Sturm ueber Thedra
genug Wasser eingedrungen, nehme ich an."
Plötzlich zog sich wie ein Schatten ein ernster Ausdruck über Fakuns Gesicht. "Ich habe deinen Dolch gefunden." Er zeigte auf die plumpe Waffe, die dicht beim Feuer lag.
Teri merkte, dass irgend etwas Fakun davon abhielt weiterzusprechen. "Ich, ich mußte den Dramilen verwunden! - Er hat auf mich geschossen, als ich mich versteckt hatte."
"Er lebte noch, als du ihn zurückgelassen hast?"
"Ja, natürlich! Er mußte nicht sterben. Ich habe nur seine Hüfte ... - Ist er etwa tot?"
"Der Dolch steckte in seiner Brust, und er war schrecklich zugerichtet. - Das müssen dann seine Kameraden gewesen sein."
" Wie - schrecklich zugerichtet?"
"Ich glaube nicht, dass du das wissen möchtest; aber er hatte sehr schwere Verletzungen. - Ich habe sofort gewußt, dass du nichts damit zu tun hast!"
Teri merkte, wie sich ihr Körper verkrampfte. Sie hatte dem Soldaten den Dolch gelassen, um ihm Schmerzen zu ersparen, und seine eigenen Kameraden ... Wenn das die Art war, wie ihre Feinde miteinander umgingen, was hätte sie dann erst zu erwarten gehabt? Fakun hatte Recht. Sie wollte gar keine Einzelheiten wissen.
Fakun hatte bemerkt, dass mit Teri etwas vorgegangen war, und so versuchte er, sie mit belanglosem Geplauder wieder ein wenig aufzumuntern. Als er aber merkte, dass er damit keinen Erfolg haben würde, zog er sich, Müdigkeit vortäuschend, ins Bett zurück. Er hatte bemerkt, wie sie immer nervöser geworden war. Vielleicht meinte sie, dass er etwas von ihr fordern könne, wozu sie heute nicht bereit war.
Teri hatte wirklich Angst, mit Fakun das Lager zu teilen. Aber nicht Fakun war es, der ihr Angst machte, sondern sie selbst. Sie hatte ihn so gern - aber wenn er Lust auf sie verspüren sollte, würde sie ihn enttäuschen müssen. Die Nachricht vom Tod des jungen Soldaten hatte sie tief getroffen.
Schließlich, als Fakuns Atemzüge ruhiger geworden waren, zog sie sich aus und schlüpfte neben ihn unter die Decken. Schön warm war es hier!
Im selben Moment, als sie Fakun berührte, merkte sie, dass er nicht schlief. - Ganz im Gegenteil: Ein so heftiges Verlangen, dass es fast schmerzhaft war, schlug ihr entgegen. Wie ein offenes Buch lagen Fakuns Gefühle vor ihr: Er wollte sie! - Aber er wollte sie auch schonen. - Er wußte, dass sie nicht bereit war und doch ließ sein Verlangen ihn nicht zur Ruhe kommen.
Das mußte nicht sein! Wenn sie selbst im Moment auch nicht in der Lage war, unbefangen Lust zu empfinden, so konnte sie doch immer noch schenken. - Zumindest auf einen Versuch kam es an. Langsam glitt ihre Hand über Fakuns Seite. Teri spürte, wie er unruhig wurde. - Der liebe Kerl! - Sich einfach schlafend zu stellen, damit sie sich nicht bedrängt fühlen mußte.
Sanft ließ Teri ihre Hand zur richtigen Stelle wandern. - Sie hatte es doch geahnt! - Fakun war bereit! - Mehr als das! Teri begann mit kleinen, zufällig wirkenden Bewegungen, die sie nach und nach verstärkte und variierte. Fakun lag ruhig da, und ließ sich, ohne ein Wort zu sprechen, alles gefallen. Teri verstärkte den Druck, nahm die zweite Hand zu Hilfe, streichelte, forderte, bis ein Zittern in Fakuns Körper ankündigte, dass er bald so weit sei. Nur wenig später lag er etwas verwirrt, aber sehr entspannt in ihrem Arm und schlief bald darauf wirklich ein. Seine Berührung vermittelte Teri das Gefühl reinster Freundschaft, reinsten Glücks und reinsten Friedens. - War Teri bislang in Fakun verliebt gewesen, so wuchs in dieser Nacht das Gefühl der Liebe zu ihm. Nicht nur sein Körper war schön, auch sein Geist war es! Eng kuschelte sie sich an ihn, damit das Band zu seinen Gefühlen nicht abriß. Er bewegte sich im Schlaf und legte einen Arm um sie. So schliefen sie eng umschlungen einem neuen Morgen entgegen, und mitten in der Nacht kam ein wolfsähnliches Wesen und schob sich schnaufend und prustend am Fußende unter die Decken.
Am nächsten Morgen war es Teri übel. Sie mußte sich zwar nicht erbrechen, war aber ziemlich blass. - Fakun ahnte etwas. Er dachte an die Nacht in der Höhle der Armee zurück. - Bei seiner Frau in Kaji hatte es damals ganz ähnlich angefangen.
KAPITEL 6 - SCHNEE
Jedes Liebespaar sollte seine eigene Insel haben.
Der Monat in der Nische war schnell vergangen. Obwohl es seit Fakuns Ankunft nicht mehr aufgehört hatte zu schneien, war es nicht langweilig geworden.
Mittlerweile lag der Schnee mannshoch über dem Moor, und auch der Bach war zugefroren. Fast
Weitere Kostenlose Bücher