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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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ihr Steuereintreiber?" Wie Donnerhall klang die Frage in der Enge der Hütte. Der Anführer der Moormänner sah nicht nur aus wie ein Riese. - Seine Stimme schien wie in schweren Wellen aus einem gewaltigen, finsteren Schacht zu kommen. "Was ist? Seid ihr taub?"
    Teri war nicht bereit, in diesem Ton mit sich reden zu lassen. - Wer immer dieser Kerl auch war, er sollte Respekt lernen! Breitbeinig baute sie sich, jede Angst verleugnend, vor dem Moormann auf. Schließlich war sie fast so groß wie er - wenn er saß! "Ich bin Teri, Scharfrau von Thedra, Hüterin der Schlafenden Armee, in wichtiger Mission unterwegs, die Stadt vom Feind zu befreien; und das ist Fakun, Viehzüchter aus Kaji, mein Gemahl!" - So! Das würde gewirkt haben!
    Es hatte gewirkt! Das Gesicht des Anführers verzog sich zu einer grinsenden Grimasse. - Aber scheinbar empfand er den ungewohnten Gesichtsausdruck als sehr anstrengend, jedenfalls wurde sein Miene sofort wieder gallig. "Oh, aus Thedra kommt ihr? - Dann seid ihr also doch Steuereintreiber!"
    "Es gibt auch noch andere Berufe bei uns" stellte Teri entschieden fest. "Wir sind auf der Wanderschaft. Steuern interessieren uns nicht!
    Warum habt ihr hier solche Angst vor Steuereintreibern?", wollte Fakun von dem Mann wissen. Er hatte sich inzwischen beruhigt und fand es nicht mehr so schlimm, als Pförtner mißbraucht worden zu sein. Außerdem schien das Gespräch ja in einigermaßen vernünftigen Bahnen zu verlaufen.
    "Oh, wir haben keine Angst!" erklärte der Mann in seiner lauten, polternden Art. "Wir erkennen sie nur gern."
    "Und wenn ihr sie erkannt habt?"
    "Oh, dann fesseln wir sie und werfen sie ins Moor."
    Jetzt war es an Fakun, ein "Oh!" von sich zu geben.
    "Außer im Winter", fuhr der Mann fort. "Dann werfen wir sie dorthin, wo im Sommer Moor sein wird. - Ich glaube, ihr seid doch Steuereintreiber!"
    "Nein, nein!", versicherten Teri und Fakun eilig.
    "Wir sind nur harmlose Wanderer", behauptete Teri. "Eure Ersparnisse sind sicher vor uns!"
    "Ha! Nur eine Finte! Ich denke, dass ihr euch sehr wohl für unsere Ersparnisse interessiert!" Der Mann erhob sich und baute sich vor den beiden auf. "Aber ich will euch glauben, wenn ihr mir Schwert und Bogen gebt."
    Mit einem schnellen Blick verständigten sich Teri und Fakun. Es hatte ja doch keinen Sinn, mit diesem Trottel zu streiten. - Also stand Fakun auf und legte den Waffengurt ab.
    Der Anführer der Moormänner setzte sich wieder, nahm Schwert, Bogen und Köcher entgegen und legte alles zusammen auf den Tisch. Dann wandte er sich Teri zu. "Deinen Dolch!"
    Genau das hatte Teri befürchtet. "Ich bin Mitglied der Schar", erklärte sie. "Mich entwaffnen zu lassen, wäre gegen mein Gelübde!" - Ob das ausreichen konnte, diesen Moormenschen zu überzeugen? Teris Herzschlag beschleunigte sich, und plötzlich waren die fremden Gedanken wieder da - die Gedanken der Kämpferin: Es würde schwer sein, die drei Männer unter diesen Bedingungen nur zu verletzen! Sie würde ...
    Teri begriff! - Sie war dabei schnell zu werden! Wenn die Männer den Dolch mit Gewalt holen wollten, würde es ein Massaker geben! ...die Kehlen durchbohren! Wenn die Kehle nicht erreichbar war, dann die Augen! Augenhöhlen waren hinten ...
    "Bitte, fordert nicht den Dolch!" Teri - die wirkliche Teri - versuchte, das Unheil abzuwenden. ...dünn wie Pergament! "Respektiert mein Gelübde!", bat sie nahezu flehentlich.
    "Zeig uns, dass du gelernt hast, damit umzugehen und du kannst deine Waffe behalten." Der Anführer saß ruhig auf seinem Platz, vielleicht war ihm etwas an Teri aufgefallen, was ihn vorsichtig werden ließ. "Ich gebe dir mein Wort!"
    Teri war nun bereit. Wellen heißen Blutes tosten durch ihren Körper, sie konnte jederzeit schnell werden - was ihr jetzt fehlte, war ein Auslöser. Sie würde ihre Phantasie bemühen müssen.
    Sie fixierte kurz ein kleines Binsenkörbchen, das mit der Öffnung nach oben an der Torfziegelwand hing. Was für ein Feind könnte sich darin verbergen?
    `Giftschlange!' Kaum war der Gedanke in Teris Kopf gewachsen, als sie auch schon mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung den Dolch zog und ihn nach dem Körbchen schleuderte. - das Körbchen splitterte krachend auseinander, als es von der plumpen Waffe durchbohrt wurde, und brauner Staub wirbelte auf. Obwohl Teri nur sehr verhalten geworfen hatte, steckte der Dolch bis über das Heft in der Torfziegelwand, an einem tieferen Eindringen nur von den Resten des Körbchens gehindert, die den

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