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Sturm

Sturm

Titel: Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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einem Schild.«
    Er klang angespannt.
    »Warum gehen wir denn dorthin?«, fragte Ana. Sie suchte in Daneels Blick nach einer Erklärung, nach einer Botschaft vielleicht, die an sie gerichtet war, sie vor einer drohenden Gefahr warnen sollte.
    »Die Straße ist vom Regen unterspült«, sagte er. »Die Karren würden stecken bleiben. Es ist besser, wenn wir nach Vujana gehen.«
    Ana warf einen Blick auf die staubige Straße und das gelbe, halb verdorrte Gras auf den Wiesen. »Es hat hier doch seit Wochen nicht geregnet. Wie kann da die Straße …«
    Qaru unterbrach sie. »Ich bin sicher, die Götter haben uns diesen Umweg aus gutem Grund geschickt. Einfachen Menschen, wie wir es sind, steht es nicht zu, sich ihnen zu widersetzen.«
    Daneel neigte den Kopf. »So sehe ich es auch.«
    Ana sah zu dem Karren hinüber, auf dem Jonan saß. Er schlief. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie ihn wecken sollte, doch dann entschied sie, ihn schlafen zu lassen. Was sollten sie auch tun? Sie hatten ihre Pferde verkauft, und zu Fuß würden sie stärker auffallen als zwischen den Gauklern.
    »Ich schließe mich deiner Entscheidung an«, sagte sie. Daneel nickte, als habe er nichts anderes erwartet. Er wandte sich ab und lenkte seinen Esel dem nächsten Karren entgegen.
    »Es wird zum Besten sein, Peera.« Qaru lächelte. »Die Entscheidungen, die Daneel fällt, waren seit der glücklichen Fügung, die meinen Weg mit dem seinen kreuzte, stets richtig. Er wird auch dieses Mal wissen, was zu tun ist.«
    Er beugte sich zu ihr herab. »Einige von uns«, sagte er leise, »glauben, dass er in der Ewigen Garde war.«
    »Wirklich?« Ana bemühte sich, überrascht zu klingen.
    Qaru sah sie ein wenig enttäuscht an. »Du musst mir natürlich nicht glauben, aber diejenigen von uns, die schon länger mit ihm reisen, sind überzeugt davon, nicht nur wegen seines Mundes.« Er richtete sich wieder auf. »Wir werden noch einmal davon sprechen, wenn du uns länger begleitet hast.«
    Ana antwortete nicht. Gerit hatte ihr viel über die Ewige Garde erzählt. Manches davon waren Gerüchte, die er von Soldaten aufgeschnappt hatte, anderes stammte aus Schriften oder General Norhans Erzählungen. Sie bezweifelte, dass Daneel ihr einmal angehört hatte. Er passte nicht zu dem Bild, das sie sich davon gemacht hatte.
    Vor ihr bogen die ersten Karren nach links ab. Der Weg war schmaler, gerade breit genug für einen Karren. Jemand hatte zwei zugespitzte Bretter an einen Baum genagelt. Auf dem linken stand Vujana, auf dem rechten befand sich nur ein Symbol, das aus drei Wellen bestand. Überall in den Königreichen benutzte man dieses Symbol, um einen Weg zu kennzeichnen, der zum Großen Fluss führte.
    Ana sah zwischen den Karren hindurch zu dem Weg, den sie nicht nehmen würden. Er führte über einen Hügel und verschwand dahinter. Sie sah keinen Schlamm, keine Spur von Regen.
    Sie bemerkte Bewegungen jenseits des Hügels. Eine Wolke aus großen schwarzen Vögeln hing über etwas, das sie nicht erkennen konnte. Die Vögel flatterten hoch und stießen nieder, immer und immer wieder, wie Motten, die in dunkler Nacht eine Kerze umschwärmten.
    Als sie Vujana erreichten, war es bereits dunkel. Ana hatte befürchtet, dass der Weg dort enden würde, aber im Licht der Zwillingsmonde sah sie, dass er hinter dem Dorf weiterging. Einen Hinweis, wohin er führte, fand sie jedoch nicht.
    Die Karawane lagerte auf einer Wiese am Dorfrand. Von dort aus war Vujana nicht mehr als eine Ansammlung schwarzer Umrisse in der Nacht. Ana zählte zwölf Häuser. Nur ein einziges war erleuchtet, wahrscheinlich die Taverne. Sie sah Silhouetten hinter den Fenstern.
    Ana legte Feuerholz auf einen Stapel neben dem Lagerfeuer. Ein großer Kessel hing darüber. Einige Gaukler schnitten Gemüse, einer zerteilte zwei Hasen, die er am Nachmittag erlegt hatte, Jonan und ein anderer Mann rammten Fackeln nahe des Weges in den Boden.
    Sie sah auf, als Daneel neben sie trat. Er hatte seine Reisekleidung abgelegt und trug ein weißes Hemd und einen braunen Umhang. »Ich möchte Euch für Euer Vertrauen danken«, sagte er.
    »Es gab keine große Wahl in dieser Angelegenheit«, antwortete Ana. Sie sah sich um. Niemand stand in ihrer Nähe.
    »Wieso haben wir die Straße wirklich verlassen?«, fragte sie leise.
    »Wie ich schon sagte: Der Regen hatte sie unpassierbar gemacht.« Feuerschein flackerte in seinen Augen. Er strich sich über den Kopf. »Ich sollte den guten Dorfbewohnern wohl

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