Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd

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brüllte Torl. »Bogen bereitmachen! Schießt, sobald ihr in Reichweite seid.«
    Er trieb sein Pferd an und sah, dass der Großteil der mittleren Schlachtenlinie die Menin-Reihen erreicht hatte. Das war eine gute Idee, wenn man die Zehntausend führte, aber in diesem Fall bedeutete es eine Verschwendung, die Reiterei auf Infanteriegebiet einzusetzen.
    Wir werden ihre Flanke nicht zerschlagen können. Die Minotauren sind ihre einzige Schwachstelle, und wir schaffen es nicht, einen anhaltenden Angriff aufzubauen. Wenn du einen Plan hast, Chalat, dann ist jetzt der Moment gekommen, ihn in die Tat umzusetzen.

    Bernstein drehte sich, durchschlug den Stiel, riss den Schild hoch, als der Farlan ihn passierte, und rammte ihn dem Mann dann in die Seite, was ihn beinahe aus dem Sattel riss. Hain sprang vor und hackte dem Mann mit der Axt in den Rücken. Er schrie auf, während ihn sein Pferd weitertrug und sich die beiden Menin dem nächsten feindlichen Soldaten zuwandten.
    Der Mauerabschnitt, den sie verteidigt hatten, war unter dem Gewicht der stürzenden Pferde zusammengebrochen, während sich die Farlan vor der Lücke drängten. Sie konnten zwar keinen Sturmangriff reiten, hatten aber dennoch den Vorteil einer höheren Position.
    Bernstein wagte einen weiteren Schritt nach vorne und schnappte nach Luft, als ein Speer sein Gesicht nur um Fingersbreite verfehlte. Der Mann, der ihn geschleudert hatte, griff nach seinem Streitkolben, aber da wurde er von einem Armbrustbolzen aus dem Sattel gerissen, nur um im nächsten Moment von einem weiteren Soldaten ersetzt zu werden. Über ihren zusammengewürfelten Rüstungen trugen sie schmutzige Roben und darauf Symbole der Götter. Bernstein hatte nichts davon gehört, dass die Farlan-Kulte Männer angeheuert hatten, aber jetzt sah
es ganz so aus. In seiner Heimat waren Pönitente des Karkarn ein gewohnter Anblick, darum erkannte er den schwarzen Drachenkopf des Kriegsgottes, der über dem Herz des Mannes aufgestickt war.
    Der Pönitent konnte sein Pferd nicht an der Mauer vorbeibekommen, also lehnte er sich aus dem Sattel und schlug auf den Schild eines einfachen Soldaten, der neben Bernstein stand. Der Treffer sandte den Mann auf die Knie, aber dadurch fand Bernstein die Lücke, die er brauchte. Es wurden weitere Speere geworfen, doch der Ansturm der Farlan war fürs Erste von der Schlachtenreihe der Menin-Infanterie aufgehalten worden. Bernstein rief aufmunternde Worte, die von den Sergeanten in der Reihe aufgenommen wurden.
    Die Farlan hatten keinen Sturmangriff reiten und damit das Gewicht ihrer Pferde nicht einsetzen können, darum wurden sie jetzt einer nach dem anderen ausgeschaltet. Schon bald wurde zum Rückzug geblasen.
    »Haltet Stellung!«, rief Bernstein aus vollem Hals, doch er hätte sich die Mühe auch sparen können. Die Cheme-Truppen waren damit zufrieden, den Farlan bei ihrem Rückzug zuzusehen. Nur einige Armbrustbolzen und ein vielstimmiges Buhen folgten den feindlichen Soldaten. Dann sah Bernstein eine weiß schimmernde Gestalt, doppelt so groß wie ein Mensch, erst aufflackern und kurz darauf verschwinden … jemand hatte einen Priester ausgeschaltet. Das Vergehen des Aspekts wurde mit Jubel beantwortet. Nach den Leichen auf dem Boden und den herumlaufenden Pferden zu schließen hatten sich die Priester und ihre Ritter tapfer gewehrt.
    »Die kommen wieder«, kommentierte Hauptmann Hain und ließ den Axtgriff durch die Hand gleiten, bis das Ende auf den Boden traf und er den Arm darauf legen konnte. »Aber das hätte schlimmer ausgehen können.«

    Bernstein nickte. »Hat mich trotzdem überrascht. Ich habe mehr als einen plumpen Frontalangriff erwartet.«
    »Vielleicht sind die Geschichten über die Farlan-Kavallerie doch nur Gerüchte«, sagte Hain lachend. »Vielleicht haben sie die selbst in die Welt gesetzt, damit die Feinde vor ihnen weglaufen.«
    Bernstein überschlug die Verluste des Feindes und fand bestätigt, dass sie eine große Niederlage hatten hinnehmen müssen. »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte er. »Sie haben sich mit diesem Angriff ins eigene Fleisch geschnitten.«
    »Der Angriff wendete sich nicht hauptsächlich gegen uns«, sagte Hain und wies nach Osten.
    »Ja, wollen wir hoffen, dass dort drüben noch Mitglieder von Larims Gefolge am Leben sind«, sagte Bernstein. »Offenbar haben sie es mit einer ganzen Menge Flammen zu tun bekommen.«
    Lord Chalats Machtenthebung und sein religiöser Wahn hatten seine Kraft nicht geschmälert.