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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Sommer dort durchgekommen ist, unterlief bei einer Erzählung ein Fehler!«
    »Ein Fehler?«, fragte Oterness überrascht. »Aber Harlekine verfügen über ein großartiges Gedächtnis? Darum geht es doch.« Sie übersah Coran, der zwei Verbeugungen andeutete und davoneilte.
    »Genau. Und jetzt müssen wir darauf achten, ob dies noch einmal geschieht.«
    Die Königin versteifte sich. »Du sagtest, er solle einen Plan für den Hochsommer erstellen. Was für einen Plan meinst du?«
    Emin ging neben ihr in die Hocke und legte eine Hand schützend auf ihren dicken Bauch. »Wenn sie, möglicherweise sogar unwissentlich, zu Dienern Azaers geworden sind, könnten sie unvorstellbaren Schaden anrichten. In Scree haben Azaers Anhänger eine ganze Stadt gegen die Götter aufgebracht. Und wenn das Gleiche im ganzen Land geschieht? Wir hatten so wenige
Gelegenheiten, die Ränke des Schattens zu durchkreuzen, dass ich jetzt nicht zaudern darf.«
    »Du würdest sie alle töten?«
    »Wie es scheint«, sagte Emin langsam, »bin ich zu allem fähig.« Er senkte den Kopf, ein Mann, der von seinen eigenen Taten besiegt wurde.
    »Bei der Gnade Schicksals, hatte Scree denn auf sie alle Auswirkungen? Ist daraus nichts Gutes erwachsen?«
    Der König lachte freudlos. »Nichts Gutes?«, wiederholte er, dann glätteten sich die harten Züge und Trauer breitete sich darin aus. »Doranei, der arme Junge Doranei, hat sich verliebt.«

3

    Es störte Isak nicht, dass nur schwaches Kerzenlicht zur Verfügung stand. Er konnte die Gesichter um sich herum gut erkennen, versuchte dabei aber seinen Kopfschmerz zu verdrängen. Aus einem Gesicht traf ihn ein geringschätziger Blick, und der Mann versuchte auch gar nicht erst, sein Missfallen zu verbergen. Aber daran hatte sich Isak bei seinem Haushofmeister schon gewöhnt. Das junge Weißauge hatte ein ganzes Reich von seinem Vorgänger Lord Bahl geerbt, und man mochte über Haushofmeister Fordan Lesarl sagen, was man wollte – wobei größenwahnsinniger Sadist noch eine der blumigeren Beschreibungen der Leute für ihn war –, aber er wusste, wie man ein Land zu führen hatte.
    Die übrigen Anwesenden waren allesamt gut aussehend, was Isak bei ihrer ersten Begegnung überrascht hatte, obwohl er nie den Finger darauf legen konnte, warum. Die eine Hälfte starrte wie ein Rudel gefangener Hasen zu ihm auf und der Rest blickte niedergeschlagen zu Boden. Er atmete tief durch. Es war kein guter Tag, und das beständige Nieseln, das sich jedes Mal in einen Wolkenbruch verwandelte, sobald er einen Fuß nach draußen setzte, hatte seine ohnehin schlechte Laune nicht eben gebessert.
    Reiß dich zusammen , wiederholte Isak im Innern immer wieder. Reiß dich zusammen, wende dich nicht gegen deine Vertrauten. Er hatte die Warnung im Blick seiner Freunde, seiner Berater und
besonders in Carels Augen gesehen. Obwohl er abgemagert war und wirkte, als sei er seit dem Verlust seines Armes um zehn Jahre gealtert, hatte Carel sein Gespür für Isaks aufgewühltes Gemüt doch nicht verloren. Carel war Isak in den langen Jahren beim Wagenzug eher ein Vater gewesen als sein leiblicher Vater, und man hatte ihn unter anderem wegen seiner beruhigenden Wirkung auf Isak zum Marschall gemacht. Ihm vertraute Isak von allen Leuten noch immer am meisten.
    Die neun Mitglieder von Lesarls Gefolge saßen um drei Tische herum. Sie stellten eine bunte Mischung dar, und nicht alle Gefolgsleute des Haushofmeistes passten in das staubige Dachzimmer einer Schenke in der Nähe der belebten Krummschwanzstraße. Der Flusshafen von Tirah lag nur einen Katzensprung vom Hahnenschweif entfernt, und die Stammgäste der Schenke waren von der gröbsten und unflätigsten Sorte. Der grimmige erste Maat, der an einem der Tische saß, passte mit den Hautbildern, die seine Arme und den kahlen Schädel bedeckten, hervorragend in den Schankraum unten. Der in Seide gekleidete Stutzer neben ihm tat es nicht – aber keiner der Anwesenden ließ sich vom Äußeren der beiden täuschen.
    »Wie ich sehe, freut ihr euch ebenso sehr darüber, hier sein zu dürfen, wie Lesarl«, sagte Isak schließlich.
    Der Lord der Farlan war beinahe so herausgeputzt wie Tänzer, der aufgetakelte Edelmann. Sein Wams und seine Beinkleider waren dunkelblau und an der linken Seite mit silbernen Spiralen und Mondstein verziert. Isak hatte seinen silbernen Herzogsstirnreif nach einem langen Tag voller offizieller Anlässe abgelegt, aber alles andere an ihm, mit Ausnahme des fehlenden

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