Sturmauge
derjenige gewesen, der gelacht hatte. Obwohl er von adligem Blut war, hatte er sich in feiner Gesellschaft nie wohlgefühlt.
»Sind alle Neuigkeiten so überraschend?«, fragte Styrax.
Bernstein nickte. »Zweitens: Zhia Vukotic befindet sich in der Stadt, das behauptet zumindest Nai. Offenbar hat sie Einfluss auf den obersten Berater der Herzogin und hat sichergestellt, dass er davon erfährt.«
»Das überrascht mich nicht. Haipar gehörte doch zu ihren Spionen in Scree, oder? Es ist ja nicht gerade verwunderlich, dass die Vampirin mehr als einen im Einsatz hat.«
»Das stimmt, aber ich dachte, ich sollte Euch mitteilen, dass der Kontakt von ihr ausging. Die letzte Neuigkeit ist am seltsamsten. Ich weiß nicht einmal, ob ich diesbezüglich die richtigen Schlüsse gezogen habe.«
Lord Styrax hob die Augenbrauen. »Ein eigenes Rätsel des Herzens?«
»Die Herzogin hat eine Leibwache, einen neuen Sergeanten der Rubinwache mit dem Namen Kayel. Er ähnelt mir ein wenig, mehr nicht, und doch hat es sogar mich stocken lassen. Es erschien
mir kurz so, als sehe ich in einen Spiegel, und auch Nai bemerkte es. Er konnte es noch nicht näher untersuchen, bestätigte mir aber, dass es eine magische Spur gibt, die uns verbindet.«
»Und du bist ihm nie zuvor begegnet?«, fragte Lord Styrax nachdenklich. »Das ist wirklich ein nettes kleines Rätsel. Hast du eine Lösung dafür?«
Bernstein trat von einem Fuß auf den anderen. »Vielleicht. Allerdings … ich weiß nicht so recht.«
»Erzähl es mir.«
»König Emins Gefolgsmann, Doranei – er kam zu Zhia Vukotic und fragte nach den Gefangenen, die sie nach dem Kampf am Haus des Nekromanten genommen hatte, also nach uns. Danach behielt er mich im Auge, obwohl sie bewiesen hatte, dass er niemanden dort kennen konnte.«
»Also denkst du, dass auch er möglicherweise wegen dieser Verbindung an Kayel erinnert wurde?«, fragte Lord Styrax. »Eine gute Schlussfolgerung. Du sagtest, die Farlan wussten nichts von dem Nekromanten, und auch Narkang war unwissend?«
»Genau, und Zhia hätte solche Spielchen gewiss nicht getrieben. Was nur den Schluss zulässt, das Azaers Gefolgsleute dahintersteckten. Immerhin wollten sie in Scree Chaos säen, und Doranei sagte, dass König Emin seit Jahren einen versteckten Krieg gegen den Schatten führt.«
»Azaer«, sagte Lord Styrax so gedehnt, als wolle er das Wort genießen. »Das würde die Sache sehr interessant machen. Denkst du, die liebliche Herzogin untersteht Azaers Kontrolle?«
»In meinen Augen sah es so aus, als wäre sich nicht ganz bei sich, zu sehr mit dem adoptierten Kind beschäftigt. Sie hat es heute sogar mitgebracht«, fügte er hinzu.
»Ein Kind?«
»Einen Jungen, den sie Ruhen nennt. Etwa fünf Winter alt,
würde ich sagen. Der Bengel hat in meinem Beisein noch kein Wort gesagt, steht nur dabei und sieht schweigend zu.« Bernstein verzog das Gesicht. »Irgendwas stimmt nicht mit ihm«, fügte er hinzu. »Ist zu still für ein Kind, zu ruhig.«
»Ein gutes Mittel, um sie zu lenken«, sagte Lord Styrax nachdenklich. »Aber mit welchem Ziel?«
»Wie es aussieht, will sie die Kulte in Byora vernichten. Die Lage ist schlimmer, als die Berichte vermuten ließen. Die Leute in diesem Viertel haben Angst und ihre Truppen stehen an den Straßenecken, nicht auf der Stadtmauer.«
Lord Styrax atmete langsam und in Gedanken versunken aus. »Das würde zu Azaers Bestreben passen, die Götter und die Massen zu entzweien. Vielleicht ist er in Scree zu weit gegangen und konnte dann den einmal gerufenen Sturm nicht mehr beherrschen. An dieser Theorie stört mich nur, dass dieses Vorhaben viel Zeit und viele Anhänger verbraucht, wenn man den Tod des Barden in der Stadt in Betracht zieht. Besitzt der Schatten wirklich die Macht, so etwas in jeder Stadt des Landes durchzuführen?«
»Vielleicht nimmt er sich ja eine nach der anderen vor?«, fragte Bernstein. »Der Schatten ist doch offenbar unsterblich, also kann er Geduld haben. Warum sollte er nicht langsam voranschreiten, seine Vorhaben durchführen und gleichzeitig neue Leute anwerben? Vielleicht ist das der Zweck des Azaer-Kultes, von dem wir hörten – er soll ja als Vorrat für die Rekrutierung neuer Leute dienen.«
»Damit könntest du richtig liegen. Aber König Emin ist ein Sterblicher und hat die Zeit gegen sich«, erklärte Lord Styrax. »Wenn man ihm die Möglichkeit bietet, die gleiche Taktik von einer anderen Warte aus auszuführen, würde dieser Mann sicher
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