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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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damit zufriedengeben wollte, die Litse zu verspotten. Der schlanke, unnahbare Gesh war sich dieses Blickes zwar durchaus bewusst, gab sich aber nicht die Blöße, darauf zu reagieren.
    »Bernstein, wie heißt dein seltsamer Freund?«
    »Mein Name ist Nai, mein Lord«, sagte der Nekromant, bevor Bernstein antworten konnte, und verneigte sich kurz.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dich angesprochen zu haben«, sagte Lord Styrax. »Bedenke deine Stellung, oder Oberst Bernstein schneidet dir das schiefe Lächeln aus dem Gesicht.«
    Nais Lächeln verblasste, als er bemerkte, dass Lord Styrax keineswegs im Scherz sprach.
    »Also, Bernstein: berichte!«
    Bernstein verneigte sich angemessen tief. »Der Diener Isherin Purns, mein Lord. Ich erwähnte ihn in meinem Bericht, aber offensichtlich lag ich damit falsch, dass er starb.« Er zögerte und sah Styrax in die Augen. »Mein Lord, er hat Neuigkeiten, die Ihr Euch anhören solltet.«

    Styrax nickte. »Ich verstehe.« Er warf einen Blick zurück auf den Eingang des Faeren-Hauses, der hinter acht gewaltigen, zwanzig Schritt hohen Säulen lag. Der Haupteingang bestand aus einer Tür mit Bronzeplatten, die rund drei Schritt maß. Die Platten waren so sehr poliert, dass man nun das Bild, das einmal darauf gewesen war, nicht mehr erkennen konnte.
    »Kommt mit«, befahl er.
    Sie erklommen die Stufen und gingen hinein, wobei Bernstein für kurze Zeit langsamer ging, um sich die Basreliefs geflügelter Krieger anzusehen, die auf beiden Seiten der Tür hingen. Dann folgte er Lord Styrax ins Innere. Das Faeren-Haus trug in jeder der sechs Wände hohe Fenster aus buntem Glas. Zwei schmale Fenster lagen neben den Durchgängen in die Flügel und drei große befanden sich in den anderen drei Wänden. Der weitläufige Bereich in der Mitte war darum von buntem Licht erfüllt, das dem trüben Tag etwas Farbe verlieh. Über den Fenstern hingen bunte Tücher. Die langen, blauen Fahnen wurden von leuchtend roten Wimpeln mit goldenen Rändern unterbrochen.
    Die Menin waren nicht die einzigen Besucher der Bibliothek. Einige Gelehrte saßen unter der Kuppel über ein halbes Dutzend hufeisenförmige Tische gebeugt. Je zwei Pulte waren dem Gelehrten in der Mitte zugewandt, so dass er die gewaltigen, in Leder gebundenen Bücher lesen konnte. Zwei Männer und eine Frau sahen beim Geräusch ihrer Schritte auf, wandten ihren Blick dann aber schnell ab, was Bernstein ein Lächeln entlockte.
    Das Waffenverbot wirkt im Angesicht eines Mannes, der doppelt so schwer und einen halben Schritt größer als ein gewöhnlicher Mann ist, nicht mehr ganz so nützlich.
    Lord Styrax überging die Blicke und trat in die Mitte des Raumes. Bernstein sah sich in der großen Halle um. Dies war der größte Tempel, den er jemals betreten hatte und ohne Zweifel der prächtigste Raum, auch wenn die Kuppel über ihm keine
Goldverzierungen aufwies, wie er sie in einem Tempel des Todes erwarten würde. Der Staub der Bücher lag in der Luft und mächtige Regale ragten von allen Seiten in den Raum hinein. Arkane Symbole verzierten jede verfügbare hölzerne Oberfläche der Regale und bewaffnete Wachen standen an jeder Tür.
    Bernstein holte Lord Styrax in der Mitte des Raumes ein und stellte sich neben ihn.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte Lord Styrax leise. Im FaerenHaus war es so still wie beim Gebet in einem Tempel, die wenigen Geweihten saßen schweigend über die Gegenstände ihrer Verehrung gebeugt.
    Bernstein sah sich das an: eine Steinsäule mit fünf Seiten. Die Ecken waren abgerundet, sie war so gründlich poliert worden, dass man sich in ihrer Oberfläche beinahe spiegeln konnte. In der Mitte der flachen Oberseite ruhte eine Halbkugel die aus einem Grund, den Bernstein jedoch nicht ergründen könnte, aus massivem Gold zu sein schien. Stein und Gold waren mit kleinen Zeichen übersät, die Bernstein erst als eine ihm fremde Sprache erkennen konnte, als er sich herunterbeugte. Es dauerte eine Weile, bis er herausfand, welche Sprache es war: einzelne oder mehrere geometrische Runen in einer einheitlichen Schnitttiefe, darüber flachere und geschwungenere Zeichen, wie die Arabesken eines Bilderrahmens. Das war Elfisch, die erste Sprache der Sterblichen, die aus einhundertzwanzig Haupt- und fünfhundertundfünf Nebenrunen bestand, und denen die geschwungene Schrift Einzelheiten, Fälle und Zeiten hinzufügte.
    »Man nennt es das Herz der Bibliothek«, sagte Lord Styrax und nahm damit die Antwort des Soldaten

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