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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Getränks. Sie wärmt einen Mann auf, noch bevor der Schnaps die Kehle hinabläuft.
    »Wie konnte es so weit kommen?«, sinniere ich.
    »Was?«
    »Alles. Eben noch war ich Zauberlehrling, dann Söldner, dann Hoher Ermittler im Palast, und jetzt serviere ich Söldnern Bier. Man kann wirklich nicht sagen, dass ich auf dem aufsteigenden Ast wäre.«
    Makri zuckt mit den Schultern. »Du servierst nur deshalb Bier, weil alle anderen krank sind. Und was das andere angeht … wer weiß? Außerdem, wolltest du denn erfolgreich sein?«
    »Ich würde gern Zwölf Seen hinter mir lassen.«
    »Das kann schon sehr bald passieren.«
    Ich trinke einen Schluck Kleeh und spüle ihn mit Bier herunter.
    »Stimmt. Wenn die Orks über die Seebastionen schwappen, werde ich wohl umziehen müssen.«
    »Ich bewege mich keinen Zentimeter von der Stelle!«, erklärt Makri. »Wir sind schon letztes Mal davongelaufen. Noch mal mache ich das nicht.«
    Makri ist eigentlich nicht weggelaufen. Sie hat geholfen, einige sehr wichtige Zauberer sicher in die Stadt zurückzugeleiten, nachdem unsere Truppen geschlagen waren. Hätten wir Lisutaris nicht gerettet, bestünde noch weniger Hoffnung auf unser Überleben, als wir jetzt schon haben. Makri sieht das allerdings etwas anders.
    »Ich kämpfe aufrecht bis zum letzten Tropfen Blut.«
    Ich widerspreche ihr nicht. Sie wird nicht die Einzige sein, die im Kampf um diese elende Stadt fällt, einfach deshalb, weil es keinen Ort gibt, wohin wir uns flüchten könnten. Ich sehe sie neugierig an.
    »Warum warst du so scharf auf Tanroses Gold?«
    »Ich wollte damit die Gebühren für die Universität bezahlen. Falls es nach der Schlacht noch eine Universität gibt. «
    Makri wirkt niedergeschlagen. Der Gedanke, in der Schlacht zu fallen, stört sie nicht weiter, aber es macht sie zornig, dass ihre ganzen fleißigen Studien für die Innungshochschule umsonst gewesen sind. Es ist noch gar nicht so lange her, dass sie freudestrahlend in die Taverne kam und ihren Triumph feierte, weil sie bei ihren Examina als Jahrgangsbeste abgeschnitten hatte.
    »Wenn wir nur den Ozeanischen Orkan finden könnten«, sage ich. »Dann hätte die Stadt eine bessere Überlebenschance. Die Zaubererinnung könnte die Orks in Schach halten.«
    »Hast du eine Ahnung, wo sich das Artefakt befindet?«
    »Nicht die geringste«, gebe ich zu. »Wer auch immer den Ozeanischen Orkan in seinem Besitz hat, ist mächtig und gerissen. Niemand hat bisher auch nur die kleinste Spur davon gefunden.« Ich stehe mühsam auf. »Zeit zu arbeiten.«
    »Was? Wo willst du hin?«
    »Zum Hafen. Ich suche nach Walen, Gold und dem Ozeanischen Orkan.«
    Makri springt auf. »Ich komme mit.«
    »Von mir aus«, erwidere ich gleichgültig.
    »Ich werde das Gold mit dir teilen, wenn wir es finden.«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Ich habe jede Menge Ideen, was ›unter dem Wal‹ bedeuten könnte.«
    Ich hebe fragend meine Brauen. »Wirklich?«
    »Nein«, sagt Makri kleinlaut. »Eigentlich nicht. Aber ich komme schon noch drauf. Wenn wir den Schatz finden, kann ich die Universität bezahlen. Und wenn wir den Ozeanischen Orkan finden, retten wir die Stadt.«
    »Das klingt eigentlich ganz einfach. Wir werden Helden sein.«
    Mein Schlafzimmer ist immer noch von Zauberern belegt. Sie hocken bereits seit Stunden darin. Ich gehe in mein Büro, hole meine beiden magischen warmen Mäntel und gebe Makri einen. Dann steigen wir über die Außentreppe in den Quintessenzweg hinunter. Die Straße ist kalt und menschenleer. Die Öllampen an den Ecken spenden nur ein schwaches Licht, das die Umgebung kaum ausreichend beleuchtet. Ich spreche ein kleines Machtwort, und mein Leuchtstab flammt auf.
    Wir begegnen einer Nachtpatrouille der Zivilgarde. Die Gardisten starren uns misstrauisch an, bevor sie in uns vertraute Gestalten aus ZwölfSeen erkennen. Dann gehen sie weiter, die Hände auf den Knäufen ihrer Schwerter, und halten eine lockere Formation ein. Nicht zum ersten Mal fällt mir auf, dass unsere Zivilgarde nicht gerade sonderlich beeindruckend ist. Jedenfalls dürfte sie irgendwelchen plündernden Orks schwerlich Angst einjagen. Der König verfügt auch über gute Truppen, und es gibt viele kampferprobte Söldner in der Stadt. Aber zum größeren Teil sind unsere Verteidigungskräfte ein dürftig ausgebildeter Haufen. Früher einmal musste jeder Mann in Turai, ganz gleich, welchen Beruf er hatte, regelmäßig ein militärisches Training zur Auffrischung absolvieren, damit er

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