Sturmauge
ersticken. »Nein, eigentlich ist es mir egal, sagt mir nur, was Ihr wisst. Und das sollte besser etwas mehr sein, als ich von diesem Sergeant erfahren habe. Oder ich könnte mich geneigt fühlen, ihm die Leitung des Geschlossenen Rates zu übergeben.«
Er antwortete lediglich mit einer zweiten Verbeugung auf diese Drohung. Das war bemerkenswert, denn eigentlich fand Sir Arite stets die Zeit für einen albernen Scherz. »Euer Gnaden, ich hatte im Turm des Vier mit Magier Peness zu tun.«
Sie stellte sich den dünnlippigen Magier mit dem runden Gesicht vor, das aus den Fugen zu geraten schien, wenn er lächelte. »Peness? Was will diese kriecherische kleine Kröte denn?«
»Nur seinem Herrscher helfen«, versicherte ihr Sir Arite und warf dann einen bedeutsamen Blick zu den Umstehenden.
»Sergeant, bitte bringt die Kinder in ihre Zimmer zurück«, befahl Natai.
Kayel wirkte von dem Befehl überrascht, zögerte aber nur kurz, dann setzte er sich in Bewegung. Die Kinder und ihre Ammen warfen einen einzigen Blick auf den großen Soldaten mit
dem vernarbten Gesicht, dann flohen sie, sogar Eliane, was bei der Herzogin etwas Verärgerung hervorrief. Sie hatte Ruhen heute Morgen noch etwas länger halten wollen, um die Last des Herrschens unter dem Blick seiner dunklen, kleinen Augen dahinschmelzen zu lassen.
Diese hypnotischen Augen.
Elianes Augen waren grau und stumpf, kein Vergleich zu den Schattenwirbeln in Ruhens Augen. Wenn Natai leise und sanft mit ihm sprach, schien er ihre Worte aufzusaugen, in ihrer Liebe zu schwelgen, obwohl er noch so jung war. Der Säugling lag dann ruhig in ihren Armen und sah sie mit unglaublicher Inbrunst an, blinzelte dabei kaum. Sein Blick bedeutete für sie eine Erholung, die ihr der Schlaf nicht mehr bieten konnte.
Dann schüttelte sie die Erinnerung ab und kehrte ins Hier und Jetzt zurück. Sie würde später noch genug Zeit für Ruhen haben. »Sergeant, bleibt hier. Ihr anderen verschwindet.« Sie bemerkte Sir Arites Überraschung und sagte: »Er war letzte Nacht in Hale und scheint der Einzige zu sein, der etwas weiß.«
»Wie Ihr wünscht, aber meine Neuigkeiten sind recht alarmierend.«
»Sagt mir zuerst, ob Sourl oder Celao – wer steckt dahinter?«, fragte sie und rang mit sich, um die ernste Ausstrahlung wiederzuerlangen, für die sie bekannt war.
»Ich vermute keiner von beiden, auch wenn ich wünschte, sie steckten gemeinsam dahinter«, sagte Sir Arite schließlich. Er warf dem großen Soldaten einen misstrauischen Blick zu und Kayel erwiderte ihn unbeeindruckt. »Euer Gnaden, ich denke wirklich, dass es besser wäre …«
»Jetzt sagt schon.«
Ob ihres Ausdrucks sank er etwas in sich zusammen. »Peness sagte, dass in der letzten Nacht große Mengen Magie gewirkt wurden – eine erschreckende Menge ungeformter Energie.«
»Große Worte.«
»Der Mann hatte Angst.« Er lehnte sich vor und sprach leiser. »Peness ist einer der mächtigsten Magier der Stadt, und er hatte Angst vor dem, was er da beschrieb.« Die Worte standen im Raum, bis Kayel scheinbar unbeeindruckt schnaubte.
»Hat er denn gesagt, warum er solche Angst hatte?«, fragte Natai, ohne den Soldaten zu beachten.
»Ich … er war sich nicht sicher. Er wich dem Thema aus, aber ich glaube nicht absichtlich. Magier neigen dazu, eigene Bündnisse und andere Sorgen zu haben … ich glaube, dass er Sorge hatte, er könne anderen ins Gehege kommen.«
»Was könnte unseren mächtigsten Magier denn so beunruhigen?«
Sir Arite blickte finster drein. »Er will sich niemanden zum Feind machen, der eine solche Macht besitzt, wie sie in der letzten Nacht in Hale zum Einsatz kam. Derjenige hätte, soweit ich verstanden habe, das ganze Viertel dem Erdboden gleichmachen können.«
»Ihr Götter«, keuchte Natai, dabei lief es ihr kalt den Rücken herunter.
»Und das sind noch nicht alle Neuigkeiten.« Der Ritter kniff die Augen zusammen und flüsterte, als wären diese Nachrichten zu schlimm, um sie laut auszusprechen: »Es war nicht nur der Hohepriester, gegen den diese Macht ins Feld geführt wurde. Wer auch immer es war, er kämpfte gegen ein Wesen von beinahe gleicher Kraft – Magie, wie sie nur wenige Sterbliche beherrschen – und tötete es.«
Schmerz pochte durch ihren Körper. Jedes Gefühl wurde von der schweren Decke des Leids überlagert und ausgelöscht, die sie zu Boden drückte. In ihren Ohren erklang ein fernes, nicht erkennbares Geräusch. Während Legana durch den leeren Traum
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