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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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hatte. Der alternde Krieger hatte seine Familie und seine Leibwachen bei gewaltsamen Ausschreitungen der Pönitenten verloren, nur weil er als Dunkler Mönch offenbart worden war, als ein Mitglied der tiefgläubigen Bruderschaft der heiligen Lehre. Isaks einziger Trost war, dass Torl zu abgelenkt gewesen war, um sich beleidigt zu fühlen. Er hatte die Farben der Trauer bald ausgetauscht. Die Kapuze, die er erst abgenommen hatte, als er seinen Lord begrüßte, war rot, was für einen Tod im Kampf stand.
    Die schlechten Neuigkeiten, die ihm Lordprotektor Saroc, Torls Freund und ebenfalls Mitglied der Bruderschaft, überbrachte, verfinsterten Isaks Gemüt noch weiter. Saroc sah ganz und gar nicht aus, wie man sich einen Dunklen Mönch vorstellte, denn er trug weiße, gelbe und goldene Seide, aber in seinem runden Gesicht zeigte sich keine Spur des üblichen Grinsens, als er vor Isak niederkniete.

    »Mein Lord, ich hörte aus Tor Milist, dass Herzog Vrerr nun fromm werde«, sagte er eilig, die Stimme vor Wut gepresst. »Normalerweise würde ich das gutheißen, aber der Mann ist eine stinkende Kakerlake, die alles tun würde, um die eigene Haut zu retten. Ich habe gehört, er habe Kontakt zu jemandem aus dem Kult Tods aufgenommen. Das ist der Grund, warum so viele Novizen und Pönitente wie erfahrene Söldner aussehen. Er hat maßlose Angst davor, Ihr könntet nach Süden marschieren, die Grenzen ausweiten, um Euch Helrect und die Überreste von Scree einzuverleiben, und ihn dabei miterobern. Er weiß, dass er einem ernst gemeinten Angriff auf Tor Milist nicht standhalten kann, darum setzt er seine Söldner lieber dafür ein, uns auseinanderzutreiben und hier einen Bürgerkrieg zu entfachen.«
    »Wie steht es denn innerhalb Eurer Grenzen?«, fragte Isak.
    Da blickte Saroc noch missmutiger drein. »Es ist schwer. Für meinen Geschmack gibt es zu viele bewaffnete Männer im Lordprotektorat. Sie versuchen sogar in den Klöstern und Abteien den Ton anzugeben. Sie zwingen diejenigen, die nicht so rasend sind wie ihre Herren, zumindest ihre Unterstützung zu erklären. Hätten wir keine stehenden Garnisonen in unseren Städten, so wäre es sicher schon zu erheblichem Blutvergießen gekommen.«
    Isak lehnte sich zurück und seufzte. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das geschieht, egal, was wir unternehmen.«
    Der Haushofmeister sah besorgt aus.
     
    Trotz des Wetters versammelten sich alle im Freien, nachdem die Zeremonie beendet war. Ein Heer von Dienern wartete mit reichlichen Mengen heißen Gewürzweins, um die Kälte abzuwehren. Im Innern wurden die Tische wieder an ihren Platz gerückt, man tischte ein Festmahl zu Ehren der Gäste auf. Es geschah nicht oft, dass sich der Großteil der mächtigen Männer in einem Raum versammelte. Lesarl hatte vor, sie so lange wie möglich dort zu halten.
    Als der Abend hereinbrach, stand Graf Vesna am oberen Ende der breiten Steintreppe und beobachtete die Adligen und Kleriker, die vorsichtig zusammenkamen. In den Boden gesteckte Fackeln beleuchteten ihre Gesichter. Seine Aufgabe als Lord Isaks Leibwächter war mit dem Ende des Rituals erfüllt, aber er hatte trotzdem beschlossen, sich von den Festlichkeiten fernzuhalten. Da unten gab es eine Menge junger Männer, die ohne Zweifel daran interessiert waren, die Vorzüge ihrer Ehefrauen mit ihm zu besprechen. Männern, denen die Ehre mehr galt als Vesnas so oft gepriesene Duelltalente. Bisher hatte noch keiner Gelegenheit gehabt, einen Streit vom Zaune zu brechen, damit er ihn herausfordern konnte, aber bei einer solchen Gesellschaft stellte das immer eine Gefahr dar. Wenn es geschah, brauchte er einen klaren Kopf.
    Es hatte dem Haushofmeister gefallen, Vesnas Charme als Waffe zu nutzen. Er hatte die Schulden des Grafen aufgekauft, um sich dessen Treue zu sichern. Vesna schüttelte mit einem reuevollen Lächeln den Kopf. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mich mal zu alt für diese Dinge fühlen könnte, aber es ist trotzdem geschehen.
    Lord Isak stand nicht weit vom Fuß der Treppe und wirkte gegenüber der Gesellschaft etwas eingeschüchtert. Man vergaß schnell, dass er nicht in diesen Kreisen aufgewachsen war. Er kniete beinahe, um hören zu können, was Lordprotektor Ranah sagte. Ranah war gut über achtzig Jahre alt, saß kerzengerade auf seinem Stuhl und erzählte, dem Ausdruck auf den Gesichtern der Umstehenden nach zu urteilen, eine schmutzige Geschichte.
    Ihr Götter, und Tila denkt, ich wäre schlimm , dachte Vesna

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