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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Der Erwählte des Tsatach war dafür bekannt, das Schlachtfeld in Flammen gehüllt zu betreten und dem Feind ganze Feuerstürme entgegenzuschicken. Larims Gefolge konnte seiner ungezähmten Macht nichts entgegensetzen, also hatten drei von ihnen die ganze Schlacht über nicht anderes getan, als seine Angriffe abzuwehren und ihn daran zu hindern, die Schlachtenreihe zu durchbrechen.
    Bernstein atmete tief durch. Die Luft fühlte sich in seiner Brust so kalt an, als nähere sich der Abend. Dabei war es gerade einmal Mittag. Wenn die Schlachtenreihe nicht durchbrochen wurde, würden sich die Menin noch rund eine Stunde verteidigen. Sie hatten nicht genug Kavallerie, um einen Gegenangriff zu reiten, also mussten sie auf den richtigen Zeitpunkt warten, um ihren Nachschub ins Feld zu führen.
    Die Minotauren und Blutgeschworenen hatten sich auf der rechten Seite gehalten, um die Farlan zu einem Angriff auf die
linke Flanke zu verführen. Der Nachschub bestand zum Großteil aus Infanterie, also mussten sie die Farlan nah heranholen. Wenn Lord Chalat in der Mitte durchbrach, mussten sie den Nachschub einsetzen und hoffen, dass ihre Reiterei mit den fünf Legionen an Fußsoldaten, die hinter den Farlan warteten, fertig wurde.
    »Komm schon, Mistkerl«, flüsterte er. »Schluck den Köder.«
     
    »Sie formieren sich neu, mein Lord«, sagte General Lahk, der in den Steibügeln stand. »Sie wenden sich der rechten Flanke zu.«
    Isak sah wieder zum Schlachtgeschehen hinüber. Sein Magen war ein harter Knoten aus Furcht und Aufregung. Und er wusste, dass er sich an eine falsche Hoffnung klammerte, wenn er glaubte, der Abflug der Wyvern könnte bedeuten, dass Lord Styrax nicht mehr anwesend war. Aber kein Plan, ganz gleich wie genial er auch war, überlebte den Zusammenstoß mit dem Feind. Isak war zur Runden Stadt geeilt, um seinen Feind zu überraschen, indem er das Gegenteil von dem tat, was man von ihm erwartete.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte er nach einigen Augenblicken. »Ihr könnt die Befehle von hier aus doch nicht hören.«
    »Sieh mal dort rüber, ganz nach rechts«, riet ihm Vesna. Er zeigte an einem Eschenwäldchen vorbei, das für die Menin-Schlachtenreihe auf ganzer Breite die einzige Deckung darstellte, die größer war als ein Haus. »Die Reiterei-Einheiten dort … das sind keine Pönitenten, sondern Siul-Legionen.«
    »Und sie greifen frontal an«, dachte Isak laut, »versuchen keine Verfolgung zu provozieren.«
    »Das tun sie nur, wenn man es ihnen befiehlt«, sagte Lahk. »Also will Chalat einige der Infanterie-Einheiten auf diese Seite ziehen, bevor er angreift.«

    Unwillkürlich drehte sich Isak zu Byora um. Der Rubinturm war aus dieser Entfernung gut zu sehen. Er hatte mittlerweile genug Schlachten erlebt, um zu wissen, dass es dauern würde, bis etwas geschah. Egal, wie gut die Männer ausgebildet waren, jede Reaktion brauchte Zeit, wenn die kleinste beteiligte Einheit fünfhundert Mann umfasste.
    »Bist du hier, Schatten?«, flüsterte er vor sich hin. »Siehst du durch Ilumenes Augen oder durch die dieses kleinen Jungen? Hast du schon Angst? Du dachtest, hier wärest du sicher, und jetzt erkennst du, dass du nur mit Glück, und nicht durch Verschlagenheit überleben kannst.«
    »Sie setzten sich in Bewegung, mein Lord«, erklärte Lahk. »Wenn der Feind noch eine Karte im Ärmel hat, wird er sie jetzt ausspielen.«
    Isak drehte sich wieder um. »Torl wird auf der linken Seite verdammt einsam sein, nicht wahr? Er wird standhalten müssen, sonst werden sie von den Minotauren und Blutgeschworenen überrollt.«
    »Sorgt Euch nicht um Torl, mein Lord«, sagte Vesna. »Sie kommen nicht in seinen Rücken, also wird es ihnen schwer fallen, ihn einzufangen. Normalerweise reitet er mit der leichten Reiterei, darum kennt er ihre Taktik besser als jeder anderer Farlan.«
    Isak erstarrte, denn ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken. Kurze Zeit wurde ihm schwindelig, als habe sich das Land plötzlich bewegt, und graue Schwaden zogen an seinem Blick vorüber, während die Luft in seiner Lunge eisig wurde. Erst dachte er, es sei Azaers Aura, die nach ihm griff, aber dann hörte er das vertraute schwere Atmen in seinem Geist. Das war kein Schatten, es war der Soldat, Tods Hand auf dem Schlachtfeld.
    Jetzt spürte er sie neben sich, näher noch als Vesna und Lahk. Der Henker wartete mit schrecklicher Geduld links von ihm, der
Soldat zur Rechten war so nah, dass es Isaks Schwerthand förmlich zu Eolis Knauf

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