Sturm ueber Thedra
paarmal und ließ die Sehne dann plötzlich vorschnellen. Sie wiederholte das Spiel und erlegte dann in schneller Folge drei Wildziegen, ein Kaninchen und einen Leoparden - Leider nur in Gedanken! Auch ein Elefant kam ihr vor den Bogen; aber großmütig verschonte sie das riesige Tier und ließ es in Frieden ziehen.
- Irgendwo mußten doch auch Pfeile sein! Unter Fakuns immer noch feuchter Kleidung fand Teri in der Nähe des Feuers den Köcher. Sieben Pfeilschäfte schauten daraus hervor. Teri zog an einem der Holzstäbe und bemühte sich dabei, die halbierten Federkiele, die mit Harz und Bast daran befestigt waren, nicht zu beschädigen. Mit Pfeil und Bogen in der Hand arbeitete sie sich durch den Busch am Eingang und richtete sich vor der Nische auf.
War Hund aufgeregt und verspielt gewesen, seit Teri den Bogen aufgenommen hatte, so änderte sich sein Verhalten nun schlagartig. Ruhig und ernst stand er einen halben Schritt hinter ihr und wartete auf seinen Einsatz.
Teri legte den Pfeil auf die Sehne und suchte sich ein lohnendes Ziel. Etwa dreißig Schritt entfernt wartete ein dickes Grasbüschel in aller Ergebenheit darauf, von Teri erschossen zu werden. - Ein ideales Opfer.
Wild entschlossen spannte Teri den Bogen, bis die bronzene Pfeilspitze den Schaft berührte, zielte genau und ließ den Pfeil fliegen.
Das Ergebnis war, gelinde gesagt, enttäuschend. Taumelnd löste der Pfeil sich von der Sehne, versuchte aus der Flugbahn auszubrechen, stabilisierte sich, berührte, nach einem schlaffen Bogen, knapp zwei Mannslängen vor dem Grasbüschel die Erde, überschlug sich und blieb liegen.
Hund war sofort, als er gehört hatte wie die Bogensehne die Luft durchschnitt, losgestürmt und suchte jetzt in der Umgebung des Pfeils nach dem Stück Wild, das Teri erlegt haben mußte. Schließlich begriff er, dass es hier nichts zu holen gab und kam verdrossen zurück.
Teri war nicht weniger enttäuscht. Hätte sie mit der Hand einen Stein geschleudert, wäre das Ergebnis viel besser gewesen. Das Letzte, was sie nun gebrauchen konnte, war ein Hund, der sie verächtlich ansah. "Versuch es doch selbst mal!", schlug sie vor und machte sich auf den Weg, den Pfeil zurückzuholen.
Die nächsten Schüsse verliefen genauso unbefriedigend. Der Bogen hatte einfach nicht genug Spannung. Teri begriff nicht, wie die Dramilen es wagen konnten, mit so minderwertigen Waffen auf einen Feldzug zu gehen, bis ihr plötzlich auffiel, dass der Bogen ja nicht immer so schwach gewesen war. - In der Nacht, als der Dramile damit auf sie geschossen hatte, hatte die Sehne gesungen, wie eine bösartige Hornisse. Teri hatte den Klang noch genau im Ohr. - Sie legte den Pfeil wieder auf und schoss. - Da war nichts vom Klang einer Hornisse zu hören; es war mehr ein müdes Rauschen, wie der Flügelschlag einer Taube.
Das war es! Plötzlich wurde Teri alles klar. - Das Holz war müde. - Seit über drei Tagen war die Sehne gespannt gewesen, und das Holz begann nun, sich in die Bogenform zu fügen - ganz klar! Um die alte Spannung wieder herzustellen, mußte die Sehne gelöst werden, damit der Bogen sich wieder eine Zeitlang strecken konnte.
Hund hatte nun sein Vertrauen in Teris Jagdglück endgültig verloren und streifte schnuppernd in der Gegend umher.
Teri besah sich den Bogen genauer: Auf einer Seite war die Sehne fest in einer Kerbe im Holz verknotet. Zusätzlich war dort noch eine mit Harz durchtränkte Bastwicklung vorhanden, die Sehne und Schaft fest miteinander verband. Auf der anderen Seite war die Sehne nur zu einer Schlaufe gelegt und in eine Kerbe im Holz eingehakt. Auch hier gab es eine Bastwicklung, die aber nur verhindern sollte, dass das Holz sich spaltete.
Teri stellte das untere Ende des Bogens auf den Boden und stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht darauf. Das Holz gab nach, und die Sehne ließ sich aushaken. - Natürlich! Da hatte der Fehler gelegen! Das Holz blieb viel zu krumm. Wie konnte man das bloß reparieren?
Bei einem Korbmacher in Ago hatte Teri gesehen, dass er sein Material naß verarbeitete, damit es geschmeidig blieb, und auch die Schiffsbauer, die die `Sesiol' repariert hatten, waren ohne eingeweichte Hölzer nicht ausgekommen. Holz ließ sich also krümmen, wenn es naß war. - Dann ließ es sich doch bestimmt auch wieder geradebiegen!
Kurz entschlossen ging Teri zu dem Bachlauf, legte den Bogen ins Wasser und beschwerte ihn mit einigen Steinen. Dabei machte sie eine interessante Entdeckung: - Unter der Böschung
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