Sturm ueber Thedra
ja direkt genossen , ein Opfer der Götter zu sein. Es hatte ihr gefallen , dass man kein bisschen mehr von ihr verlangte, als schleimige Felle abzuschaben. Sie hatte sich als Scharfrau überfordert gefühlt und war förmlich in dieses Lager desertiert ! - Sie hatte sich sogar schon so weit in ihre Gefangenenrolle hineingelebt, dass sie einen der Wärter direkt sympathisch fand. Sie sehnte die Tage herbei, an denen er Dienst hatte, weil er nicht sie, sondern bevorzugt andere begrabschte. Wenn dieser Aufseher Dienst hatte, war es ein guter Tag!
Teri ging hart mit sich ins Gericht. Sie erkannte, dass sie es nur ihrer Härtung durch Jamik zu verdanken hatte, dass sie überhaupt so weit gekommen war, wenigstens ihren alten Auftrag zu erfüllen und den Hort der Armee zu finden. Jetzt, ohne Befehl, ohne Antrieb von außen, nur auf sich selbst gestellt, hatte sie sofort versagt. - Da gab es nichts zu beschönigen.
Hatte man je von einem Mitglied der Schar gehört, dass gefangengenommen worden war und Sklavenarbeit verrichtete? So etwas war undenkbar! Hätte Teri genug Energie entwickelt, hätten die Wachen sie keinen Tag lang im Lager halten können. - Es blieb eine Tatsache in Teris Augen: Sie hatte die erste Gelegenheit genutzt, um sich vor der Erfüllung ihrer selbst gestellten Aufgabe zu drücken und sie schämte sich entsetzlich dafür.
Am Bachufer hielten sich Lkeide und Teri dicht beieinander. In den Augen der anderen Frauen galten sie seit der letzten Nacht sowieso als ein Liebespaar, und Teri mußte selbst zugeben, dass es schön gewesen war, mit Lkeide unter einer Decke zu liegen. Zuerst war es verwirrend für sie gewesen, dass ihr Körper so stark auf Lkeide reagiert hatte, aber dann hatte sie die Freundin in den Arm genommen und einfach die Nähe, die Wärme und das Vertrauen genossen - all die schönen Dinge und Gefühle, die sie schon so lange vermißte. Es war schön gewesen, neben Lkeide - und hätten sie sich ein wenig mehr gehenlassen: - Teri hätte nichts Schlechtes daran finden können.
Jetzt jedenfalls hockte Lkeide am Ufer des Baches und wusch ihren Kittel aus, während Teri schon fertig war und abwartend neben ihr stand.
Wieder fiel Teri die Gegensätzlichkeit ihrer Körper auf: Während sie sich selbst klein und schmal, fast mager fand, zeigte Lkeides Körper eine geradezu verschwenderische Fülle weiblicher Reize. Waren Teris Haut hell und ihre Haare von fast weißblonder Farbe, so war Lkeide dunkelhaarig, und ihre Haut hatte eine rotbraune Tönung, fast wie schimmerndes Eichhörnchenfell. Teri hatte, seit sie erwachsen war, schon viele Komplimente über ihr Aussehen zu hören bekommen, aber auch Lkeide war eine wirklich schöne Frau, wie sie neidlos zugeben mußte.
Als Lkeide aufstand, wrangen die beiden gemeinsam ihre Kittel aus, zogen sich die weiten Kleidungsstücke wieder an und bückten sich beiläufig, um die schmalen Steinhälften aufzunehmen, die Teri beim Waschen in die Nähe des Ufers gestoßen hatte. Teri und Lkeide klemmten sich je eines der scharfkantigen Bruchstücke in die Achselhöhle und wollten gerade zur Schlafbaracke aufbrechen, als die Stimme einer der Vorarbeiterinnen sie aufhielt: "Was hast du da gefunden?", forderte sie Auskunft von Teri. "Wonach hast du dich gebückt? Was hast du versteckt?"
Teri stand erschreckt da und ihr Herz fing plötzlich an, wild zu schlagen. Die Vorarbeiterin hatte sie entdeckt!
"Zieh dich aus!", verlangte die Frau. "Ich will sehen, was du da versteckt hast!"
Das Steinstück in ihrer Achsel wurde plötzlich zum Mittelpunkt von Teris Universum. Wenn sie die Arme über den Kopf hob, um den Kittel abzustreifen, würde es zu Boden fallen und die Vorarbeiterin würde wissen, was Teri plante! Eine Glutwelle schoß durch ihren Körper. Das Steinstück war ihr so wichtig, wie es einst der Schardolch gewesen war. Sie konnte und wollte es nicht hergeben.
"Na wird's bald?" Die Frau hatte sich drohend vor Teri aufgebaut.
"Was ist das denn?", murmelte Lkeide, die schräg hinter der Vorarbeiterin stand, plötzlich und bückte sich langsam nach einem blinkenden Gegenstand, der auf dem Boden lag. "Du hast nicht gewagt, es aufzuheben, stimmt's?", fragte sie Teri in verächtlichem Tonfall. "Feigling!"
Die Vorarbeiterin drehte sich halb um, sah wonach Lkeide griff und versetzte ihr blitzartig einen harten Stoß.
Lkeide taumelte einen halben Schritt weit zurück, verhedderte sich in ihrer Kette, fiel auf den Rücken, schnellte wieder hoch und begann sofort
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