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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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diskret.«
    Zhias Züge versteinerten. »Ich erinnere mich daran, wie mein Bruder darüber lachte, dass er eine Königin mit dem zweiten Gesicht betrog. Ich glaubte ihr Lachen aus dem Jenseits zu hören, als die Götter uns straften.« Sie schnaubte und machte eine wegwerfende Geste. »Hure der Dämmerung, ganz recht.«
    Sie wandte sich Harys zu und bedeutete ihr, sich zu ihnen zu setzen. »Sag mir, was geht in der Stadt vor? Was hat sich seit unserem letzten Besuch geändert?«
    Harys nickte und sagte: »Wo soll ich anfangen, edle Dame? Mit dem Sturz des Weißen Zirkels?«
    Zhia nickte. »Fass dich kurz.«
    »Die Leute nennen es den gesitteten Putsch, aber das lässt es schlimmer klingen, als es war«, sagte sie. »Als wir vom Fall Screes erfuhren, war klar, dass vom Weißen Zirkel nicht mehr viel übrig war. Die herrschenden Schwestern flohen nach Tor Salan, so sagt man. Der Rest nahm einfach den Schal ab und zog sich von den offiziellen Posten zurück. Einige Leute gerieten in Panik, als sie eine Abordnung der Ritter der Tempel an der Grenze wartend vorfanden, aber die Herzogin von Byora schritt ein.«

    »Fiel es ihr schwer, die anderen zu überzeugen?«, unterbrach Koezh.
    »Ich bezweifle, dass es leicht war, aber Sourl und Celao sind keine Narren. Sie wissen über die Lage im Süden genauso viel wie Natai Escral. Jeder hat vom Eroberungsfeldzug der Menin gehört – und wie heißt es so schön: Wo ein Krieg stattfindet, lassen seine Brüder nicht lange auf sich warten.«
    »Das Sprichwort bezieht sich auf Pestilenz und Hungersnot«, berichtigte Zhia. »Aber du hast trotzdem die richtigen Schlüsse gezogen. Ein Bürgerkrieg ist das Letzte, was die Runde Stadt braucht. Sie bezieht ihre Macht aus dem Handel, und ich bin sicher, dass Tor Salan ehemalige Mitglieder des Chetse-Heers anheuern wird. Sobald das Mächteverhältnis erst einmal aus dem Gleichgewicht geraten ist, nimmt sich jeder, was er zu packen kriegt.«
    »Tor Salan greift niemanden an«, meldete sich Harys zu Wort. »Die Menin haben ihre Verteidigungslinien am einem Tag überrannt, wie man vor einer Woche erfuhr.«
    »Was?«, blaffte Zhia und ihre saphirgrünen Augen funkelten in der Dunkelheit. »Und das sagst du jetzt erst?«
    »Und wieder hat jemand Lord Styrax unterschätzt«, sagte Koezh leise und rieb sich die Schulter, wo ihn der Menin-Lord tödlich getroffen hatte. »Wenigstens war ich einer der Ersten«, fügte er hinzu.
    »Ich habe noch nicht herausgefunden, was genau passiert ist«, sagte Harys schnell. »Einige sagten, die Söldner der Stadt hätten ihm die Tore geöffnet. Andere behaupten, Lord Styrax sei allein zu den Händen des Riesen geritten und habe sie in einem Sturm umgerissen – wie Strohhalme.«
    Zhia nickte ernst. »Das klingt wie eine Lektion für uns andere, egal, wie es wirklich war. Er erkannte ihre Stärke und griff sie an. Nur seine Fähigkeiten übertreffen die Überheblichkeit dieses
Mannes noch.« Sie lehnte sich vor und sah Harys fest in die Augen. »Dies ist keine Fangfrage, auch wenn sie seltsam klingen wird, aber du wirst sie mir zuliebe beantworten.«
    »Natürlich, edle Dame«, sagte die Puffmutter rasch und sank auf ihrem Stuhl zusammen. Sie wirkte entsetzt.
    »Hast du in letzter Zeit, egal woher, Geschichten über ein Kind gehört?«
    Koezh hörte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Sie antwortete: »Ein Kind? Ich denke nicht, dass …« Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck hielt sie inne. »Das Einzige, was mir da einfällt, ist das neue Mündel der Herzogin.«
    »Sie ist dafür bekannt, Waisen aufzunehmen, oder?«, fragte Zhia, um Harys Mut zu machen.
    »Ja. Ich befürchte allerdings, dass ich nicht sonderlich darauf geachtet habe, da es eher Inhalt der Gespräche junger Mägde und meiner Mädchen ist, und nicht der Männer, die herkommen. Das meiste ist eitles Geschwätz. Etwas darüber, dass sein Weinen einen Feigling dazu brachte, sich mit der gesamten Wache der Herzogin anzulegen – und dass die Götter selbst zwei Priester während des Aufstandes der Kleriker niedergestreckt haben, weil sie dem Kind wehtun wollten.«
    Koezh sah seine Schwester an. »Du hattest Recht.«
    »Es war ein naheliegender Gedanke«, sagte Zhia selbstzufrieden. »In Scree sahen wir den Schatten im Herzen der Ereignisse, der Chaos um sich säte. Was auch immer nun folgen mag, es wird am ehesten in der Runden Stadt oder Tor Salan stattfinden.«
    Sie zuckte grazil mit den Schultern und strich sich eine schwarze Strähne aus

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