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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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käme.«
    »Der Schlüsselmeister der heraldischen Bibliothek?«, fragte sich Vesna laut. Es verwirrte ihn noch mehr, dass sich Tilas Ausdruck nun verfinsterte.
    »Der Hüter der Stammbäume«, sagte sie kühl. »Offensichtlich war Lesarl nicht nur bei Sir Arole Pir der Meinung, man müsse die wahre Herkunft ermitteln.«
    Vesna setzte an, etwas zu sagen, aber Tila hob mit wütendem Gesicht den Finger. »Vertrau mir. Du willst dieses Gespräch nicht weiterführen, denn es würde nicht gut für dich enden. Sei nur froh, dass die Hochzeit trotzdem stattfinden wird.«
    Er nickte stumm. Der Schnitt an seinem Kopf schmerzte plötzlich nicht mehr, sondern wurde von der bösen Vorahnung in seinem Bauch verdrängt.
    »Jetzt erzähl mir von der Nacht des Angriffs«, sagte Tila, lehnte sich auf die Stuhllehne und sah ihn eindringlich an.
    Vesna konnte ihrem Blick nicht lange standhalten und beschloss, es nicht noch hinauszuzögern. Er berichtete ihr von den letzten Augenblicken des Kampfes und dem Gespräch mit dem Gott des Krieges.
    Als er geendet hatte, schwieg Tila. Er wagte es, sie anzusehen, konnte in ihren Zügen aber keine Regung ablesen. Sie starrte ins Feuer und verarbeitete die Folgen, die seine Worte andeuteten.
    »Das musstet du mir also vor der Hochzeit erzählen. Dir wurde vom Gott des Krieges die Unsterblichkeit angeboten. Ich verstehe dein Problem.« Ihre Stimme war kühl, sachlich.

    Die Worte hingen in der Luft und Vesnas böse Vorahnung wuchs sich noch weiter aus. Sein Mund war mit einem Mal ganz trocken.
    Abrupt stand sie auf und sah ihn an. »Mein Liebling, du bist ein schrecklicher Dummkopf.«
    Dem Grafen fiel die Kinnlade herunter. Das war nicht die Antwort, mit der er gerechnet hatte.
    »Ich verstehe nun, was du dir gedacht haben musst: Es sind schwierige Zeiten, mein Lord braucht einen General, auf den er sich verlassen kann. Ich kann meine Zweifel nicht abschütteln. Welchen Wert hatten denn die langen Jahre des Kämpfens? Habe ich etwas bewirkt? Hier bin ich, ein verängstigter Mann, der seine besten Jahre hinter sich hat, und habe nichts vorzuweisen als einen schlechten Ruf. Könnte dies meine Gelegenheit sein, etwas Lohnendes zu tun, mir zu beweisen, dass ich mein Leben und mein Talent nicht verschwendet habe? Kann mir dies die Stärke geben, die ich verloren wähne, mir die Unschuld wiederbringen, die auf einem der hundert Schlachtfelder starb?«
    Vesna saß wie erstarrt auf seinem Stuhl und konnte sich nicht bewegen, während der Jäger zum Gejagten wurde. Seine eigenen Gedanken laut ausgesprochen zu hören, untergrub seinen Entschluss völlig. Und so konnte er nur hilflos lauschen, wie Tila fortfuhr, noch immer in Miene und Stimme undeutbar.
    »Und damit zum wirklichen Problem, das dir seit Tagen im Kopf herumgeht: Wie kann ich das Angebot eines Gottes ablehnen, wenn es alles enthält, nach dem ich mich immer schon gesehnt habe? Aber wie könnte ich denn dann Tila noch heiraten?« Sie kam näher und Vesna wich im Sitzen unwillkürlich ein wenig zurück, als er ihren wachsenden Ärger spürte.
    »Nun, mein Geliebter«, sagte sie grimmig. »wie unser großer und im Augenblick sturzbetrunkener Lord sagen würde: Ist mir ganz egal, du hast gar keine Wahl.« Sie atmete tief durch, als
wolle sie Vesna herausfordern, sie zu unterbrechen, bevor sie fertig war.
    »Verstehst du? Du hast keine Wahl. Versuch gar nicht erst, deine Argumente vorzubringen, denn ich würde sie dir ohnehin nur um die Ohren hauen. Vergiss all die idiotischen Ideen von Ehre und Selbstaufopferung, die dir im Kopf herumgehen und dafür sorgen, dass du so etwas auch nur vorschlägst. Und ihr gnädigen Götter, wenn du das leugnen willst, so kratze ich dir die Augen aus, weil du nicht einmal ansatzweise der Mann bist, für den ich dich halte.«
    Ihre Stimme zitterte kurz, während Tila Tränen zurückhielt, doch dann fuhr sie fort: »Ihr verdammten Soldaten, ihr seid doch allesamt strohdumm, also versuch gar nicht erst, mir zu widersprechen. Es ist doch dein Beruf zu gehorchen, und so wird es auch weiterhin sein. Glaubst du denn wirklich, ich würde mich einfach ergeben? Knicksen – und verschwinden?«
    »Dein Gesichtsausdruck beweist, dass man dir das Denken nicht überlassen kann, also sage ich dir, was wir tun werden: Wir werden also wie geplant heiraten – und danach erlaube ich dir, im Laufe der nächsten Jahre ab und zu selbst zu denken. Aber solange du mir nicht bewiesen hast, dass du nicht der torfköpfige Schwachkopf bist,

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