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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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beobachtete ihn ganz genau und würde sicher misstrauisch werden, wenn Doranei zu großzügig wäre. »Für jede davon muss man einen halben Tag arbeiten.« Er schwieg kurz. »Ich sag euch was, vielleicht könnt ihr mir im Gegenzug einen Gefallen tun.«
    »Pass jetzt gut auf«, grollte die ältere Wache plötzlich. »Es ist eine kalte Nacht, und ich habe keine Lust, jemanden zu vermöbeln, aber wir müssen hier unsere Arbeit erledigen, darum solltest du aufpassen, was du als Nächstes sagst.«
    »Nein, so meinte ich das nicht. Ich bin kein Dieb«, widersprach Doranei und streckte die Hände von sich. »Der Anführer des Wagenzugs bat mich um etwas, aber der Mann ist ein verdammter Verbrecher, und ich traue diesem Mistkerl mit seinen fettigen Haaren nicht weiter, als ich ihn werfen kann. Ich war noch nie in Byora und weiß darum nicht, ob ich Geld dafür bekomme, wenn ich ihm den Gefallen tue, oder ob man mir die Kehle durchschneidet.«
    Doranei sah, dass der Mann überlegte. Er wartete schweigend. Der Eifer im Gesicht der jüngeren Wache war offensichtlich, darum würde er warten, bis der Ältere eine Entscheidung traf.
    »Gut«, sagte die Wache schließlich, senkte seine Waffe und richtete die Spitze auf Doranei. »Yanai, dieses dumme Mädchen soll dir einen Span aus der Küche holen.« Er nickte Doranei zu. »Und wenn du eine Dummheit versuchst, während er weg ist, ramm ich dir das hier in den Leib, verstanden?«
    Er lächelte und nickte, wobei er dem Drang widerstehen musste, aus der Reichweite der Hellebarde zurückzuweichen. Yanai eilte davon.

    »Ich bin Kirer«, sagte er im Plauderton, »und du?«
    »Sergeant Loris«, antwortete der Mann.
    Ach, so einer , dachte Doranei. Besteht auf seinem Rang, obwohl er nur eine verdammte Wache ist. Und Loris? Ein guter Litse-Name, aber er sieht nicht aus wie einer. Die Wache hatte ein dickes, aber kleines Gesicht, mit schmalen Lippen und dicken Tränensäcken. Der besteht ja nur aus Wangen und Stirn, wie ein aufgeblasener Kinderkopf.
    »Also, Sergeant«, fuhr Doranei mit einem Lächeln fort, das harmlos wirken sollte. »Du kennst die Stadt ganz gut, oder?«
    »Gut genug«, grunzte er.
    »Was hältst du dann von dem Auftrag, der mir angeboten wurde? Ich soll in einem Haus hier in der Nähe zwei Beutel Königinnenwohl kaufen – was auch immer das für Zeugs sein mag, bei dem Namen. Ich habe mit einem der Kutscher einen guten Handel gemacht, und nun denkt er, dass ich ihn wiederholen könnte.«
    »Königinnenwohl? Davon habe ich gehört«, sagte Loris vorsichtig. »Das ist ein Kraut, das am Berghang geerntet wird.«
    »Also ist es nur Medizin? Dann sollte es ja kein Problem geben …«
    Loris lächelte über Doraneis Naivität. »Ist schon ein Problem, mein Sohn. Hexen und Huren benutzen es, um Kinder in ihrem Leib zu töten. Es ist verboten, Königinnenwohl zu sammeln oder zu kaufen, also sollte er dich lieber ordentlich für die Gefahr bezahlen, in die du dich da begibst.«
    Yanai kehrte mit einem glühenden Span zurück. Doranei reichte ihnen jeweils eine Zigarre, schnitt die Spitze seiner eigenen mit dem Messer ab und zündete sie an. »Man hat den Mann ausgeschickt, um Königinnenwohl zu kaufen«, erklärte Loris seinem Kameraden. Er lehnte die Hellebarde an seine Schulter, biss die Spitze der Zigarre ab und spuckte sie aus. Dann hielt er den
Span daran und zog stark, bis sie zu glühen begann, hob sie wie zu einem Trinkspruch und nickte Doranei anerkennend zu. »Das ist gutes Rauchwerk. Danke, mein Freund.«
    »Königinnenwohl, hm? Eine üble Sache«, sagte Yanai und versuchte die geübte Art nachzuahmen, in der Doranai seine Zigarre vorbereitet hatte. »Also, was machst du hier?«
    »Ich wurde hergeschickt, hier soll ich es kaufen.« Doranei wies auf die blaue Tür, die Legana ihm genannt hatte.
    »Ne, nicht in Münze«, sagte Yanai lachend. »Für solchen Kram geht man nach Brand. Hier isses fein, da läuft man nich lang ungestraft rum und sucht nach Königinnenwohl.«
    »Aber man hat mich doch hergeschickt«, beharrte Doranei. »Ich soll nach Nai fragen, dem Magier, einen seltsam aussehenden Mann mit ungleichen Füßen.«
    Weder der Name noch die Beschreibung entlockten dem Alten auch nur eine Regung.
    »Magier, hm?« Loris paffte. »Wusste gar nicht, dass man es auch für Magie benutzen kann.«
    »Darum hat sich dieses verdammte Kind wohl hier rumgetrieben, was?«, sagte Yanai zu Loris. »So ein Balg ist in der letzten Woche immer mal wieder auf’m Platz

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