Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
Karkarn in den letzten zwei Wochen überall in der Stadt Patrouillen überfallen hätten, und ein hohes Mitglied des Rates, Garan Dast, wurde am Maultiertor von einem Mystiker des Karkarn ermordet. Und wo die Pönitenten scheitern, töten die Wachen gedankenlos und verhaften überall Leute. Damit machen sie sich keine Freunde. Es gab immer wieder Aufstände … und sie werden immer schlimmer.«
    »Auf wen hört sie? Ist das noch immer dieser affektierte Leyen?«
    »Nein, er starb bei dem Überfall am Gebetstag. Vielleicht die Dame Kinna?«
    »Die Dame Kinna?«, wiederholte Zhia. »Der Name sagt mir nichts. Wie kommt man an sie heran?«
    »Das weiß ich nicht, edle Dame. Ich weiß nichts über die Frau, nur dass sie im Rat der Herzogin den Ton angibt. Es heißt, sie dränge die anderen zu einem Befehl, den Tempel des Todes zu schließen.«
    »Sie will die Tore des Todes verschließen?«, fragte Zhia mit einem anerkennenden Lachen. »Ich mag sie schon jetzt. Kannst du dafür sorgen, dass uns jemand aus ihrem Haushalt eine Locke ihres Haares verschafft?«

    Harys dachte einen Augenblick nach, dann schmunzelte sie.
    »Ja, das habe ich mir gedacht.«
    »Warum schauen wir nicht vorbei und sehen uns das Kind selbst an?«, fragte Koezh.
    »Kleine Schritte, lieber Bruder, immer kleine Schritte, wenn man sich herantastet. Wir wollen die kleine Milbe doch nicht verschrecken, oder?«, sagte Zhia und lächelte so breit, dass man die Zähne sah.

16

    Doranei lehnte sich näher an das kleine Feuer heran, das verzweifelt gegen den Wind anbrannte. Es war in der letzten halben Stunde deutlich kälter geworden, und er bemerkte, dass er zitterte, während er die Funken ausschlug, die ab und zu auf seine Kleidung segelten. Sie mussten noch immer vorsichtig sein, auch wenn sie sich bereits eine oder zwei Meilen weit hinter Narkangs Grenze befanden: darum nur ein kleines Feuer. Er wagte es, einige Äste mehr aufzulegen, dann sah er sich danach um, ob sie bereits Gesellschaft bekommen hatten.
    »Warum so grimmig? Immerhin regnet es nicht«, sagte jemand aus der Dunkelheit.
    Beyns Stimme war unverwechselbar, und Doranei hackte weiter Feuerholz, während sein Kamerad in Sicht kam. Der große, blonde Mann band sein Pferd neben Doraneis Tier an und setzte sich dann neben ihn, um sich die Hände zu wärmen. Er warf keinen Blick auf die dunklen Schemen, die ihm zwar gefolgt waren, sich aber außerhalb des Lichtkreises hielten. Doranei ignorierte sie ebenfalls. Er wusste, warum sie zurückblieben.
    Er verzog das Gesicht. Den Göttern sei Dank für Beyns Hochmut.
    Er zog einen Handschuh an und hob vorsichtig einen verschlossenen Tontopf vom Rand des Feuers. Dann öffnete er ihn und roch am Inhalt. Gut genug , beschloss er. Wenn die anderen
etwas haben wollen, sollen sie gefälligst fragen. Ein größerer Topf hing über dem Feuer, doch der Inhalt kochte noch kaum. Das Abendessen für morgen, das sie Sebes Fertigkeit mit der Schleuder verdankten.
    Doranei fühlte Beyns Blick auf sich ruhen, als er sich über den Topf beugte, den er zwischen den ausgestreckten Beinen hielt. Die Wärme des Topfes und die ersten vorsichtigen Bissen verbesserten seine Laune gewaltig, aber sogar sein Lächeln lockte die Zuschauer nicht an, bis Sebe von seiner Wache zurückkehrte und sich neben Doranei setzte. Der drahtige Mann warf die Kapuze zurück und zeigte bei der Aussicht auf eine warme Mahlzeit ein schiefes Lächeln.
    »Auf was wartet ihr?«, rief Sebe aus und fischte einen ähnlichen Topf aus dem Feuer. Er stieß Doranei mit dem Ellbogen an. »Dann bleibt wohl mehr für uns.«
    Sebes Vertraulichkeiten gaben den Ausschlag, und fünf Leute traten aus dem Schatten, um sich zu ihnen zu gesellen. Drei waren Mitglieder der Bruderschaft, was Doranei noch mehr verärgerte. Wie konnten ihm seine eigenen Kameraden misstrauen? Warum fiel es ihnen so schwer, mit der seltsamen Beziehung klarzukommen, die er zu Zhia Vukotic unterhielt?
    Nicht, dass ich eine Ahnung hätte, was da vor sich geht. Aber mittlerweile sollten sie begriffen haben, dass sich nichts wirklich geändert hat. Ich dachte, wir müssten in der Lage sein, uns an alles anzupassen.
    Tremal war der Älteste der drei. Der dünne kleine Mann hatte sich in den letzten Jahren als lohnende Ergänzung der Bruderschaft herausgestellt. Er war der offensichtlichste Asket unter den Mitgliedern der Bruderschaft, und das Leben als Dieb hatte seine schwache magische Begabung zu einer Kunstfertigkeit geschliffen, die man

Weitere Kostenlose Bücher