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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Georgius.«
    Dienstboten sind für ihre Klatschsucht berüchtigt. Ich hätte wissen müssen, dass es nicht lange ein Geheimnis bleibt. Ich sollte dieses Gold möglichst rasch finden, denn niemand kann voraussagen, wie viele Leute sich noch in die Suche einmischen. Ich verfluche Georgius. Dieser Zauberer verfolgt mich wie ein böser Bann. Jetzt sucht er nicht nur nach dem Ozeanischen Orkan, sondern schnüffelt offenbar auch noch hinter dem versteckten Gold her. Dabei ist der Kerl nicht mal arm. Er braucht den Finderlohn für die vierzehntausend Gurans weit weniger dringend als ich. Der Gedanke versetzt mich noch mehr in Wut. Aber ich fühle mich etwas besser, als mir wieder einfällt, dass ich sehr bald Gelegenheit haben werde, ihm von dem Geld am Spieltisch wieder etwas abzuknöpfen. Bedauerlicherweise erinnere ich mich gleichzeitig auch daran, dass ich noch nicht genug Gurans habe, um mich überhaupt an den Rafftisch zu setzen, und mein Zorn flammt erneut auf.
    Ich stürme aus dem Zimmer. Sollen sie doch alle in den Orkus fahren! Mir bleiben noch etwa sechsunddreißig Stunden, bevor sich die reichsten Spieler Turais in der Rächenden Axt einfinden, und nichts wird mich daran hindern, die nötige Summe aufzutreiben, die ich brauche, um mit ihnen zu spielen. Jemand klopft an die Flurtür. Ich reiße sie auf. Tinitis Schlangenstricker steht davor. Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. Tinitis ist mir zwar nicht direkt in den Rücken gefallen, aber sie ist eine Kollegin von Lisutaris, und Makri ist Lisutaris’ Leibwächterin. Allein diese Tatsache geht mir auf die Nerven.
    »Was wollt Ihr?«, fahre ich sie an.
    Tinitis mustert mich verblüfft. »Lisutaris beschützen, selbstverständlich. Deshalb bin ich hier, schon vergessen?«
    Ich lasse sie herein und meckere dabei unablässig vor mich hin.
    Tinitis beäugt mich mit leichtem Widerwillen. »Spar dir deine Vorwürfe. Diese Taverne ist der letzte Ort in Turai, in dem ich meine Zeit verschwenden würde. Aber einige von uns müssen für das Wohl der Stadt Opfer bringen. Hast du deine Wache auf den Zinnen aufgegeben?«
    »Ich habe ein paar Tage dienstfrei.«
    »Wirklich?« Tinitis hebt ihre eleganten Augenbrauen. »Wie beruhigend. Hoffen wir, dass die Orks auch in den Winterurlaub gefahren sind.«
    Tinitis rauscht an mir vorbei ins Schlafzimmer, um nach Lisutaris zu sehen. Mir fallen ihre Schuhe auf, eine schicke Handarbeit, die mit rosafarbenen und goldenen Stickereien durchwirkt ist. Hat sie diese Schuhe auch gestern getragen? Ich weiß es nicht mehr. Das Rosa ähnelt sehr den Stofffäden, die ich an der Stelle aufgelesen habe, an der Marizaz gestorben ist.
    Vermutlich hat das nichts zu bedeuten. Viele reiche turanische Frauen haben Stickereien auf ihren Schuhen. Es ist eine sehr beliebte Möglichkeit, seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Aber vielleicht werde ich die Schuhe später inspizieren. Könnte sein, dass da ein paar Fäden fehlen. Ich traue Tinitis nicht so ganz über den Weg. Sie lässt sich nie auf dem Schlachtfeld blicken. Letztendlich könnte sie eine orkische Spionin sein. Sicher, Lisutaris vertraut ihr. Aber das zählt nicht, denn die Herrin des Himmels beschäftigt schließlich Makri als Leibwächterin. Also kann man ihrem Urteilsvermögen nicht in jeder Hinsicht trauen.
    Es klopft an meiner Außentür.
    »Fahrt zum Orkus!«, schreie ich.
    Die Tür fliegt auf. Harmonius AlpElf schreitet herein. Sein langes blondes Haar fällt sorgfältig gefächert über seinen eleganten grünen Umhang, dessen Säume das Regenbogenemblem der Zaubererinnung schmückt.
    »Wo findet die Konferenz statt?« Für einen Mann, der meinen Schließbann durchbrochen hat und in mein Büro eingedrungen ist, fragt er ausgesprochen höflich.
    »Welche Konferenz?«
    »Die Zaubererkonferenz.«
    »Welche Zaubererkonferenz?«
    Bevor er antworten kann, stürmt Chomeinus der Fleischwolf durch die Tür. Chomeinus ist einer der mächtigsten Zauberer von Turai und berüchtigt für seinen fürchterlichen Jähzorn.
    »Wo geht’s zur Konferenz?«, fragt er mich barsch.
    Mir schwillt allmählich der Kamm. »Die Konferenz ist abgesagt. «
    Chomeinus blickt mich durchdringend an. »Red keinen Stuss!«
    Eine Kutsche fährt vor. Anemari Donnerschlag, eine der jüngeren Zauberinnen, huscht in mein Büro.
    »Komme ich zu spät zur Konferenz?«, erkundigt sie sich. »Hallo, Thraxas.«
    Ich nicke ihr höflich zu. Ich habe vor zwei Monaten an Anemaris Seite gefochten, als die Orks uns vor den Mauern

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