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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Elfenüberfällen, als dass sie jemanden hätten erübrigen können. Der Sold beim Heer war nicht hoch genug, um die Männer dazu zu verführen, ihr Zuhause ungeschützt zurückzulassen. Ruckartig hob er den Kopf, denn er hatte Schritte gehört.
    »Meine Herren, ihr seht aus, als sei euch kalt.«
    Sie drehten sich eilig herum. Hinter ihnen, in der bei Kams letztem Blick noch leer gewesenen Gasse, stand ein Mann im Bärenfellmantel mit dicken Handschuhen. Ein breitkrempiger Hut verdeckte sein Gesicht. Die Kleidung verriet eindeutig, dass er keine Nachtwache war.
    »Ist er das?«, fragte Kam, behielt den Neuankömmling dabei jedoch im Blick. Er sah ein Rapier an der Seite des Mannes und war sich nur zu bewusst, dass er selbst keine anständige Waffe trug. Boren nickte.

    »Ich bin es, ja«, sagte der Fremde. »Und ich möchte, dass ihr jemanden kennenlernt.« Die Stimme offenbarte Kam, dass der Mann deutlich älter war als er selbst, aber er verließ sich nicht darauf, dass er ein Alter erreicht hatte, in dem er mit dem Rapier zu langsam geworden war. Auf dem Schlachtfeld war eine so schlanke Klinge zu nichts nütze, doch auf einer leeren Straße konnte sie durch ihre Reichweite und Schnelligkeit den meisten Waffen überlegen sein. Der Mann streckte seine Handflächen nicht zum traditionellen Gruß aus, nicht einmal, als Kam und Boren es nach kurzem Zögern vormachten.
    »Wo?«, fragte Kam, bevor diese geringfügige Beleidigung aufgebauscht werden konnte.
    Der Mann wies auf die Tür, die sie die ganze Zeit beobachtet hatten und ging darauf zu. Boren trat unwillkürlich beiseite, um ihn vorbeizulassen und den Weg zu weisen. Dabei neigte er den Kopf. Er beschloss, es eher als Höflichkeit zu verstehen und nicht für Vorsicht zu halten. An der Tür angekommen, klopfte er zweimal, dann wandte er sich um und bedeutete Kam und Boren, heranzukommen. Sie folgten der Aufforderung misstrauisch, die Hände auf den Messergriffen, und behielten die Umgebung im Auge. Als sie die Tür erreichten, schob der Mann sie auf, trat ein und hielt sie, um die beiden einzulassen.
    Kam spähte hinein. In der Mitte des Raumes stand eine Lampe auf einem Tisch, die eine Frau in einem langen Umhang beleuchtete. Sie hatte die Kapuze noch nicht zurückgeschlagen und saß vor einem kleinen schwarzen Ofen und einigen aufgestapelten Kisten. Die Wärme des Ofens lockte ihn, sofort einzutreten, aber vorher sah er sich im Raum vorsichtshalber noch einmal um. Als sie schließlich eintraten, schloss der Mann die Tür sofort hinter ihnen.
    Er wies auf die Kisten. »Hinsetzen.«
    Kam erstarrte, als er die veränderte Tonlage des Mannes bemerkte.
Das höfliche Getue war nun verschwunden. Jetzt klang er unverkennbar wie ein Adliger, der gewohnt war, dass man seinen Befehlen umgehend Folge leistete.
    Und warum? Was hat sich verändert? Nur die Frau ist neu. Ein Hund will vor seiner Herrin gut dastehen. Interessant. Er warf seinem Kumpan einen Blick zu, und sie ließen sich wie befohlen auf den Kisten nieder. Der Adlige stand bei der Tür, die Hand am Rapier, und das verriet Kam alles, was er wissen musste. Der Hund hält jetzt Wache, aber wer nutzt schon einen Adligen als Botenjungen? Vielleicht war das alles hier doch keine so gute Idee …
    »Jendel Kam und Litt Boren, edle Dame.«
    »Meine Herren«, sagte die Frau. »Bitte lasst euch von den übertriebenen Posen nicht einschüchtern.« Ihr Gesicht lag im Dunkeln, von dem Licht der Lampe sorgsam abgeschirmt.
    »Warum nicht?«, antwortete Kam ruppig und überhörte das leise Scharren, mit dem der Mann vor der Tür die Haltung änderte. Er rümpfte die Nase. Der Geruch der Dame passte keineswegs zum Gestank nach altem Schweiß und Pfeifenrauch. »Versteht mich nicht falsch, ich will keinen Ärger, aber ich mag es auch nicht, wenn ich das Gesicht meines Gegenübers nicht sehen kann, und das gilt besonders, wenn ich gar nicht weiß, warum ich mitten in der Nacht durch eine fremde Stadt schleiche.«
    »Das ist nur allzu verständlich«, antwortete sie, machte aber keine Anstalten, ihr Gesicht zu offenbaren. »Ihr seid hier, weil man euch Geld dafür gab und weil man euch einen Auftrag versprach.«
    »Das ist wohl richtig, und darum will ich jetzt auch wissen, was für ein Auftrag das sein soll«, sagte Kam ruhig. »Wir sind nämlich keine Söldner, Diebe oder Meuchelmörder! Warum also wir?«
    »Weil ich einen Auftrag für euch habe und nur ein Narr ihn annehmen würde.«

    »Nennt Ihr uns Narren?«, grollte Boren,

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