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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Turais angegriffen haben. Es war Anemaris erste Schlacht, und sie hat sich ganz gut geschlagen. Deshalb fällt meine Begrüßung höflicher aus, aber ich erkläre ihr trotzdem, dass hier keine Konferenz stattfindet.
    Meine Schlafzimmertür öffnet sich, und Tinitis beugt sich graziös heraus.
    »Kommt herein«, sagt sie.
    »Was soll das heißen?«, wüte ich. »Habt Ihr eine Konferenz in meinem Boudoir angesetzt, ohne mir was davon zu sagen?«
    Keiner achtet auf mich. Noch bevor Harmonius, Chomeinus und Anemari durch die Tür getreten sind, huscht Lahmius Sonnenfänger herein, der Oberhexer des Palastsicherheitsdienstes, gefolgt von Melis der Reinen, der Stadionzauberin des Stadions Superbius.
    »Gibt es vielleicht ein Gläschen Wein?«, erkundigt sie sich liebenswürdig.
    Ich bin sprachlos. Wenn eine Horde Magier glaubt, sie könnte einfach auftauchen und sich von mir Wein kredenzen lassen, hat sie sich gehörig getäuscht. Ich will ihnen gerade sagen, wie es um meine Laune bestellt ist, als der alte Hasius Brillantinius höchstselbst in Begleitung von drei Pflegern hereinhumpelt. Angeblich hat Hasius einhundertzwölf Jahre auf dem Buckel, von denen man allmählich auch jedes einzelne sieht. Er verlässt seine Gemächer im Justizdomizil so gut wie nie, und dennoch steht er hier vor mir und spaziert in eine Kaschemme in ZwölfSeen, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
    Es drängen sich noch mehr Zauberer durch mein Büro, etliche sehr mächtige, andere etwas weniger mächtige, und noch andere wiederum kenne ich gar nicht. Ich kämpfe mich zu meiner Schlafzimmertür durch und spähe über Tinitis’ Schultern hinein. In meinem Boudoir wogt ein Meer von Regenbogenumhängen jeder Sorte. Überall hocken Zauberer herum, auf dem Boden wie auf dem Bett. Sie scheinen sich allesamt sichtlich wohl zu fühlen. Makri sitzt gelassen neben Lisutaris. Bei diesem Anblick würde jedem der Geduldsfaden reißen.
    »Kann mir mal jemand sagen, was hier eigentlich los ist?«, schreie ich so laut, dass das Geraune schlagartig verstummt. Alle wenden mir ihre Gesichter zu.
    »Eine Konferenz der Zauberer!«, erwidert Chomeinus streng.
    »Ja, ja, das sehe ich. Aber warum findet sie in meinem Schlafzimmer statt? «
    »Weil Lisutaris hier ist.«
    »Und nicht verlegt werden kann.«
    »Tut mir Leid, Thraxas.« Lisutaris sieht zwar immer noch schwach aus, aber sie hat sich wenigstens in eine sitzende Position aufrichten können. Sie hat den Umhang um ihre Schultern drapiert und sieht majestätisch aus.
    »Sollte es nicht geheim sein, dass sie hier ist?«, erkundige ich mich.
    »Es bleibt ein Geheimnis«, erklärt Chomeinus.
    »Tolles Geheimnis, wenn sich plötzlich alle Zauberer von Turai hier ein Stelldichein geben.«
    »Wir sind Zauberer«, erklärt Chomeinus. »Wir können unsere Spuren verwischen.«
    Ich will gerade weitere Einwände erheben, als plötzlich Georgius Drachentöter hinter mir auftaucht.
    »Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe«, erklärt er und schiebt sich ziemlich rücksichtslos an mir vorbei. »Hat die Konferenz schon angefangen?«
    Ich trete angewidert meinen Rückzug an. Meine Privatgemächer sind von meinen natürlichen Feinden mit Beschlag belegt, und ich kann nichts dagegen tun. Ich würde die ganze Bagage zwar liebend gern auf die Straße setzen, aber das kann ich nicht. Selbst der schwächste dieser Zauberer verfügt über weit mehr Macht als ich. Mir fällt nicht mal eine geistreiche Bemerkung ein, also mache ich auf dem Absatz kehrt und trampele hinaus. Ich koche vor Wut. Nicht zuletzt deshalb, weil Makri offenbar bei dieser Konferenz willkommen ist, ich dagegen anscheinend nicht. Ich marschiere schnurstracks zum Tresen hinunter. Ich brauche Bier, und zwar jede Menge. Und das zügig. Ghurd steht hinter dem Zapfhahn. Das ist wenigstens etwas.
    »Bier, schnell. Meine Gemächer sind von Zauberern verseucht.«
    Ghurd zapft ein Bier und reicht mir mit einem mitfühlenden Blick den Krug.
    »Das ist ungeheuerlich!«, erkläre ich. »Jetzt kann man nicht mal mehr über seine eigenen Räume verfügen. Erst haben mich Fieberkranke befallen und jetzt Zauberer. Ich verabscheue sie allesamt! «
    »Vielleicht werden die Zauberer ja auch krank«, spekuliert Ghurd.
    »Das hoffe ich sehr. Ich sage dir, Ghurd, diese Stadt macht mich fertig. Bis auf dich hasse ich alle Einwohner. «
    Ghurd grinst, aber sein Lächeln vergeht ihm ziemlich plötzlich, und sein Blick wird unscharf. Er legt sich die Hand auf die Stirn

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