Sturmauge
genauso aufmerksam um das Kind wie die Herzogin. Der Mann war ein besserer Schauspieler, als Bernstein es für möglich gehalten hätte.
»Ja, Liebling«, sagte die Herzogin mit sanfter Stimme und warf Ritter-Kardinal Certinse einen strafenden Blick zu. »Die Nachricht. Lord Styrax, Ihr wünscht unsere Kapitulation. Nun, ich bin vielleicht nur eine schwache Frau, aber ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass Ihr fern der Heimat seid. Die langweiligen Männer, die ich dafür bezahle, auf solche Dinge zu achten, sagten mir, dass dies in Kriegsangelegenheiten eher hinderlich sei.«
»Eure Armee ist nicht die erste, die von Tor Salan kommend hermarschiert ist«, fügte Lord Celao barsch hinzu.
»Meine ehrenwerten Gäste, ich möchte Euch nichts aufzwingen«, sagte Styrax. »Ich möchte Euch nur einige unausweichliche Tatsachen vor Augen führen.«
Bernstein erkannte den Tonfall seines Lords wieder. Wenn er so übertrieben höflich war, versuchte er nicht mit einer schwachen Hand zu täuschen, sondern war sicher, seinen Drohungen auch Taten folgen lassen zu können. Es gab keinen Grund, Druck aufzubauen, darum vermochte er hier versöhnlich zu sein. Dieses Mittagessen diente dem Zweck, den Anführern der Runden Stadt in die Augen zu sehen und ihnen die einfache Wahrheit mitzuteilen: Er konnte sie auch vollständig vernichten.
Die Erkundigungen ihrer Spione hatten sie zu dem Schluss gebracht, dass die Herzogin, eine herzlose, der Tat zugeneigte Frau, sich schnell mit ihrer Rolle als Vasallin abfinden würde. Lord Celao war ein Feigling ohne eigene Armee. Nur Kardinal Sours Viertel stellte ein Problem dar, und es wurde durch die Anwesenheit des Ritter-Kardinals Certinse und seines Heeres nicht kleiner.
Stolz , dachte Bernstein , darauf wird es hinauslaufen. Sie sind zu stolz, um die Bedrohung anzuerkennen, und unter normalen Umständen hätten sie dazu auch guten Grund. Unser Nachschub ist begrenzt, und Raland und Embere sind noch immer Stadtstaaten der Geweihten. Sie mögen sich um die Herrschaft innerhalb des Ordens streiten, aber das wird sie nicht davon abhalten zu erkennen, wer das nächste Opfer sein wird. Sie werden Akell lieber zu Hilfe eilen, als uns allein zu bekämpfen.
»Ihr habt uns die Tatsachen noch nicht dargelegt, mein Lord«, sagte die Herzogin mit der Hand auf Ruhens Schulter. Hier, in der Anwesenheit von Ebenbürtigen, hatte sie etwas von der Haltung wiedergefunden, die Bernstein bei seiner ersten Begegnung mit ihr vermisst hatte. Der kleine Junge lenkte sie immer noch ab, aber mit ihren politischen Instinkten war alles in Ordnung. Sie behielt alle Vorgänge genau im Auge.
Lord Styrax senkte den Kopf. »Die Tatsachen, Eure Gnaden, sind Folgende: Ich werde die Runde Stadt in den nächsten Tagen einnehmen. Ihr habt nur noch auf die Form dieser Eroberung einen Einfluss.«
»Ihr tut doch nur so«, blaffte Celao. »Dafür habt Ihr gar nicht die nötigen Truppen.«
»Ich habe alles mitgebracht, was ich für diese Aufgabe brauche«, antwortete Styrax freundlich. »Warum sollte ich mit einem so schwachen Blatt spielen, wenn ich auch einfach die zweite und vierte Armee hätte mitbringen können?«
»Weil Tor Salan nicht das Teekränzchen war, das Ihr erwartet hattet«, sagte Certinse. Der Ritter-Kardinal wischte den Rest der Suppe weg und blickte mit unverändert freundlichem Lächeln auf. »Ohne eine starke Garnison werdet Ihr die Stadt wieder verlieren. Ihr müsst dort erst weitere Truppen ausheben, bevor Ihr die Runde Stadt erobern könnt, und Ihr hattet nicht die nötige Zeit, um dort eine Streitmacht aufzubauen.«
Er verstummte, als ihm der Mann neben ihm, seiner Robe zufolge der Hohepriester Belarannars, auf den Arm klopfte.
Kardinal Sourl, der auf der anderen Seite Certinses saß, warf dem Priester einen bösen Blick zu. Er war mit seinem neuen Rang als Untergebener offensichtlich nicht glücklich. Der Kardinal trug eine Uniform, wie es sich für einen General geziemte, aber sie passte ihm nicht sonderlich gut, und er fühlte sich darin sichtlich unwohl. Er verfügte nicht über die militärische oder politische Macht, um die Befehlsgewalt des Ritter-Kardinals infrage zu stellen, aber dennoch musste es ihn fuchsen, dass der Priester Certinse so gut im Griff hatte, dass man nicht einmal Sourls Rat suchte.
Sourl war dünner geworden, seit er diese Uniform das letzte Mal getragen hatte. Die Menin wussten noch immer nicht viel darüber, warum die Götter so wütend geworden waren, aber in der
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