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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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sich bringen. Isak trat in die Mitte des Raumes und streckte die Hand aus, blieb dann aber stehen. Er hatte unwillkürlich nach den Symbolen auf der Wand greifen wollen, die ihn nach oben brächten, aber zum zweiten Mal in seinem Leben musste er hinunter. Er legte seine Hand auf das unterste Symbol und erlaubte ihm, etwas Magie aus seinem Körper zu saugen. Ein Wirbelsturm geisterhafter Flügel erwachte rings um ihn zum Leben – und der Boden unter ihm sackte ab.
    Kurz darauf verschwand der Wirbel, und Isak stand in völliger Dunkelheit. Er wich zurück, besann sich dann aber darauf, in seiner Handfläche eine Lichtkugel zu erschaffen. In seinem Leben war völlige Dunkelheit selten und sie machte ihn nervös. Hier, in einer kleinen, grob behauenen Steinkammer, die eher wie ein Grab wirkte, war es umso schlimmer.
    Der einzige Ausgang war ein Loch in der Wand, das zu einem abschüssigen Tunnel führte. Während er ihm folgte und dabei so schnell ging, dass er fast lief, erinnerte er sich an seinen ersten Besuch hier vor etwas mehr als einem Jahr. Er entsann sich kaum noch des Jungen, der er damals gewesen war, so völlig hatte er sich verändert – und dabei war die schneeweiße Haut an seinem Arm und der Schulter noch das kleinste Übel.
    Nun nahm er den seltsam scharfen Geruch wahr, an den er sich seit seinem letzten Besuch noch erinnerte, und die reglosen Fäden überschüssiger Magie, die von der Kreatur und den magischen Artefakten, die ihrem Schutz übergeben worden waren, angezogen wurden. Er erreichte die Höhle schneller, als er erwartet hatte, und blieb an dem grob behauenen Durchgang kurz stehen. Er ließ das blassblaue Licht vergehen und erlaubte seinen Augen, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ein kaum
wahrnehmbares grünes Glühen hob die Umrisse des Raumes hervor, die Bögen der Decke und Wände, und ließ die Quartzstacheln leicht funkeln, die aus den Säulen in der Mitte des Raumes ragten.
    »Willkommen, Lord Isak«, dröhnte plötzlich eine Stimme in seinem Kopf.
    Er schrak zusammen, von der unglaublichen Lautstärke überrascht, und brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln. Dann übertrat er die Schwelle in die Höhle hinein, sah sich um und versuchte im Halbdunkel die Gestalt Genedels zu erkennen. Das letzte Mal hatte der Drache in der Mitte des Raumes gelegen, zwischen den kristallverzierten Säulen. Aber dort war er jetzt nicht zu finden.
    »Äh, danke«, sagte Isak endlich.
    »Was führt Euch in meine Höhle?« In einer hinteren Ecke war ein Scharren zu hören, das Isaks Blick anzog.
    »Ich … wo seid Ihr?«
    »Wo ich sein möchte. Das Geräusch gerade stammte von einem Wasserspeier. Es gibt viele Eingänge zu diesem Höhlensystem und mehr als ein Aasfresser findet den Weg hier herunter.«
    Isak blieb reglos stehen. Es war schwer zu sagen, ob sich in diesen Worten ein Tadel oder eine Beleidigung verbarg, aber auch so hatte Genedel nicht eben freundlich geklungen.
    »Stören sie Euch?«, fragte er zaghaft.
    »Ich bin ein Drache. Glaubt Ihr, ich ließe zu, dass mich etwas stört?«
    Er schluckte schwer und erinnerte sich an Genedels Anblick im Kampf. »Nein, vermutlich nicht. Warum kommen sie dann her?«
    »Sie haben ihre Gründe. Einige streiten sich um die Knochen meines Jagdwilds, andere wollen den Gefahren der Stadt entkommen. Eure Rasse heißt andere Wesen nicht in ihren Städten willkommen,
und in letzter Zeit habe ich sogar Dämonen gespürt, die das Land unsicher machen.
    Isak nickte. »In letzter Zeit hat kaum jemand da oben eine rechte Freude am Leben.«
    »Und doch scheint es Euch gut zu gehen. Warum seid Ihr hier, junger Lord?«
    Isak zögerte. Er wurde immer nervöser, weil er den Drachen nirgendwo entdeckte. Da er unmittelbar in Isaks Kopf sprach, hörte dieser nur den Widerhall seiner eigenen Worte und Geräusche von Aasfressern, die im Dunkel lauerten.
    »Ihr hattet eine Vereinbarung mit Lord Bahl, die für die Farlan und scheinbar auch für Euch selbst von Nutzen war.«
    »Und Ihr wollt nun verhandeln?« Jetzt wurde die Feindseligkeit in Genedels Stimme deutlich. »Ihr tragt Waffen, die Götter töteten, in meine Höhle hinein und wollt einen Handel schließen?«
    »Ich … nein! Nein, das war nicht der Grund dafür!«, widersprach Isak vehement. Er hatte Siulents zwar abgelegt, aber Eolis trug er wie stets an der Seite, und der Kristallschädel war in den Parierschutz eingelassen. »Ihr Götter, ich habe nicht mal …«
    »Mithilfe dieser Gegenstände ist mein Volk

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