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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Man hat ihn entführt.
    Isak konnte es unter seiner Haut rumoren fühlen, dieses nicht enden wollende Gefühl von Schuld und Wut, das nur noch schlimmer wurde, weil er es nicht herauslassen konnte. Er konnte deswegen nur sich selbst einen Vorwurf machen. Er war derjenige mit der Macht. Er war derjenige, der nicht bemerkt hatte, dass es eine Gefahr gab. Sein Vater Hormann war so dickköpfig und stolz wie er selbst. Sie hatten sich beständig im Streit befunden, aber das war nicht wichtig gewesen, bis Isak erwählt worden war. Jetzt war ihre Beziehung eine Staatsangelegenheit, ein Mittel um Unruhe zu stiften. Oder eine andere Nation konnte sie gegen ihn verwenden. Aber das war es nicht, was Isak plagte. Es war die Spur der Zerstörung, die er hinter sich herzog. Zuerst Carel, der mit nur noch einem Arm krank und schwach im Bett lag und Vesna, dessen Blick gebrochen war – beide Männer waren erfahrene Soldaten, doch erst in Isaks Nähe waren sie unheilbar gezeichnet worden. Und jetzt zahlte sein Vater, der nicht einmal ein
Teil von Isaks neuem Leben hatte sein wollen, den Preis für die Beziehung zu ihm. Er war erwählt und verflucht. Würde die Freundschaft, die er so selten verschenkte, einen Tribut von ihnen allen fordern?
    Isak stöhnte auf, als das Feuer im seinem Kopf wieder aufloderte und sich der widerspenstige Magiefunken erneut in seinen Handflächen formte. Dieses beinahe urtümliche Gefühl stieg aus seinem Innern auf, flehte darum, verheeren, Häuser einzureißen, irgendetwas tun zu dürfen – nur um ihn von der Schuld abzulenken, in der er zu ertrinken drohte.
    Mach dir wegen der Handlungen anderer keine Vorwürfe , sagte eine Stimme in seinem Kopf. Erschrocken riss Isak die Augen auf. Die Hexe von Llehden stand reglos im Türrahmen. Sogar die Bewegung ihres Brustkorbes beim Atmen war unsichtbar. Ehla erinnerte ihn an die Statuen aus seinen Träumen von der Weißen Insel: zeitlos und abweisend, und doch zugleich beruhigend und still.
    Die Träume von der Weißen Insel und Lord Bahls Tod dort … sie sind nicht zurückgekehrt, nachdem sie wahr geworden sind. Heute waren seine Nächte zerrissener, voller kantiger Formen in seinem Geist, Stücken aus Aryn Bwrs geschändeten Erinnerungen, die sich mit seiner eigenen Angst vor der Zukunft vermischten. Isak verabscheute seine Träume, wenn ihn nicht eben Xeliath besuchte. Der vertraute Schrecken der Weißen Insel erschien ihm jetzt beinahe erstrebenswert.
    »Wem soll ich denn Vorwürfe machen?«, fragte er laut.
    Was nützen Vorwürfe überhaupt?
    Isak ballte die Faust, konnte seinen Ärger aber bezähmen. »Was, bei Ghenna, soll das denn schon wieder bedeuten?«
    Vorwürfe haben keinen Nutzen, sie befeuern nur das Inferno in deinem Innern. Ehlas Ausdruck wurde etwas freundlicher. Konzentriere dich nicht darauf, wem Vorwürfe zu machen sind, oder wer die
Schuld an dem Geschehenen trägt. Kümmere dich darum, die Lage zu bereinigen, suhle dich nicht in ihr.
    »Ich bin der Lord der Farlan«, sagte Isak mit mühsam beherrschter Stimme. »Und auch wenn manch einer das nicht glauben will, so habe ich doch mittlerweile etwas darüber gelernt, was das bedeutet. Ich weiß, dass meine Pflicht dem Stamm gegenüber wichtiger ist, aber solche Dinge bedürfen einer Antwort, sonst erscheinen wir …«
    Pflicht dem Stamm gegenüber? , fragte die Hexe tadelnd. Kein Wunder, dass es heutzutage so wenige Hexenmeister im Land gibt, wenn alle Männer so blind sind. Ein Mann glaubt, er sei ein großartiger Lord, wenn er sich selbst der Pflicht dem Stamm gegenüber opfert, und denkt gar nicht erst darüber nach, dass dem Stamm möglicherweise besser gedient wäre, wenn er seine Pflicht sich selbst gegenüber erkennen würde.« Sie ging in die Hocke, um mit Isak auf Augenhöhe zu sein und funkelte ihn an. Blinder Gehorsam der Pflicht gegenüber laugt dich aus wie ein Vampir und lässt nicht mehr zurück als eine tote Hülle. Dein Lord wusste das, nicht wahr? Lord Bahl wusste, dass die Pflicht ihn zunächst benutzen und dann fallen lassen würde, ihm das innerste Mark seines Wesens aussaugen und nur trockene, zertrümmerte Knochen zurücklassen würde.«
    »Dein Blut gegeben, den Schmerz erlitten für die, die darum weder wissen noch sich scheren.« Isak murmelte die Warnung vor sich hin, die Bahl ausgesprochen hatte, als er die Rüstung des letzten Königs zum ersten Mal angelegt hatte. Der Geschmack von Magie, der durch diese Höhle glitt, das Kratzen der Drachenschuppen auf

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