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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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als der du dich heute präsentierst, wirst du das nur mit meiner Erlaubnis tun.
    Und dabei hast du übrigens auch nicht mitzureden. Ich liebe dich, und ich weiß, dass auch du mich liebst, es gibt also überhaupt nichts zu besprechen. Ich werde dich heiraten, um dich vor deiner eigenen Dummheit zu retten. Ob du Karkarns Angebot annehmen wirst, werden wir später besprechen, aber egal, ob sterblicher Aspekt, Unsterblicher, oder was auch immer du werden magst, du wirst dabei auf jeden Fall verheiratet sein.
    Und wenn du glauben solltest, dass ich dich nicht dazu zwingen kann, mich zu heiraten, dann wart es nur ab, denn dann
wirst du einmal erleben, wie ein Feldzug wirklich aussieht. Ich würde dir das Leben auf eine Art und Weise zur Hölle machen, an die du im Traum nicht gedacht hast. Und je länger du dich wehrst, umso mehr Verbündete werde ich hinzuholen, angefangen mit Isak, dann dem Haushofmeister, Xeliath, der Hexe von Llehden bis hin zur gesamten Palastwache, wenn es nötig sein sollte. Ich werde dich in die Zange nehmen, bis du allein und weinend um Gnade flehst. Also, sei artig und tu, was man dir sagt.«
    Tila atmete tief durch.
    Vesna wollte es ihr nachtun, aber er war immer noch wie gelähmt. Da trat sie plötzlich vor und küsste ihn auf die Stirn, um sich danach abzuwenden und zur Tür zu gehen. Sie öffnete sie und rief ihm über die Schulter zu: »Jetzt schlaf aber und denk darüber nach, was du fast getan hättest.«

20

    Hohepriester Antil wartete, bis sich die Schritte entfernten. Er stand in einem kleinen, schummrig beleuchteten Flur und blickte auf die enge Wendeltreppe hinab. Er hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Aus Gewohnheit sandte er ein stummes Gebet an Shotir. Hale war in letzter Zeit ein schrecklicher Ort geworden, und auch wenn der Gott der Heilung das Gebet seines Dieners vernahm, so fürchtete Antil doch um die Sicherheit seines Mündels. Sogar der Segen eines Gottes hatte augenscheinlich seine Grenzen. Das nächste Mal mochte kein Priester des Todes anwesend sein, um die Pönitenten an einer Durchsuchung des Tempels zu hindern.
    Zu Leganas Glück führte der einzige Weg zum gesegneten Krankenhaus, der Küche und den Schlafsälen, die den Großteil des Tempels einnahmen, durch den Raum des Schreins. Bisher waren die Soldaten davor zurückgescheut, ihn zu durchschreiten, aber Antil vermutete, dass sie das nicht mehr lange abhalten würde. Seit dem Massaker im Rubinturm lag das Flüstern des Verrats im Wind und die verbleibenden Kriegstreiber suchten nach einem Südenbock.
    Antil kratzte sich am Hals, zog dann aber rasch die Hand weg. Er tat dies, wann immer er nervös war, und in den letzten Tagen war die Haut an dieser Stelle wund. Auf der Treppe blieb es still. Die Priester des Tempels befanden sich alle im Krankensaal, der
trotz ihrer Bemühungen nicht leerer wurde. Leganas Anwesenheit war ein Geheimnis, das Antil nur mir einer anderen Person geteilt hatte, einem gutmütigen niederen Priester, den man den dicken Lonei nannte. Und zur Sicherheit wollte es Antil auch dabei belassen.
    Vater Lonei besaß keine Magie. Seine Fettleibigkeit war allein eine Auswirkung seiner Gier. Er stellte im Krankensaal eine Gefahr dar und durfte sich darum nicht dort aufhalten. Aber in der Küche tat er gute Arbeit, er war seit Jahren Antils treuer Gehilfe gewesen. Lonei war nicht der Hellste, aber Antil konnte sich ohne Zweifel darauf verlassen, dass der Mann den Priester abgelöst hatte, der sich um den Schrein am Fuß der Treppe kümmerte – und dass er nachgesehen hatte, ob die Luft rein war.
    Antil zog sich in sein Zimmer zurück. Es war ebenso spärlich beleuchtet wie der Flur, dennoch kniff Legana die Augen zusammen, wenn sie zum Fenster sah. Sie konnte nur noch schrecklich schlecht sehen, alles war ein grauer Mischmasch für sie, sie vermochte kaum Formen oder Farben zu unterscheiden. Vorrangig reagierte sie auf Bewegungen und zuckte darum nun zusammen, als er durch den Raum auf sie zukam. Ihre Hände bewegten sich unter der Robe, die er ihr gegeben hatte.
    »Ich bin es nur«, sagte er leise, blieb vor ihr stehen und winkte vor ihren Augen. Er wusste nicht, wie gut sie ihn hörte, darum fuhr er mit der Bewegung fort, bis sie zustimmend nickte. Obwohl er es hatte verhindern wollen, hatte Legana schließlich einen ihrer langen Dolche gefunden, und er hatte nicht vor, eine Frau zu erschrecken, die sich so schnell bewegte wie sie, halbblind … hin oder her.
    Der dunkle Handabdruck an

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