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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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er.
    »Dann also zum Geschäft«, entschied er zum zweiten Mal an diesem Abend und wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. »Möchtet Ihr mir verraten, was Ihr hier tut?«
    »Nein, wirklich nicht«, sagte Koezh lächelnd. »Du?«
    »Vielleicht.«

    Das Lächeln wurde etwas breiter, als es Doranei lieb war. »Fahr fort.«
    »Ich suche nach Eurer Schwester«, sagte Doranei vorsichtig.
    »Aber darum bist du doch nicht hier. So gern ich in dir nur einen dummen kleinen Jungen sehen würde, du hast sie doch nicht aufgespürt, um das liebeskranke Hündchen zu spielen.«
    »Ist sie hier?«
    »In der Stadt«, gestand Koezh ein. »Aber heute Abend hat sie zu tun. Soll ich ihr eine Nachricht überbringen?«
    »Ich muss ihr einige Fragen stellen.«
    »Sie ist ein bisschen alt für romantische Gesten.«
    Bei diesem Gedanken bekam Doranei Schluckauf und musste noch einmal trinken, bevor er weiterreden konnte. »Ihr erinnert mich an König Emin.«
    »Soll das heißen, dass du Kunststücke vorführen wirst, wenn ich es dir befehle?«
    Koezhs Stimme war härter geworden, und Doranei kniff die Augen zusammen: »Das haltet Ihr also von mir?«
    »Du bist etwas gereizter und grimmiger als damals in unserer magischen Nacht im Theater.« Koezh lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Arme auf die Lehnen gestützt, und nippte geziert an seinem Wein. »Lege deinem Temperament Zügel an, Welpe«, sagte er unbeschwert.
    Guter Punkt , dachte Doranei , mit ihm lasse ich mich besser nicht auf einen Schwanzvergleich ein. Ich hätte gehen sollen, als ich gesehen habe, dass er allein ist.
    »Es tut mir leid. Der heutige Tag war sehr seltsam.«
    Koezh sah ihn fragend an. »Seltsamer als der normale Umgang, den du pflegst? Erzähl!«
    Doranei dachte an die fast blinde Farlan-Frau mit dem schattenhaften Handabdruck an der Kehle und dem Blut einer Göttin in ihren Adern. Sterblicher Aspekt einer toten Göttin. Ich möchte mir
gar nicht ausmalen, was geschähe, wenn sie sich träfen. »Das kann ich nicht. Noch nicht.«
    »Dann sag mir, was du meine Schwester fragen wolltest.«
    Doranei zögerte. Er wusste, dass ihre Allianz in Scree nun nichts mehr galt. Die Mitglieder der Vukotic-Familie waren Feinde der Götter, und daran würde sich auch nie etwas ändern, genauso, wie sie auch durch noch so viele gute Taten niemals Vergebung erringen konnten.
    »Ich wollte sie über Euren Bruder befragen.«
    »Vorizh?« Koezh klang aufrichtig überrascht. »Was hast du mit ihm zu schaffen?«
    »Wir haben ein Gerücht gehört«, sagte Doranei zögernd. »Von einem Tagebuch, das ihm gehört haben soll.«
    Koezh blickte Doranei unverwandt aus zusammengekniffenen Augen an, während er erneut an seinem Wein nippte. »Ein Tagebuch? Du weißt schon, dass mein Bruder ziemlich verrückt ist, nicht wahr?«
    »Ja, das wissen wir. Und darum wollte ich fragen, warum es überhaupt irgendjemand lesen will.«
    Koezh schürzte die Lippen. »Es gibt genug Schwachköpfe … wir sind immerhin eine recht berühmte Familie.«
    »Kennt Ihr dieses Tagebuch?« Plötzlich wurde Doranei kalt und die Schatten um ihn herum wurden länger.
    »Nein. Aber ich sage dir eines«, sagte Koezh mit sanfter Stimme  – und seine dunklen Augen glühten. »Sei vorsichtig, wenn du dich mit der Vergangenheit beschäftigst. Der große Krieg hat Schrecken hervorgebracht, die du nicht einmal verstehen würdest. Einige Geheimnisse bleiben besser vergessen.« Er lehnte sich vor. »Du hast dein Bier ausgetrunken – geh jetzt lieber.«

23

    »Er ist unterwegs.«
    »Was? Seid Ihr sicher?« Certinse sah auf und die Papierstapel vor ihm auf dem Schreibtisch waren vergessen.
    Hochpönitent Yeren nickte gedankenverloren, während er zum Branntweinschränkchen hinüberging, und kratzte sich den Dreitagebart. »Hat sich vielleicht noch nicht auf den Weg gemacht, aber er hat die Einladung angenommen.« Er zog probehalber an dem großen Bronzegriff der Tür und lächelte, als sie sich öffnete.
    Ich hätte das verdammte Ding abschließen sollen , dachte Certinse, nahm einen weiteren Schluck Fayl-Whisky und bewegte ihn im Mund. Yeren zog eine Karaffe mit Wein hervor und hielt sie ins Licht, verzog dann aber das Gesicht. Der Schläger weiß sogar, worauf er achten muss.
    Er griff in die Tiefen des Holzschränkchens und holte eine deutlich kleinere Karaffe hervor. Die pechschwarze Flüssigkeit darin wurde mit einem zufriedenen Nicken bedacht. Yeren nahm sich ein Glas vom obersten Regal.
    »Das ist ein Pokal«, sagte

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