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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Lord Bahls Tod herbeigeführt?«, unterbrach Isak.
    »Sprach Lord Bahl jemals über seine Träume?«
    »Nicht dass ich wüsste. Warum ist das wichtig?«
    »Weil sie seine Träume, seine Erinnerungen an die verlorene Liebe, benutzt haben. Lord Styrax hat den Einmarsch seit Jahren geplant – wer sonst könnte eine Armee wohlbehalten durch die Brache bringen? Er hat nur eines nicht vorhergesehen: Euch, Lord Isak.«
    »Natürlich nicht«, sagte Vesna und lief jetzt selbst im Zimmer auf und ab. »Wie hätte er das auch tun können, wenn er so viele Jahre im Voraus plante? Wir wussten, dass nekromantische Kräfte im Spiel waren, als Lord Charr Lord Chalat stürzte. Dadurch wurden die Chetse besiegt. Lord Styrax hat unsere eigene Schwäche gegen uns eingesetzt: Die Farlan besaßen nur einen Erwählten und wir neigen zu Aufständen, wo die Chetse eher übermäßigen Gehorsam pflegen. Thotel fiel, weil niemand Lord Charrs Befehle anzweifelte, obwohl jeder erfahrene Soldat die Gefahr gesehen haben muss, die darin lag.«
    »Und die edle Dame Zhia glaubt, Lord Styrax könnte auch Einfluss auf die Handlungen des Weißen Zirkels gehabt haben«, ergänzte Legana.
    Vesna blieb stehen und wandte sich Legana zu. »Und er hat ihre Bemühungen so ausgerichtet, dass sie den anderen wichtigen Herrscher im Westen ausschalten?«
    »Das denkt sie.«
    »Ich kenne niemanden, der solche verschlagenen Ränke besser entwirren könnte als sie, und im Augenblick traue ich Lord
Styrax alles zu. Ich vermute, er würde sogar unseren lieben Haushofmeister in den Schatten stellen.«
    »Beeindruckt, Vesna?«, fragte Lord Isak.
    »Zumindest nehme ich ihn als Feind ernst«, antwortete der Graf. Er legte die Hand auf den Schwertgriff. »Aber viel wichtiger ist doch, dass er weiterhin eine Gefahr für Lord Isak darstellt. Wir müssen uns vor Meuchlern in Acht nehmen und Mariq anweisen …«
    »Nein.« Lord Isaks sanfte Unterbrechung ließ den Grafen verstummen. Als er sich im Zimmer umsah, erkannte er auf den Gesichtern der anderen, dass auch sie die Veränderung gespürt hatten, die dunkle Wolke, die sich vor die Sonne schob.
    »Mein Lord?«
    »Er wird keine Meuchler schicken.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es, das muss reichen.«
    Vesna unterdrückte den Drang, weiter nachzufragen. Isak hatte ihnen von seinen Träumen berichtet, von dem Yeetatchen-Mädchen Xeliath, von der Seele Aryn Bwrs, die in seinem Kopf eingesperrt war und sogar von der Behauptung des toten Elfen, Kastan Styrax sei dazu auserkoren gewesen, der geborene Erlöser zu sein, bis er seinen eigenen Weg eingeschlagen hatte. Isak hatte von einer Verbindung zwischen ihnen beiden gesprochen, hatte aber nicht mehr dazu sagen wollen. Von all dem hatte nur eine Handvoll Leute erfahren. In der Anwesenheit von Jachen oder Legana wollte er verständlicherweise nicht mehr erzählen, gleichgültig wie treu sich die beiden auch gaben.
    Vesna wechselte rasch das Thema. »Legana, was hat dieser Nekromant mit Lord Bahls Träumen gemacht?«
    »Er quälte Lord Bahl mit Visionen seiner verlorenen Liebe und trieb ihn damit zu einem bestimmten Ort auf der Weißen Insel, wo Lord Styrax ihn überfallen konnte.«

    »Müssen wir annehmen, dass Zhia sich Eurer wirklichen Zugehörigkeit bewusst ist?«, fragte Tila dazwischen und entfernte sich einen Schritt von der Treppe, an deren Fuß sie der Unterhaltung bisher gelauscht hatte.
    Legana nickte.
    »Dann weiß sie auch, dass Ihr Lord Isak Bericht erstattet?«
    Legana lächelte. »Sie hofft, dass Lord Isak den Nekromanten tötet, denn der hat mit der edlen Dame Siala einen Pakt geschlossen und steht im Augenblick unter ihrem Schutz.«
    »Das könnte also auch nur eine Finte Zhias sein, um uns dazu zu bringen, nach ihrem Gebot zu handeln?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Legana schlicht und wandte sich der jüngeren Frau zu. »Die edle Dame Zhia hatte schon beschlossen, dass die edle Dame Siala eher ein Hindernis als eine Hilfe war, bevor wir von Lord Isaks Anwesenheit in der Stadt erfuhren.«
    Vesna musterte die beiden. Frauen von so unglaublicher Schönheit wie Tila fand man selten. Aber Legana schaffte es, den Raum beinahe so sehr für sich einzunehmen wie Isak, der ein Weißauge war und einen halben Meter größer. Vesnas Erfahrungen verrieten ihm, dass Legana über die Aufmerksamkeit, die ihre Schönheit ihr einbrachte, nicht glücklich war. Weißaugen lag es im Blut, im Mittelpunkt zu stehen, und Isak hatte die Beschränkungen seiner abgeschotteten

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