zu engagieren. Der gehörnte und finster dreinblickende Devaronianer, der verträumt mit den Fingern zur Musik der Band schnippte, war weit weniger gefährlich, als er aussah. Der alte Raumfahrer in der abgewetzten Bordmontur war ein Trevagg bekannter Schmuggler, der für das Kloster arbeitete und vermutlich in etwas Illegales verwickelt – wie die meisten religiösen Brüder dieser Organisation –, doch vor Mord würde er zurückschrecken.
Und dann spürte er es. Das brausende, brummende Gefühl in seinen Höckern, die seltsame, summende Verwirrung, fast wie in der Nähe einer Hochenergiemaschine…
Und der Jedi betrat die Bar.
Er war ein alter Mensch mit weißem Bart und weißen Haaren, wie sie für Menschen im hohen Alter typisch waren, die Robe schäbig, vielfach geflickt und vom Wüstenstaub bedeckt. In seinem Schlepptau befand sich ein menschlicher Junge – ein Feuchtfarmer aus der Provinz, wenn man seine Kleidung und die Art bedachte, wie er alles mit großen Augen bestaunte, ganz so wie Nachtlilie, überwältigt von dem, was er für die Großstadt hielt. Das Schlußlicht bildeten zwei reichlich ramponiert aussehende Droiden, deren Energiezellen Trevaggs Höcker zum Prickeln brachten. Wuher der Barkeeper fuhr sofort herum. »He, Typen wie ihr haben hier keinen Zutritt!«
»Was?« sagte der Junge, und der größere der beiden Droiden, ein verbeultes C-3PO-Modell, blickte so beunruhigt drein, wie es einem Droiden überhaupt möglich war.
»Deine Droiden. Sie müssen draußen warten. Wir wollen sie hier nicht haben.«
Trevagg, der nur ein paar Schritte entfernt saß, konnte dem nur zustimmen. Es war schon schwierig genug, hier zu denken und um eine Entscheidung zu ringen, während die weiche und verwundbare und kichernde Nachtlilie an seiner Seite saß und die dunklen Schwingungen der Attentäter ihn überfluteten.
»Hört mal, warum wartet ihr nicht draußen am Gleiter?« sagte der Junge leise. Seine Höflichkeit kam Trevagg völlig überflüssig vor. Ein C-3PO sah nur menschlich aus, und auf den R2-D2 traf nicht einmal das zu. »Wir wollen keinen Ärger bekommen.«
Der alte Mann war in der Zwischenzeit an den Tresen getreten und jetzt in eine gemurmelte Unterhaltung mit dem älteren Klosterraumfahrer in der Bordmontur vertieft. Trevagg spitzte die Ohren, um mitzuhören, was sie sagten, aber die Musik der Band machte es ihm nicht gerade einfach.
Dabei hatte er schon genug Probleme, etwas anderes als Nachtlilies sanfte, leicht trunken klingende Stimme zu hören, die ihn zum wiederholten Mal scheu fragte, ob er sie wirklich
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