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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Kristallschädel heraus und umfasste ihn mit beiden Händen. Dabei fürchtete er sich ebenso sehr vor den Kräften, die darin ruhten, wie vor den näher kommenden Schatten.
    Kaum hatte er den Kristallschädel berührt, da erkannte er dies auch schon als Fehler. Die Schrecken, die die fauligen Straßen Screes heimsuchten, erkannten die Veränderung in der von Magie erfüllten Luft und machten sich auf, ihn zu suchen.
    »Wir sehen dich«, flüsterte es im Keller.
    Abt Doren wimmerte, drehte sich herum und versuchte den Sprecher zu entdecken, aber es war niemand da. Das Zimmer war abgeschlossen und sicher. Außer ihm gab es hier nur die Schatten.
    »Wir kommen dich holen.«
    Der Abt krachte gegen den Tisch und warf damit Bücher und schmutziges Geschirr zu Boden. Der Schädel, dessen Oberfläche sich auf seiner Haut glatt anfühlte, rutschte ihm beinahe aus den Händen. Er presste ihn gegen seine Brust und griff vorsichtig auf seine Kraft zu.
    Die Schatten wichen zurück, aber nur ein Stück. Er konnte spüren, wie sie am Rand seines Geistes und rund um das verfallene Haus auf ihn lauerten.

    »Wir können warten«, versicherte ihm die Stimme mit einem boshaften Kichern. »Du bist nun allein und irgendwann lassen deine Kräfte nach.«
    »Allein? Nein, ich habe Mayel«, murmelte Abt Doren.
    »Allein«, wiederholte die Stimme, kalt und selbstsicher, »in einer Stadt voller Feinde, gejagt und allein … wir müssen nur abwarten.«
    Der Abt weinte die ganze Nacht stumm vor sich hin und hörte immerzu dieses leise Gelächter in seinem Kopf. Als es dämmerte und Mayel noch immer nicht zurückgekehrt war, erkannte er, dass die Stimme recht gehabt hatte. Er war ganz allein und die Dunkelheit wartete auf ihn.

20

    Mikiss’ Erwachen war unangenehm und begann mit einem Schmerz hinter seinen Augen, der sich langsam im ganzen Schädel ausbreitete und sein Rückgrat hinunterwanderte. Selbst mit geschlossenen Augen versuchte er vor dem Licht zurückzuweichen, das durch seine Augenlider drang und eine unbestimmbare Furcht hervorrief. Er wollte sich bewegen und musste feststellen, dass ihm die Hände auf den Rücken gebunden worden waren. Seine Muskeln waren so überanstrengt, als sei er die ganze Nacht über gerannt. Seine Lippen waren verkrustet und er stöhnte bei der Anstrengung auf, die es ihm bereitete, die schweißgetränkte Luft zu atmen. Er sank zurück, weit über alle Maßen erschöpft.
    Etwas berührte seine Stirn, etwas Heißes, Raues, das über seine Haut kratzte. Und als er zurückwich, roch er einen Mann: Schmutz und Schmiere. Dann erreichte ihn aus einer anderen Richtung der beinahe unmerkliche Duft eines Parfüms. Er versuchte ihn zuzuordnen und bemerkte dabei, wie wund seine Kehle war. Ein Stück entfernt hörte er einen Stuhl scharren. Er spürte es ebenso deutlich durch den Steinboden, auf dem er lag, wie er es hörte. Dann umfassten die Sandpapierhände seinen Kopf und hoben ihn an.
    »Endlich aufgewacht. Ihr müsst durstig sein.« Die weibliche Stimme schlug eine Saite in seinem Innern an.

    Mikiss versuchte zu antworten, aber es kam nur ein mattes Pfeifen heraus. Er erkannte in dem Mann, der ihn hielt, den Gehilfen des Nekromanten, als dieser nun wütend sagte: »Verdammt, Weib, nach allem, was Ihr ihm angetan habt, müsst Ihr ihn nun auch noch verspotten?«
    »Ach, sei still«, antwortete die seltsame Frau barsch. »Nur weil du nicht gefesselt bist, heißt das noch lange nicht, dass du nicht deiner Zunge Zügel anlegen solltest. Wenn sie dir noch einmal durchgeht, wird Legana sie dir herausschneiden.«
    Die Frau kam näher und Mikiss hörte ihre Röcke dabei rascheln. »Hier, gib ihm etwas Wein. Es wird ihn nicht befriedigen, aber er muss ein wenig verständlicher sprechen können.«
    Mikiss trank gierig aus dem Becher, den man ihm an die Lippen hielt. Als er es schließlich schaffte, seine verklebten Augen aufzuzwingen, sah er erst nur verschwommene Schemen, aber dann schälten sich doch Gestalten heraus. Nach einigen Augenblicken konnte er Oberst Bernstein erkennen, der ebenso wie er gefesselt war und in einer Ecke lag. Und dann zwei Frauen, die vor einem verhangenen Fenster standen. Müde richtete er sich auf und versuchte sich auf die Sprecherin zu konzentrieren, jene Frau, die Isherin Purn in die Flucht getrieben hatte.
    »Was habt Ihr mit mir gemacht?«, krächzte er. »Ich fühle mich, als hätte ich Rauschkräuter geraucht. Wie lang habe ich geschlafen?«
    »Ihr habt den Großteil des Tages

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