Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
ging die Treppe hinunter, um die anderen Männer zu rufen.
     
    Draußen war es dunkel und still. Kaum jemand war auf den Straßen unterwegs, denn die meisten wurden von der nächtlichen Kälte in ihre Häuser getrieben. Er überprüfte seine Waffen. Es gab genug bewaffnete Männer auf den Straßen, dass er einer Patrouille nicht auffallen würde. Dabei jedoch wie ein einfaches Ziel zu erscheinen war beinahe so gut, wie die Idee, sich die Robe des Hohepriesters zu leihen.

    Der Himmel über ihm war wolkenlos und dunkelblau, wurde am westlichen Horizont jedoch bereits schwarz und zeigte einige Sterne. Der Jägermond stand längst hoch über ihm, sein blasses Licht lockte ihn weiter. Darunter erstreckte sich die Stadt, die reichen Viertel, die vom Berghang auf den Rest hinabsahen, selbst überragt von der nach innen gewölbten Wand des Schwarzzahns, einem steilen schwarzen Hang mit scharfkantigen Zähnen. Er berührte den Schwertgriff unter dem Mantel und eilte weiter.
    Diese Stadt hatte er schon früher besucht und den Weg zum Rosenbrunnen mühelos gefunden. Er hatte keine Schwierigkeiten gehabt, das Viertel zu erreichen. Zum Glück hatte Zhia, wie üblich, eine Unterkunft an einer unauffälligen Ecke des Viertels gewählt, in einer guten Gegend, aber weit genug von möglichen Scherereien entfernt. Als er die Tore nach Acht Türme passiert hatte, waren ihm die Wachen dort aufgefallen, Rubinturmsoldaten ebenso wie Byoranische Wachen.
    Auch in Münze waren bewaffnete Truppen auf den Straßen unterwegs, aber sie behinderten sein Fortkommen nicht. Die meisten waren Wachen in Livree, die bei den Geldverleihern des Viertels in Diensten standen, und sie hatten den Befehl, durch offensichtliche Anwesenheit mögliche Aufrührer abzuschrecken. Doranei wusste, dass sie kein Problem darstellten, solange er nicht begann, sich für das falsche Haus zu interessieren.
    Wo sich die Straße verbreiterte, um den Rosenbrunnen zu umrunden, standen drei hohe Gebäude mit Steinfassade: zwei Silberschmieden und etwas, das er für einen Pfandleiher hielt, nahmen das Erdgeschoss in Beschlag. Auf der anderen Seite standen prächtigere Häuser, halb verborgen hinter Eiben und einer drei Schritt hohen Mauer.
    Doranei ging langsamer, als er den Brunnen erreichte und suchte nach einer Kupfermünze, die man in Byora ein Haus nannte, obwohl sie wie jede andere Kupfermünze aussah, die er
kannte. Zwei Männer, die neben einem offenen Tor Wache standen, durch das man den Innenhof erreichte, musterten ihn beiläufig. Für Doranei war am wichtigsten, dass sie gelangweilt wirkten und sich mit glasigem Blick auf ihre Hellebarden lehnten. Statt aus dem Schatten zu beobachten, was immer gefährlich war, wenn überall Wachen postiert waren, konnte er sich auch einfach direkt vor ihren Augen verstecken.
    »Ich kann heutzutage jedes Quäntchen Glück gebrauchen«, rief er den Wachen zu und zeigte auf den Brunnen.
    »Haste noch nich gehört?«, antwortete einer der Männer. »Glück is heuer knapp geworden.« Es war der jüngere von beiden, gut zehn Sommer jünger als Doranei.
    Doranei legte den Kopf schief. »Was soll ich gehört haben?«
    »Man erzählt sich, die Dame sei dahin«, antwortete die Wache selbstgefällig. »Diese verdammten Götter haben sich gezofft, und dabei isse verreckt. Das nenn ich mal Pech, was?«
    »Scheiße, wirklich?« Doranei trat auf sie zu und trug eine Maske des Schreckens zur Schau. Die Wache grinste und war sichtlich zufrieden, so viel Eindruck zu machen, während der ältere Kamerad sie gelassen und schweigend musterte.
    »Ja, so heißt es. Wo warst’n du, dasse nix davon mitgekriegt hast?«
    »Ich war mit dem verdammt langsamsten Wagenzug unterwegs, dem ich je begegnet bin«, sagte Doranei. »Ich habe wochenlang nichts erlebt als furzende Maultiere und Kutscher.« Er klopfte übertrieben auf seinen Mantel. »Hatte aber auch seine Vorteile, das will ich dir sagen.« Er zog ein abgewetztes Lederetui aus der Manteltasche hervor. »Der Zug hat vorrangig Tabak geladen gehabt. Und ihr könnt mir glauben, dass ich mich mit jedem Mann anfreunde, der ein paar hundert Kisten Zigarren fährt.«
    Doranei warf den Wachen einen hoffnungsvollen Blick zu und sah dann durch das Tor. »Habt ihr hier irgendwo Feuer?«

    Das Grinsen der jüngeren Wache wurde breiter. »Hast du ein paar Zigarren übrig?«
    »Hah, so dringend muss ich dann doch wieder nicht rauchen«, sagte Doranei freundlich und behielt die ältere Wache dabei im Auge. Der Mann

Weitere Kostenlose Bücher