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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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makellos und poliert.
    Seht ihn euch an , dachte der General, noch ein Zeichen dafür, dass der Orden vom rechten Weg abkommt. So zieht er sich wohl jeden Tag an, an dem er Dienst tut, und ich ziehe mit einem uralten Schuppenpanzer
in den Kampf, weil es der Regelkodex so verlangt. Er schüttelte den Kopf. Und meine rechte Hand würde mich auspeitschen lassen, wenn ich einen Kürass anlegte. Wir haben uns wirklich in diesem Land verirrt. Ich hoffe, dass Lord Isak uns wieder den rechten Weg weisen kann. Er seufzte und wandte sich dem jungen Mann zu.
    »Was berichten die Späher, Leutnant?«
    »Die verbliebenen Söldnerheere marschieren auf das südliche Tor der Stadt zu.«
    Gort winkte nach seinem Stellvertreter General Chotech, bis dieser aufsah, und bedeutete ihm herzukommen. Der Chetse entließ den Mann, mit dem er gerade gesprochen hatte, und eilte zu ihm.
    »General, das solltet Ihr hören. Die Söldner sind auf dem Weg zum Fuchsloch. Leutnant, wie lautete ihr Befehl?«
    »Ich bin nicht sicher, Herr.« Der Leutnant hustete unsicher. »Die Späher blieben in diesem Punkt ungenau. Sie sagten, die Söldner hätten keine Befehle. Ich nehme an, das sollte heißen, dass beide Armeen angreifen.«
    »Sie greifen an?«, stieß General Chotech hervor. »Sind jetzt alle an diesem verdammten Ort verrückt geworden?«
    »So scheint es«, sagte Gort beherrscht. »Aber ich möchte Euch daran erinnern, Leutnant, dass es nicht weise ist, aus dem, was Männer an der Front sagen, auf das zu schließen, was man von ihnen zu hören erwartet. Soldaten mögen sich leicht begeistern lassen, aber Späher sind meist Veteranen mit einem Mindestmaß an Verstand.« Er seufzte, als der gescholtene Gehilfe betreten nickte. »Trotzdem könntet Ihr recht haben. Wenn sie sich als Verstärkung für die Stadtgarnisonen auf den Weg machten, würde das wohl etwas geordneter geschehen. Es scheint wahr, was die Bürger uns erzählt haben. Die Leute von Scree haben den Göttern und der Vernunft abgeschworen. Sie gehen wie Tiere aufeinander los.«
    »Was unternehmen wir dagegen?«, fragte General Chotech.

    Gort wandte sich an seinen Gehilfen: »Wegtreten, Leutnant. Wenn Oberst Ortof-Greyl zurückkehrt, schickt ihn bitte zu uns.«
    Der Leutnant verneigte sich knapp und ging, offensichtlich nicht glücklich darüber, weggeschickt zu werden.
    Gort beugte sich zu dem Chetse vor. »Ich glaube, wir müssen auch auf die Stadt zumarschieren.«
    »Wenn wir in diesen Schlamassel hineingeraten, kommen wir bis zum bitteren Ende nicht mehr heraus«, zischte Chotech.
    »Das weiß ich.« Er kratzte sich so gut es in der Rüstung möglich war unter dem Arm. Ein Feldzug und ein unnachgiebiger Sommer waren für einen alten Mann nicht eben Garanten für Sauberkeit. »Ich denke, wir haben keine Wahl. Wir sind Ritter der Tempel und haben klare Pflichten.«
    »General, ich verstehe, was Ihr meint«, betonte Chotech. »Aber wir haben nur sechstausend Soldaten. In Sialas Auftrag verteidigen aber mindestens fünfzehntausend die Mauern, und wir wissen nicht einmal, wer die beiden Armeen befehligt, die sich von Süden her nähern. Sie könnten ihre Befehle von wer weiß wem bekommen!«
    »Das stimmt. Aber ihre Befehlshaber – und ich kann nicht glauben, dass der Weiße Zirkel so dumm sein kann, Raylin mit der Führung ganzer Legionen zu betrauen, gleichgültig was man hört – haben jetzt offensichtlich beschlossen, dass es Zeit wird, sich so viel Beute wie möglich zu sichern, solange in Scree noch etwas zu holen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Söldner darauf einlassen, in eine brennende Stadt zu ziehen, um sie zu verteidigen.«
    »Eine Verzweiflungstat also. Ihre Vorräte gehen ihnen wohl aus und ihr Kommandant hat erkannt, dass er ihnen eine Aufgabe geben muss, um sie beisammenzuhalten.«
    »Und das könnte zu einer Katastophe führen, sobald sie in der Stadt sind.« General Gort unterbrach sich, als sein Blick auf
einen Mann fiel, der sich durch das Zwielicht auf sie zuschob: Oberst Ortof-Greyl mühte sich mit einer Krücke unter dem rechten Arm ab. Als er näher kam, sahen sie, dass sein Gesicht blutverschmiert und sein Kettenhemd zerrissen war.
    »Ihr Götter, was ist denn geschehen, Mann?«, rief Gort. »Habt Ihr mit Lord Isak gesprochen?«
    »Nein, Herr«, antwortete Ortof-Greyl schwer atmend. Leutnant Mehat folgte dem Oberst sichtlich verwirrt. Sein Gehilfe war nicht in die Geheimnisse ihrer Gruppierung eingeweiht und wusste darum nicht, warum der

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