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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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nicht lehren konnte. Doch seine katzenhaften Reflexe und sein Diebesinstinkt sorgten dafür, dass er beständig misstrauisch blieb, also war sein Zögern wohl nichts Besonderes.
Janna, Sebes Geliebte, sagte immer, dass Tremal nur einige Mahlzeiten fehlten, um gut auszusehen, aber sie hatte es nie geschafft, ihm genug einzuflößen, dass es sich gelohnt hätte – das behauptete sie zumindest.
    Die anderen beiden Brüder, Firrin und Horle, waren so jung, dass sich Dornai fragte, ob er langsam alt werde. Sie trugen die gleichen Waffenröcke. Darüber muss ich mal mit ihnen reden, das sieht zu sehr nach einer Uniform aus , dachte er.
    Er warf einen Blick auf die Frau, die sie begleitete, Hirta, und sie starrte unverwandt zurück. Die ist so kratzbürstig wie ein Stachelschwein. Aber das muss sie auch sein, wenn sie wirklich bleibt und Mitglied der Bruderschaft wird.
    Hirta war noch kleiner als Tremal, aber sie sah aus, als flösse Chetse-Blut in ihren Adern, denn sie war kräftig gebaut. Sie war noch keine zwanzig, damit aber trotzdem älter als die meisten Mitglieder zum Zeitpunkt ihres Beitritts. Andererseits würde der Kommandant ihnen keine Frau mitschicken, solange er nicht sicher war, dass sie zurechtkam. Die meisten Männer waren schon nicht zäh genug, und so wurde nur sehr selten eine Frau für eine Mitgliedschaft vorgeschlagen.
    »Holt euch was zu essen«, grollte Doranei schließlich. »Wenn es dämmert, brechen wir auf.«
    »Wohin?«, fragte Beyn.
    »Du bringst sie zuerst nach Sautin, dann nach Mustet«, sagte Doranei mit einem Nicken zum fünften Mitglied von Beyns Trupp. Eyl Parim zuckte ob der Bewegung zusammen und senkte den Blick. Der Volksverhetzer mochte es offensichtlich nicht zu reisen, schon gar nicht im Winter – und die Bruderschaft gönnte sich weniger Rast beim Reisen als andere, gleichgültig, welches Wetter herrschte.
    Doranei vermochte Parim nicht einzuordnen, er war etwas zwischen einem Asketen und einem geringen Magier. Er konnte
seine Stimme nutzen, um auf übernatürliche Weise überzeugend zu sein, und so war er eher daran gewöhnt, sich bei reichen Gönnern einzunisten, als mit einer Bande raubeiniger Männer zu reiten. Beyn hatte ihn vor zwei Jahren aufgespürt und den Mann an frühere Vergehen erinnert. Seitdem hatten sie auf eine Gelegenheit gewartet, Parims seltene Fähigkeiten lohnend einzusetzen.
    Gleichgültig, wie wenig du Sautin und seinen begeisterten Ansatz bei der Ruhigstellung von Menschenmengen magst, ich würde sofort mit dir tauschen , dachte Doranei mürrisch. Er selbst hatte den Auftrag, in der Runden Stadt nach Zhia Vukotic zu suchen, weil sie sich höchstwahrscheinlich nach der Sache in Scree dorthin zurückgezogen hatte.
    »Seid leise und unauffällig«, fuhr Doranei fort. »Sautin hat Vorrang, also reist dorthin und stachelt die Leute gegen die Menin und jeden, der zur Mäßigung mahnt, auf. Sobald das getan ist, bringst du, Beyn, Hirta nach Mustet, um dort alles vorzubereiten. Horle, wenn Beyn fort ist, hast du in Sautin das Sagen.«
    »Ja, Herr.«
    Doraneis Gesicht verfinsterte sich: »Lass das bleiben«, blaffte er. »Wir sind keine verdammten Soldaten. Du gehorchst nur einem einzigen Mann, das weißt du doch?«
    »Richtig, ja, entschuldige.« Horle errötete nicht, aber man konnte seine Scham wegen dieses Fehlers nur zu deutlich erkennen, und Sebe kicherte fröhlich. Doranei funkelte seinen Bruder an, wurde aber nicht beachtet. Auch Sebe war am Anfang in Doraneis Nähe vorsichtig gewesen, doch nun hatte er sich darauf verlegt, dafür zu sorgen, dass sein bester Freund wie jeder andere Bruder wirkte. Doranei mochte jetzt der Erste unter Gleichen sein, aber darum würde er trotzdem keinen Respekt erhalten, wie er Ilumene erwiesen worden war. Und dafür war er aufrichtig dankbar.
    »Und du – solange du wie ein Kätzchen aussiehst, solltest du
über niemanden lachen«, sagte Doranei und erntete dafür einen nachlässigen Schlag gegen den Kopf. Sebe hatte im letzten Sommer sein langes, schwarzes Haar geschoren, und nun wuchs es nur langsam nach.
    »Beyn, nimm das hier mit – und benutze es nur, wenn es unabdingbar ist.« Er reichte ihm einen in Leder eingeschlagenen, kleinen Gegenstand.
    Beyn sah das Bündel eine Weile nachdenklich an, nahm es dann aber doch entgegen. Er mochte keine Überraschungen. Darin fand er eine große, gebogene Klaue.
    Doranei freute sich über die Verwirrung im Gesicht seines hochnäsigen Freundes. »Endine hat es für uns

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