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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Satz zu unterbrechen. »Ich tue, was ich tun muss. Das solltet Ihr auch.« Er wies zur Tür. »Jetzt müssen wir aber Xeliath schlafen lassen.«

5

    Zwei Männer warteten nervös im Schatten eines hohen Lagerhauses im südlichsten Viertel Tirahs. Mitternacht war vergangen und hatte den nächsten Tag eingeläutet. Sie hielten sich nah bei dem Gebäude, das den Namen eines angesehenen Schneiders trug, und beobachteten die kleine Tür am schmalen Ende des Lagerhauses. Sie führte in das Wachzimmer, so viel war offensichtlich, aber sie hatten noch immer keine Vorstellung davon, warum der Kleinere der beiden vor drei Wochen von einem Mann mit Lomin-Akzent in die Ecke getrieben worden war und ihm mitgeteilt worden war, sie sollten in dieser Nacht, zu dieser Zeit hier warten. Ein Silbermond hatte eindringlich bewiesen, dass hier wirklich ein Auftrag wartete, aber sie vermuteten, dass ihnen für eine weitere Bezahlung mehr abverlangt werden würde, als nur zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein.
    Sie waren wie einfache Reisende gekleidet und trugen trotz der späten Stunde und der mysteriösen Umstände ausschließlich lange Messer am Gürtel. Die Geister würden Leuten, die voll gerüstet durch die Straßen zogen, einige Fragen stellen wollen – es gab wegen der Krönung des Herzogs so viele Adlige, Leibwachen und livrierte Soldaten in der Stadt, dass sich jeder, der keinen Titel trug, vorsehen musste.
    »Das gefällt mir nicht.«

    Der Größere der beiden sah seinen Kumpan an, seufzte und holte einen Tabakbeutel aus der Tasche. »Bisher gibt es noch nichts, was einem nicht gefallen könnte, Boren.«
    »Denkst du?« Borens skeptischer Blick zeitigte nur ein kurzes Lachen. Das Geräusch hallte von den hohen Ziegelwänden um sie herum wider, und Boren sah sich sofort um, ob wohl jemand dem Laut nachgehen wollte. Doch bis auf ihre Atemzüge und Borens zuckende Augenbrauen regte sich in der kalten Nachtluft nichts.
    »Ich sage ja nicht, dass dies eine so günstige Situation ist«, fuhr der andere Mann fort. »Aber denk daran: Wir haben nichts Verbotenes getan. Wir haben auch so schon genug Feinde, aber keinen davon so weit im Westen. Wir sind nicht für den Kampf gerüstet, wir haben in fünfzig Meilen Umkreis kein Gesetz gebrochen, und ein Dieb würde seine Anwesenheit beim Ausspähen eines Hauses nicht dadurch verraten, dass er raucht. Und darum werde ich genau das tun, während wir warten.«
    »Trotzdem finde ich, dass es Irsinn ist, herzukommen, ohne auch nur irgendwas zu wissen, Kam.«
    »Nun, das ist dann doch auch wohl der Grund dafür, warum ich das Sagen habe«, bemerkte Kam, und die Worte wurden von der Pfeife gedämpft, die er eben entzündete. »Unser Freund wies uns an, hier zu sein, und sagte, dass Geld zu holen sei – reicht das nicht? Wenn du mir nichts verschwiegen hast, bist du genauso pleite wie ich, und darum nehme ich für Bares auch gern ein kleines Geheimnis in Kauf.«
    »Mich stört es aber.«
    »Dich stören viele Dinge.«
    Boren zog die Nase hoch und kratzte sich den struppigen Bart. »Du bist also glücklich damit, dass mir ein adliger Ausländer sagt, dass wir ihn hier um Mitternacht treffen sollen? Der Jägermond ist schon vor einer Stunde untergegangen, und der Mistkerl ist noch immer nicht aufgetaucht. Das erscheint mir verdächtig.«

    »Dir erscheint alles verdächtig«, gab Kam zurück. »Wir haben uns doch abgesichert, und die anderen halten auch die Augen offen, also überlass die ganze Angelegenheit getrost mir. An Stelle unseres adligen Freundes würde ich mir erst einmal das Viertel ansehen, um herauszufinden, wer uns begleitet. Das bedeutet, dass er uns warten lässt, und da wir den Auftrag dringend brauchen, werden wir ihm die Zeit geben.«
    Boren antwortete mit einem unverständlichen Murmeln, aber Kam nickte trotzdem dazu und zog an seiner Pfeife. Der Schatten wurde wieder still, und Kam ließ seinen Blick erneut aufmerksam über die Gebäude und Straßen um sie herum gleiten. Er hatte gute Ohren. Ein Leben als Jäger im waldreichen Lordprotektorat Siul hatte seine Instinkte geschult, also vertraute er ihnen. Sie waren keine Söldner — sie hatten kein solches Leben geführt –, aber ihr Zuhause lag nah genug bei den unbesiedelten Bereichen des Großen Waldes, dass sie schon in jungen Jahren das Kämpfen gelernt hatten. Männer wie sie bildeten normalerweise das Gros der Farlan-Armee, aber Kams Dorf und die anderen in der Nähe wurden zu oft Opfer von

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