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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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hatte.
    Sie war vor Entsetzen beinahe erstarrt, als sie Lord Isak zum ersten Mal in dieser Rüstung gesehen hatte, in der er so elegant und wirksam tötete. Ihr Herz schien damals aufgerissen worden zu sein und all der verbannte Schmerz war herausgeflossen.
    Sie hatte noch etwas Zeit, bevor Panro sie wecken käme, und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sich dem Trost hingab, den die Erinnerung an Aryn Bwrs Lippen auf ihrem Bauch bedeutete. Trotz all der Jahre hatte sie ihr sterbliches Leben noch immer deutlich und klar vor Augen und konnte sich mühelos daran erinnern. Sie schob die Hände unter die kühlen Laken, bis ihre Arme ausgestreckt waren und sie wie ein Jungfrauenopfer dalag.
    Das Zimmer war fast völlig dunkel, denn die Verschläge wurden jeden Morgen vor der Dämmerung zugeschraubt. Dadurch wurde der Raum in der gnadenlosen Nachmittagssonne sehr stickig, aber Panro lüftete morgens, bevor sie sich schlafen legte, gut durch. Das war nur eine geringe Unannehmlichkeit, wenn man die Alternative bedachte.
    Ein sanftes Pochen kündete von Panros Ankunft. Der große Mann kam herein und trat neben das Bett. Zhia bewegte sich nicht, denn er war allein. Sie lauschte auf seine Schritte, versuchte seine Stimmung zu erahnen. Ihr kräftig gebauter Diener
hatte eine merkwürdig gezierte Art zu gehen, trat leise auf, setzte jeden Fuß sehr bedacht. Da sie heute nichts Ungewöhnliches in dem ordentlichen Muster erkennen konnte, nahm sie an, dass er wie üblich gelassen war.
    »Särge«, sagte sie und drehte sich auf die Seite, als er gekühlten Tee auf ihren Nachttisch stellte. Sie lächelte breiter.
    »Särge, Herrin?«
    »Särge«, bestätigte sie und nickte zur Bestätigung übertrieben. Dabei fiel ihr eine lange Locke ins Gesicht. »Warum glauben die Leute, wir würden in Särgen schlafen? Sie sind doch klein und sehr unbequem.«
    »Ihr sagtet mir, dass Euer Geist ins Grab zurückkehrt, wenn Euer Körper stirbt, dass Ihr nur dort heilen könnt«, erinnerte Panro sie und wischte ihr die Locke geschickt mit einem Finger aus dem Gesicht.
    Zhia beachtete es nicht weiter, auch wenn andere dies bei einem Diener für unverschämt gehalten hätten. Er stand in ihrem magischen Bann, und darum konnte man ihm die Liebe nicht vorwerfen, die er für sie empfand. Außerdem war die Berührung eines Mannes, und sei sie noch so sanft, sehr angenehm, vor allem nach einem Traum von Aryn Bwr. Sie streckte sich erneut und sagte: »Aber das ist nur der Fall, wenn ich sterbe. Warum sollte ich jeden verdammten Tag in einem Sarg verbringen, wenn dieses Bett so unsagbar bequem ist? Es stellt eine meiner wenigen Freuden dar, auf diese Weise zu erwachen.« Sie verzog das Gesicht und fuhr fort. »Es dauert einige benommene Augenblicke, bevor die Jahre mich einholen, und dafür bin ich sehr dankbar. Es wäre doch schrecklich, müsste ich stattdessen in einem … Sarg erwachen.«
    »Ja, Herrin.«
    Zhia warf ihm ein kokettes Lächeln zu. Wenn man mit einer so guten Laune erwachte, gab es eigentlich nur eines zu tun …
aber erst sollte sie nachsehen, wer unten auf sie wartete. »Wer besucht uns denn heute Abend?«, fragte sie.
    »Die edle Dame Legana und die edle … die Frau Haipar sind erschienen, mit einem Adligen, den sie Aras nennen.« Haipar hatte erklärt, dass sie den üblichen Ehrentitel nicht hören wollte und Panro, der auf die korrekte Anrede Wert legte, war damit ganz und gar nicht einverstanden.
    Zhia stöhnte auf. »Oh, Graf Lurip Aras. Ein hübscher kleiner Mann, aber meine Güte, der ist so langweilig. Bedauerlicherweise ist er meiner Sache aber auch sehr nützlich und einer der wenigen ordentlichen Soldaten in dieser Stadt, darum war ein magischer Bann durchaus der Mühe wert. Ich habe Teviaq seinem Kommandostab zugeteilt, in der Hoffnung, dass eine Tochter dieser missmutigen Schlampe Amavoq ihn den Wert des Schweigens lehren könnte. Aber ich befürchte, das hat ihn nur weiter beflügelt.« Sie legte die Hände hinter den Kopf und musterte Panro. Ihr Diener war von muskulöser Gestalt und überragte sie deutlich, aber sie hatte schon immer Männer vorgezogen, die größer waren. Das ist vermutlich Aryn Bwrs Schuld , dachte sie lächelnd. Das war immerhin mit den meisten Dingen so .
    Sie spitzte die Lippen und pustete sanft auf die Decke, unter der sie lag. Es brauchte nur einen Funken Magie, um sie von ihrem Körper herunter und zum Bettende gleiten zu lassen, so dass sie nackt im Licht der Lampen lag. Sie blickte

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