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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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mit ›weiß ich nicht‹ anfangen?« Sie saß allein am Tisch. Es war zwar auch für ihren Mann gedeckt, aber der war wegen wichtiger Staatsangelegenheiten wie üblich schon früher aufgestanden. Hinter ihr fing ein Kind zu weinen an. Es war Minnay, ein Kleinkind im Krabbelalter, eines aus dem Dutzend von Mündeln, derer sie sich angenommen hatte. Die dürre Frau, die sie Eliane nannte, stand daneben und hielt den zufriedenen Ruhen im Arm, der eine halbe Stunde unter Natais Obhut herumgekrabbelt war.
    Gut, ich habe ihn nicht geweckt , dachte sie lächelnd. Ich möchte ihn nicht zum Weinen bringen, dieses Geräusch zerreißt mir das Herz.
    »Äh, Euer Gnaden, Hale ist praktisch abgeriegelt«, stammelte Dyar. »Ich bekomme einfach keinen Mann hinein, um Erkundigungen anzustellen.«
    »Abgeriegelt?«, zischte sie, noch immer wütend, sich nun aber wieder Ruhens Anwesenheit bewusst. »Ihr wollt sagen, dass
Ihr es einer Handvoll alter, verkrüppelter Männer erlaubt habt, meine Soldaten aus meiner eigenen verdammten Stadt auszusperren?«
    »Euer Gnaden, wir müssen uns den Weg in dieses Viertel mit Gewalt bahnen«, widersprach Dyar, »und dafür habe ich nicht genug Männer. Hales Pönitente sind meinen Männern gegenüber in der Überzahl.«
    »Marschall, wie kann es sein, dass Ihr nicht einmal in der Lage seid, mir zu sagen, was passiert ist? Warum beherrscht die Wache von Byora diese Straßen nicht?« Sie sah sich um, als könnten ihre Mündel – oder die vier Ammen, die sich um sie kümmerten  – eine Antwort liefern, die Dyar nicht zu bieten hatte. Der Raum, einer der größten des Palastes, war einst das Gemeinschaftszimmer des Harems gewesen, das ihrem Großvater gehört hatte. Es war prächtig und elegant und Natai verbrachte den Großteil ihrer Freizeit hier, umgeben von Kindern.
    Niemand sagte etwas, alle Ammen sahen beiseite, um ihrem Blick nicht begegnen zu müssen. Eliane starrte zu Boden – aber sie tat ohnehin selten etwas anderes. Seitdem sie davor bewahrt worden war, auf dem Criers-Platz totgetrampelt zu werden, hatte Elianes schrecklich dürrer Leib jedem Versuch widerstanden, ihn aufzupäppeln. Auch hatte ihr niemand auch nur ein Wort über ihre Vergangenheit entlocken können. Sie gab vor, keine Erinnerung daran zu haben, was vor ihrer Ankunft in Byora geschehen war, aber Natai glaubte ihr nicht. Etwas in Elianes Augen wies sie als verstörte Seele aus. Es war eine Angst, so groß, dass sie zu einem Teil von ihr geworden war. Trotz ihres kränklichen Aussehens blieb ihr Milchfluss gesund, und Ruhen ging es sehr gut, obwohl seine Mutter langsam zerfiel. Sie umklammerte ständig dieses verdammte Buch und fing wie ein Dämon zu kreischen an, wenn es ihr jemand wegnehmen wollte.
    »Euer Gnaden?«, rief eine Stimme.

    Natai hob ruckartig den Kopf, sah Dyar an, erkannte dann aber, dass ihre Diener verwundert auf einen der Soldaten bei der Tür starrten.
    Was im Namen der Götter? Wer ist dieser unverschämte … Natais Gedanke blieb unvollendet, denn sie erkannte das Gesicht wieder. Er trug das blutrote Wams und die schwarzen Hosen ihrer Wache, aber er hatte zudem lange, gepanzerte Handschuhe angelegt. Die Uniform schien makellos, aber die Handschuhe aus blau schimmerndem Metall, umwickelt mit im Zickzack verlaufenden Schnüren, waren abgenutzt. Sie riefen eine Erinnerung hervor.
    Ah, Ruhens Beschützer, natürlich , sagte sich Natai im Stillen. »Sergeant Kayel, nicht wahr?«, fragte sie.
    Er salutierte ungeschickt. »Es ehrt mich, dass Ihr Euch an mich erinnert, meine Dame.«
    Meine Dame? Ich bin nicht die Braut irgendeines verdammten Händlers , dachte sie, aber bevor sie den Mann maßregeln konnte, wandte sie sich unwillkürlich Eliane und dem Kind zu. Ruhen lächelte zu den Vögeln hinauf, die auf den Bildern verschiedene Aspekte von Illit und Vellern umringten. Der ganze Raum war so geschmückt – was für junge, unschuldige Kinder erheblich gesünder war als die ursprünglichen Bilder. Sie zögerte, gefangen von Ruhens strahlendem Lächeln, und als sie wieder zu sich kam, war ihr Ärger verpufft.
    Sie wandte sich wieder dem Soldaten zu. »Möchtet Ihr noch etwas hinzufügen, Sergeant?«
    »Ja, Euer Gnaden. Ich bin in der letzten Nacht in Hale gewesen. Ich weiß nicht genau, was da vor sich geht, aber ich habe eine große Unordnung in Alterrs Tempel bemerkt … eine junge Novizin sprach davon, dass der Hohepriester gestorben sei.«
    »Lier ist tot?« Natai wurde kreidebleich. »Ihr Götter,

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