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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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kaum. Seine Gedanken blieben auf die Ereignisse der letzten halben Stunde gerichtet.
    Schlechte Neuigkeiten, mein Lord . Die Stimme hallte wie ein Vorwurf in seinem Kopf nach. Hatte er geahnt, dass es eines Tages so weit käme? Hatte er es bewusst verdrängt?
    Die Verteidiger am Herbstbogen hatten sich schnell ergeben. Die Hälfte von ihnen hatte aus ängstlichen Stadtwachen bestanden, die sich plötzlich einem gezielten Angriff der Geister von Tirah gegenübersahen. Die schlecht ausgebildeten Männer Screes waren mit der Bedrohung ihrer Grenzen durch die Farlan aufgewachsen, und sie alle hatten die Geschichten über das Geschick der Geister gehört, einer geschulten Legion, der die Stadt nichts entgegenzusetzen hatte. Als Isak hinter ihnen auf der Straße erschienen war, in eine Aura wilder Magie gehüllt und dabei auch noch von Mariq und später von den beiden Magiern König Emins unterstützt, waren die meisten einfach geflohen. Wer sich ergeben hatte, war nach Süden zum Grünen Tor geschickt worden, um Zhia Vukotics zusammengewürfelter Armee beizustehen. Als General Lahk vor das Tor geritten war, hatte es offen gestanden und von Verteidigern war keine Spur mehr gewesen.
    Isak knirschte mit den Zähnen und löste mit großer Willensanstrengung seinen Griff um Eolis’ Knauf. Es war ein seltsames Zusammentreffen gewesen: General Lahk an der Spitze der Soldatenreihen, die ihrem Lord einen Gruß zuriefen, und auf seinen Fersen eine kleine Gruppe von Lordprotektoren in feiner Uniform, die über die Aussicht auf einen Kampf erfreut und davon beflügelt wirkten. Im Gegensatz dazu war der Gefährte der Hexe, Fernal, verstörend still gewesen. Neben Fernals gewaltiger Gestalt hatten die Reiter klein und zerbrechlich gewirkt, und sogar die Geister, die ihre Kameraden in Isaks Wache begrüßt hatten,
waren verstummt, als sich Fernal und Isak gegenübergestanden hatten. Die Unterschiede und Ähnlichkeiten ließen die Männer den Atem anhalten und alle fragten sich, was nun geschehen würde.
    Fernal war so groß wie Isak, aber im Gegensatz zu diesem wirkte er kein bisschen menschlich. Das lag nicht nur an seiner dunkelblauen Haut, die ihn mit der Abenddämmerung verschmelzen ließ, sondern auch an seiner dichten, schwarzen Mähne, die Kopf und Nacken zierte, ein wolfsartiges Gesicht umrahmte und das Weiß seiner Augen und gebogenen Fänge hervorhob. Isak war in eine Rüstung und einen langen weißen Mantel gekleidet, Fernal trug – von dem zerfetzten Mantel um seine Schultern abgesehen – gar keine Kleidung. Und der Mantel diente vorrangig dazu, Beobachter – oder vielleicht auch ihn selbst – daran zu erinnern, dass er keine geistlose Kreatur aus den Brachen war.
    Er trug keine Waffen und hielt die Krallen nach innen gerichtet, von Isak weg.
    Einige wertvolle Augenblicke lang hatten sie sich als Ebenbürtige voller Stolz gemustert, dann ein respektvolles Nicken ausgetauscht. Anschließend hatte sich Fernal tief verbeugt und mit einer tiefen, angenehmen Stimme vorgestellt, was eine hörbare Erleichterung bei den Anwesenden hervorgerufen hatte. Das Geräusch hatte Fernal wohl erschreckt, denn er hatte sich ruckartig und mit gehetztem Blick aufgerichtet. Dies wiederum hatte die nächsten Soldaten vor Angst erstarren lassen, als hätten sie das Zischen einer Eiskobra vernommen.
    Isak hatte die Anspannung gelöst, indem er Fernals Arm ergriffen hatte. Aber der Sohn des Nartis war dennoch sichtlich erleichtert gewesen, als sich Isak den anderen Männern zugewandt hatte, so dass er wieder in die dunkle Ecke hatte huschen können, in der die Hexe auf ihn wartete.

    Endlich hatte Isak mit Erleichterung und einem freundlichen Lächeln auch General Lahks Arm umfasst, nachdem er die Formalitäten mit Fernal abgewickelt hatte. Erst da hatte er die Sorge in Lahks Auge bemerkt, die Anspannung in den Zügen dieses Mannes, der für seinen Mangel an Gefühlen berühmt war.
    Schlechte Neuigkeiten, mein Lord.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Luft um ihn herum mit kochender Energie gefüllt.
    Man hätte es vorhersehen und verhindern müssen. Haushofmeister Lesarl entschuldigt sich dafür, die Angelegenheit nicht in größerer Dringlichkeit mit Euch besprochen zu haben.
    Seine Kehle hatte sich zugeschnürt. Jeder vergebliche Versuch einer Antwort wurde vereitelt, als der General weitersprach, als fürchte er innehalten zu müssen, bevor ihm die Luft ausging.
    Euer Vater, mein Lord , hatte er leise gesagt. Euer Vater wird vermisst.

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